Günther-Schmidt: "Da ist man dann auch ein wenig sprachlos"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Julian Günther-Schmidt vom FC Carl Zeiss Jena über das spektakuläre 4:5 gegen die SpVgg Unterhaching, seine monatelange Verletzungspause, den Abstiegskampf und die kommende Partie bei den Würzburger Kickers.
[box type="info" size="large"]"Gibt es keinen Grund, Trübsal zu blasen"[/box]
liga3-online.de: Das jüngste 4:5 des FC Carl Zeiss Jena gegen die SpVgg Unterhaching war ein absolutes Spektakel. Wie haben Sie das Spiel erlebt, Herr Günther-Schmidt?
Julian Günther-Schmidt: Es war eine ziemlich turbulente Partie, in der wir es leider zu keinem Zeitpunkt geschafft haben, Ruhe ins Spiel zu bringen. Nach unseren Toren haben wir zu früh die Gegentreffer hinnehmen müssen. Wir haben zweimal geführt, vier Tore geschossen und trotzdem verloren. Das ist Wahnsinn.
Ihr sehenswerter Volleytreffer aus über 20 Metern zum 3:2 war wohl das Tor des Tages, keine zehn Minuten später lag Ihr Team aber 3:4 zurück. Das war sinnbildlich für das gesamte Spiel. Hatten Sie in einem Fußballspiel schon einmal ein solches Wechselbad der Gefühle?
Nein, ich kann mich jetzt aus dem Stegreif tatsächlich an kein Spiel erinnern, was ähnlich verlaufen ist. Es ist schon bitter, wenn man ein solches Tor erzielt und sich nur ein paar Minuten darüber freuen kann, weil dann schon wieder zwei Gegentreffer fallen. Die Begegnung hat uns denke ich einmal mehr gezeigt, worauf wir den Fokus legen müssen. Bei unserer Defensivarbeit läuft noch einiges verkehrt, insgesamt 29 Gegentore nach 16 Spielen sind deutlich zu viele.
Wie erging es Ihnen unmittelbar nach dem Abpfiff?
Wir waren alle komplett frustriert. Nach einem solchen Spiel keinen Punkt mitzunehmen, ist für einen Fußballer glaube ich das Worst Case Szenario. Gerade als Stürmer nervt es extrem, wenn man offensiv ein klasse Spiel gezeigt und unglaublich viel investiert hat, man am Ende aber trotzdem mit leeren Händen dasteht. Da ist man dann auch ein wenig sprachlos.
Jena verpasste durch die Niederlage den Sprung auf einen Nichtabstiegsplatz, der Rückstand beträgt aber nur einen Punkt. Wie bewerten Sie die Tabellensituation?
Erst einmal müssen wir uns eingestehen, dass wir – vor allem wegen der vielen Gegentreffer – zurecht unten drin stecken. Allerdings gibt es keinen Grund, Trübsal zu blasen. Die Leistungsdichte in der 3. Liga ist sehr eng, Platz elf ist gerade einmal zwei Zähler entfernt. Mit nur zwei Siegen kann man sich schnell wieder freischwimmen. Ich denke, dass es im Abstiegskampf bis zum Saisonende sehr spannend zugehen wird.
[box type="info" size="large"]"Wird noch dauern, bis ich wieder topfit bin"[/box]
Für Sie war es erst der fünfte Saisoneinsatz, nachdem Sie wegen eines Innenbandrisses einige Monate passen mussten. Sind Sie schon wieder bei 100 Prozent?
Nein, noch lange nicht. Es ist schon niederschmetternd für den Kopf, wenn man so lange ausfällt und Ende November erst fünf Saisonspiele bestritten hat. Hinzu kommt ja auch noch, dass ich in den letzten Wochen erneut muskuläre Probleme hatte und beim 3:2-Erfolg in Wiesbaden wieder ausgefallen bin. Es wird noch dauern, bis ich wieder topfit bin.
Seit Sommer 2017 sind Sie vom Bundesligisten FC Augsburg an den FC Carl Zeiss ausgeliehen. Für den FCA waren Sie im Oberhaus bereits viermal am Ball. Ist es Ihr großes Ziel, sich langfristig bei den FCA-Profis durchsetzen?
Wie jeder andere Fußballer auch, möchte ich so hoch wie möglich spielen. Und natürlich wäre es ein Traum für mich, irgendwann fester Bestandteil des Bundesliga-Kaders beim FC Augsburg zu sein. Aber wer weiß, was die Zukunft bringt. Derzeit geht es für mich ausschließlich darum, fit zu werden und mit Jena die Klasse zu halten.
Ist die 3. Liga die perfekte Spielklasse, um sich als Profi in seiner Entwicklung den Feinschliff zu holen?
Es ist auf jeden Fall eine Liga, die ein Sprungbrett sein kann. Einige aktuelle Erst- und Zweitligaprofis waren vorher in der 3. Liga am Ball. Als Beispiel fällt mir Erik Thommy ein, der vom FC Augsburg an den SSV Jahn Regensburg ausgeliehen war und mit dem SSV 2017 den Aufstieg in die 2. Bundesliga schaffte. Jetzt kommt er regelmäßig in der 1. Liga für den VfB Stuttgart zum Einsatz.
Am Samstag geht es mit der Partie bei den Würzburger Kickers weiter, die zwar fünf Plätze vor Ihnen stehen, aber nur zwei Punkte mehr haben. Was ist gefordert, um in Würzburg dreifach zu punkten?
Wenn wir als Mannschaft unsere Defensivprobleme in den Griff bekommen, bin ich guter Dinge. Dass wir eine gewisse individuelle Klasse haben und es jedem Gegner in der 3. Liga schwer machen können, hat die Partie gegen Unterhaching gezeigt. Gegen einen Aufstiegskandidaten vier Tore zu schießen, kann sich schon sehen lassen.