Video: So lief der Minuten-Streik bei Haching gegen Lautern
Aus Unzufriedenheit aufgrund des drohenden Scheiterns der Regionalliga-Reform kündigten die 20 Drittlligisten am Freitagmittag eine gemeinsame Protestaktion für diesen Spieltag an. Am Freitagabend kam es beim Spiel zwischen Unterhaching und Kaiserslautern (5:0) zur Premiere.
Eine Minute Stillstand
"Stillstehen gegen den Stillstand" lautet das Motto, unter dem die Vereine an diesem Wochenende für eine Minute stillstehen wollen. Und so kam es am Freitag auch: Als Schiedsrichter Sven Waschitzki die Partie um 19 Uhr anpfiff, spielte Hachings Sascha Bigalke den Ball zu Lauterns Gino Fechner, der das Spielgerät umgehend zurück zum Mittelpunkt beförderte. Anschließend standen alle 22 Spieler wie angekündigt eine Minute lang still, während der Stadionsprecher die Erklärung vorlas, die die Vereine am Mittag verschickt hatten. Am Ende der Minute zählte der Stadionsprecher einen Countdown herunter, anschließend rollte der Ball.
Schromm lobt Aktion
Während DFB-Vizepräsident Peter Frymuth die Aktion der Drittligisten in einer Stellungnahme am Abend als "nicht zielführend" bezeichnete, fand Hachings Trainer Claus Schromm nach Abpfiff klare Worte: "So ein Protest ist bitter notwendig gewesen. Es ist schön, dass zwischen den 20 Klubs Einigkeit besteht."
Auch Präsident Manfred Schwabl bezog am "Telekom"-Mikrofon Stellung: "Fakt ist, dass wir vor einem Jahr die Hand gereicht haben. Denn wenn man etwas ändern will, muss es immer Krompomisse geben. Wir haben gesagt, wir geben einen vierten Absteiger her, aber mit der Maßgabe, dass es nur vier Regionalligen gibt und die Meister aufsteigen." Das, so Schwabl, sei den Vereinen auch versprochen worden. Jedoch sei die Entscheidung über die Reduzierung der Staffeln nun an die Regionalverbände zurückgegeben worden, "die überhaupt kein Interesse daran haben, dass die Regionalligen von fünf auf vier oder drei reduziert werden", schimpfte der 52-Jährige. "Deswegen haben wir gesagt: das bringt das Fass zum Überlaufen. Wir haben gesagt, wir müssen uns wehren – sonst haben wir irgendwann zehn Absteiger."
"Dann können wir gleich 40 Insolvenzen anmelden"
Die von DFB-Vizepräsident Rainer Koch in den Raum gestellte Idee einer zweigleisigen 3. Liga verwies Schwabl unterdessen in das Reich der Fabeln: "Das macht überhaupt keinen Sinn, da wir schon in der eingleisigen 3. Liga ums Überleben kämpfen. Die Dritte Liga wird wirtschaftlich und sportpolitisch mit Füßen getreten – das muss man klar sagen." Dagegen müsse man sich wehren. "Wenn man von ein- auf zweigleisig geht, dann haben wir die Hälfte an Geldern – und können gleich 40 Insolvenzen anmelden." Dann könnte man die 3. Liga auch abmelden und Breitensport machen. "Wenn das so weiter geht, wird die Dritte Liga irgendwann nicht mehr existieren", warnte Schwabl, der dem DFB vorwarf, überwiegend aus eigenen Interessen zu handeln: "Die 3. Liga wird vom Ligaträger nicht unterstützt, sondern mit Füßen getreten. Vielleicht müssen wir uns überlegen und uns vielleicht abspalten oder was anderes." Am Wochenende wird die Protestaktion gegen den DFB weitergehen.
[box type="info"]Scheitert die Regionalliga-Reform? Fragen und Antworten[/box]