Schenkers Steilvorlage #4: Rock’n’Roll statt stille Nacht

Nele Schenker, bekannt als Moderatorin bei "Telekom Sport", stellt in der Kolumne "Schenkers Steilvorlage" ihre Sicht zu den Geschehnissen in der 3. Liga dar. Heute: Ausgabe 4.

Protest gegen den DFB: Drittliga-Familie steht zusammen

Ja ist es denn schon … Ja! Nur noch drei Spieltage und dann liegen die Geschenke wieder unterm Weihnachtsbaum. Für einige Drittligisten größere, für andere kleinere und für wenige sogar keine. Der Wunschzettel der Liga dürfte nach der Hinrunde trotzdem erfüllt sein: viele Überraschungen, Rekorde und jede Menge Spannung. Was für ein Fest!

Pünktlich zur Weihnachtszeit steht die Drittliga-Familie wortwörtlich zusammen. Beim Thema Regionalliga-Reform schüren die Vereine einen beachtlichen Zusammenhalt, der beim DFB so einige Glocken klingeln lassen dürfte. Von einer zweigleisigen 3. Liga wollen die Vereine erst gar nichts wissen. Wieso auch?! Diese eingleisige Liga ist einzigartig und schreibt Geschichte.1,4 Millionen Zuschauer – so viele wie noch nie. 462 Tore – der zweitbeste Wert der Historie. Nur 68 Heimsiege – so wenige wie noch nie. Erst 25 Platzverweise – zehn weniger als jemals zu vor zu diesem Zeitpunkt. Noch Fragen?!

Abstiegskampf ist Rock’n’Roll

Ja, wie ist das denn nun mit vier Absteigern? Anstrengender aber auch spannender als je zuvor. Dieser Abstiegskampf ist Rock’n’Roll. Nur wenige hält es auf den sicheren Plätzen, 14 von 20 Teams hat er in dieser Saison schon mitgerissen. Die halbe Liga dreht sich um ihn und das ist sogar noch untertrieben. Der TSV 1860 auf Platz neun liegt gerade einmal fünf Punkte über dem Strich. Nie war der Abstand zu diesem Zeitpunkt so gering und nie waren so viele Mannschaften gefährdet.

Man kann also auch ganz schnell aus dem Takt kommen, wie Fortuna Köln beweist. Unter Kaczmarek gab es bisher nur einen Punkt und 0:16 Toren in vier Spielen. Man kann sich aber auch verausgaben und trotzdem nichts auf das Parkett kriegen. Siehe Jena: Mit sechs Toren in den letzten beiden Spielen eine heiße Sohle hingelegt, aber zehn Gegentore kassiert und null Punkte geholt. Dieser Abstiegskampf wird ein heißes Tänzchen bleiben.

Deutliche Gegensätze

Und in Braunschweig brennt schon jetzt der Baum. Der Aufstiegskandidat ist abgeschlagener Letzter. Noch nie hat ein Verein einen Rückstand von acht Punkten auf das rettenden Ufer aufgeholt – es gab aber auch noch nie einen Klub, der nach 17 Spieltagen so weit zurücklag. Ein Trainereffekt und Aussicht auf Besserung bei dem Festprogramm mit Halle, Cottbus, Karlsruhe: Fehlanzeige. Es werden traurige Weihnachten für die Eintracht-Fans. Während man auch auf dem Betzenberg nach der Entlassung von Trainer Michael Frontzeck noch an der Besinnlichkeit bastelt, gibt es vielerorts auch echte Feiertage.

In Osnabrück, Haching und Halle beispielsweise darf man sich – Stand jetzt – eine fette Gans gönnen. Den Anhängern dürfte es schmecken, diese drei Vereine überraschenderweise so weit oben zu sehen. Die Spielvereinigung wurde zwischendurch noch verlacht für den Remis-Rekord und Halles Fetsch als Chancentod verspottet – und siehe da, es kommt doch anders als man denkt. Haching verbucht 16 Buden in drei Partien und Fetsch wird zum Knipser vom Dienst und tritt in den letzten fünf Ligaspielen fünfmal. Surprise surprise!

Und so wird es sicher weitergehen. Uns erwartet eine mehr oder doch weniger besinnliche Adventszeit mit einigen Überraschungen und weiteren Rekorden. Aber was soll das ganze Lametta, entscheidend ist was unterm Baum liegt.

   

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