Zwickau sorgt für Kontrastprogramm zu Finanzproblemen
Der FSV Zwickau sorgt auf dem Platz für das Kontrastprogramm zu den Problemen hinter den Kulissen. Durch den 2:0-Sieg bei Preußen Münster grüßen die vor Saisonbeginn vielerorts als Abstiegskandidat gehandelten Westsachsen mit einem ordentlichen Polster auf die Gefahrenzone nach der ersten Hälfte der Spielzeit aus der oberen Tabellenhälfte.
"Waren vor dem Tor sehr effektiv"
FSV-Trainer Joe Enochs bemühte sich nach dem dritten Auswärtserfolg seines Teams in der laufenden Saison allerdings umgehend um eine realistische Einordnung des Sieges: "Wir können mit den drei Punkten zufrieden sein, aber das war keine Glanzleistung. Wir waren nur vor dem Tor sehr effektiv und haben aus vier Chancen zwei Tore gemacht“, analysierte der Kalifornier nach Spielschluss vor der versammelten Presse. Angesichts einiger Möglichkeiten der Gastgeber und ebenso vieler Paraden von Torwart Johannes Brinkies verbuchte Enochs den Dreier durch die Tore von Anthony Barylla (5.) und Ronny König (21.) im "Telekom"-Interview als glücklich: "Münster hat so viele Chancen wie wir gehabt, hat sie aber nur nicht reingemacht."
Effektivität hin oder her: Zwickau steht nach nur einer Niederlage aus den vergangenen acht Liga-Spielen deutlich besser da als erwartet. Nachdem die Schwäne erstmals in der Saison zwei Siege nacheinander eingefahren haben (in der Vorwoche 3:0 gegen die SG Sonnenhof Großaspach), rangiert Zwickau vor dem pikanten Rückrunden-Auftakt am Samstag beim Ostrivalen Hallescher FC und seinem früheren Trainer Torsten Ziegner etwas überraschend mit der besten Hinrunden-Bilanz seiner Drittliga-Geschichte von 25 Punkten auf dem neunten Tabellenplatz. Der Vorsprung von Enochs Mannschaft auf den ersten Abstiegsplatz beträgt immerhin schon fünf Zähler.
Aus Sicht von Kapitän Toni Wachsmuth war der Erfolg in Münster mehr als lediglich drei Punkte für den Kampf gegen den Abstieg wert. Der nach einer auskurierten Magen-Darm-Infektion ins FSV-Team zurückgekehrte Abwehrchef bewertete den gelungenen Auftritt in Westfalen auch als Antwort auf die finanziellen Probleme des Klubs, der im Vorfeld der Begegnung vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) zur Schließung einer Etatlücke von 740.000 Euro aufgefordert worden ist.
Ein "Signal an Region und Stadt"
"Die finanziellen Dinge“, sagte Wachsmuth in der "Freien Presse", "können wir nicht beeinflussen. Das, was wir Spieler machen können, ist, Punkte zu holen. Vielleicht wirken die zwei Siege wie ein kleines Signal an die Region und an die Stadt, dass es sich lohnt, den Verein zu unterstützen“.
Sein ganz eigenes Glück genoss unterdessen Barylla nach seinem wichtigen Führungstreffer mit einem Sonntagsschuss "Marke Tor des Monats". Für den 21-Jährigen war sein erstes Saisontor geradezu eine Befreiung: "Endlich hat es geklappt mit dem Tor", meinte der Außenverteidiger und beschrieb in der "Bild" seinen Treffer nochmals: "Ich habe einfach draufgehalten. Entweder geht der in die Wolken oder eben rein."
Barylla versprach jedoch zugleich nicht nur für das letzte Spiel des Jahres in Halle volle Konzentration und Anstrengung für eine Stabilisierung zumindest der sportlichen Situation: Die gute Ausgangsposition "nehmen wir gerne als Lohn für unsere Arbeit mit, aber wir werden uns darauf garantiert nicht ausruhen."