Die besten Spiele des Jahres: Platz 25 bis 15

Auf insgesamt 382 Meisterschaftsspiele – plus einige Partien im DFB-Pokal – kann die 3. Liga im Jahr 2018 zurückblicken. Aus dieser Menge stachen einige Partien aus bestimmten Umständen ganz besonders hervor: Klare Siege, torreiche Aufeinandertreffen oder emotionale Entscheidungen. Zum Jahresabschluss haben wir sämtliche "Spiele des Jahres" in einer Top 25-Bilanz gebündelt. Zum Auftakt die Plätze 25 bis 15.

[box type="info"]Info: Die Plätze 14 bis 1 werden in den nächsten Tagen bis zum 31. Dezember veröffentlicht.[/box]

Das inoffizielle Eröffnungsspiel der 3. Liga fand am allerersten Spieltag nicht freitags in Braunschweig, sondern tags darauf auf dem Lauterer Betzenberg statt: Beeindruckende 41.324 Zuschauer pilgerten zur historischen Spielstätte, um das nicht minder traditionsreiche Duell zwischen dem FCK und 1860 München zu sehen – auch rund 6.000 Löwen waren mitgereist. Im Duell Absteiger gegen Aufsteiger waren die Rollen klar verteilt, und tatsächlich lieferte Kaiserslautern vor der stimmungsvollen Kulisse einen beherzten Auftritt, erspielte sich ein Chancenplus. Dennoch deutete mit zunehmender Spieldauer mehr und mehr auf ein 0:0 hin, es wäre ein unwürdiges Ergebnis angesichts des tollen Rahmens gewesen. Einer hatte etwas dagegen: Janek Sternberg, der mit einem platzierten Linksschuss das Tor des Tages für die Gastgeber erzielte (86.).

 

Es war eine furchtbare Saison für Rot-Weiß Erfurt. Hinter den Kulissen knarzte es gewaltig, sportlich hatte RWE einfach keine drittligafähige Mannschaft an den Start gebracht und auf der Trainerbank trennte man sich viel zu früh von Stefan Krämer, der stets den Eindruck erweckte, an den widrigen Umständen noch so viel Gefallen zu finden, um das Maximum herauszuholen. Zum Saisonende hin stand schließlich nur noch der Schatten des einstigen Drittliga-Dinos auf dem Rasen – es war eine Einladung für alle Gegner, Selbstvertrauen zu tanken. Zwickau nutzte das, Chemnitz auch, Meppen auch. Niemand aber war so erbarmungslos wie Sonnenhof Großaspach, das schon nach 45 Minuten mit 4:0 im Steigerwaldstadion führte und mit 6:0 Toren und Partystimmung pur nach Hause fuhr. Für die Statistiker: Der "Kicker" verteilte elf Mal die Note "ungenügend", bei Großaspach erzielten sechs Spieler jeweils einen Treffer.

 

Auf sportlicher Ebene wäre das Duell zwischen Zwickau und Kaiserslautern wohl kaum in diese Auswahl gekommen. Vielmehr rückte Schiedsrichter Markus Wollenweber unfreiwillig in den Mittelpunkt, als er beim Stand von 1:0 für die Gäste in der Nachspielzeit einen sehr mutigen Elfmeterpfiff tätigte: FCK-Defensivmann Jan Löhmannsröben hatte einen Ball mit dem Arm berührt, zuvor war er allerdings vom Ellenbogen des Gegenspielers Ronny König mehr oder minder ausgeknockt worden. Zwickaus Kapitän Toni Wachsmuth nahm das Geschenk an, traf zum Ausgleich – bei Löhmannsröben entlud sich wenige Minuten nach Abpfiff die ganze Wut in einem denkwürdigen Interview. "Der soll Cornflakes zählen gehen!“, schimpfte der Verteidiger auf den Unparteiischen ein. Anschließend ermittelte der DFB gegen ihn, aus Solidarität schickten mehr als tausend Fans Cornflakes-Packungen in die Frankfurter DFB-Zentrale. Löhmannsröben musste unterdessen eine Geldstrafe zahlen.

 

Ein blaues Wunder erlebte Hansa während einer Englischen Woche Ende September, als Preußen Münster die Hausherren mit einem 4:1-Erfolg zum Nachdenken brachte. Vorentschieden war die Begegnung bereits nach sechs Minuten, als Rufat Dadashov, zweimal begünstigt durch inkonsequentes Abwehrverhalten der Rostocker, im Alleingang einen 2:0-Vorsprung für die Adlerträger herausgeschossen hatte. Zwar drückte Hansa danach und kam nach der Pause zum verdienten Anschluss, den Dadashov aber umgehend konterte und damit seine starke Leistung krönte. Den Schlusspunkt setzte Lucas Cueto in der letzten Spielminute – da war so mancher Rostocker Fan schon auf dem Heimweg.

 

Sechs Tore für eine Mannschaft sind in der 3. Liga für gewöhnlich eine Rarität. Der 1. FC Magdeburg widerlegte am 29. Spieltag diese These – und ganz nebenbei ließ er auch jene Kritiker eindrucksvoll verstummen, die ihm mangelnde spielerische Klasse vorwarfen. Sechs Tore schenkte der FCM der sonst so sattelfesten Aalener Defensive um Keeper Daniel Bernhardt ein, 3:0 stand es bereits nach 14 (!) Minuten. Magdeburg spielte sich phasenweise in einen Rausch, gönnte sich aber – was für eine Majestätsbeleidigung – auch Auszeiten vor und nach dem Seitenwechsel, lieferte gewiss nicht sein allerbestes Saisonspiel ab. Tatsächlich reichten 35 grandiose Minuten zu Spielbeginn sowie in der Schlussphase, um Aalen vor 17.000 begeisterten Zuschauern aus dem Stadion zu schießen. Verrückt: Die sechs Treffer erzielten sechs verschiedene Torschützen.

 

Es lief die 53. Minute, als Matthias Kühne den Ball zu FCC-Keeper Jo Coppens zurückspielte. Dieser nahm das Leder mit aller Ruhe an und brachte es mit einem weiten Schlag zurück in die gegnerische Hälfte. Der Ball wurde immer länger und kam etwa 18 Meter vor dem Bremer Tor auf. Werder-Keeper Eric Oelschlägel stand etwas zu weit vor dem Kasten, sprang zwar zum Ball, erreichte ihn aber nicht mehr und musste mit ansehen, wie der Abschlag von Coppens aus über 80 Metern tatsächlich im Tor landete. "Ich weiß gar nicht, was ich fühlen soll. Das ist das erste Mal, dass ich so ein Tor erziele", sagte der Belgier nach Spielende bei "Telekom Sport". Sein Treffer führte zum 2:2, am Ende gewann Jena mit 4:2 und besiegelte damit den Abstieg des SV Werder Bremen II.

 

Seinen höchsten Auswärtssieg markierte der 1. FC Magdeburg im Nachholspiel des 30. Spieltags. Bei Carl Zeiss Jena, sonst eine heimstarke Mannschaft, hieß es 5:1 – entschieden war die Partie schon beim Stande von 3:0 nach 33 Minuten. Philip Türpitz schnürte dabei einen ungewöhnlichen Dreierpack, denn er durfte gleich dreimal vom Elfmeterpunkt aus antreten: Den ersten verwandelte er "lediglich" im Nachschuss, bei den folgenden zwei Versuchen netzte er direkt. Noch absurder: Marcel Costly war es, der in allen drei Fällen zuvor gefoult worden war und sich die entsprechenden Punkte als Vorlagengeber abholen durfte. Weil der fünfte FCM-Treffer bereits nach 60 Minuten fiel, war kurzzeitig sogar eine denkwürdige Heimniederlage für die Thüringer drin. Doch Magdeburg schaltete etwas zurück und vergab seine finalen Chancen auf das halbe Dutzend.

 

Vor den 90 Minuten auf der Karlsruher Wildpark-Baustelle gingen viele von einem Spitzenspiel auf Augenhöhe aus, doch es endete in der höchsten Drittliga-Niederlage der Münsteraner Vereinsgeschichte. 30 Minuten lang passierte in der Begegnung überhaupt nichts, ehe Schiedsrichter Sven Jablonski dem KSC einen Elfmeter zusprach, der eher keiner war. Münster, das in den Wochen zuvor immer wieder mit den Unparteiischen gehadert hatte, reagierte (zu) emotional, holte sich eine Rote Karte ab und lag zur Pause unter anderem aufgrund eines weiteren umstrittenen Strafstoßes bereits mit 0:3 im Hintertreffen. In Überzahl wurde die Partie nach dem Seitenwechsel zu einem Schaulaufen der Gastgeber, die einen Kantersieg herausschossen und einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Herbstmeisterschaft machten.

 

Vor dem 24. Spieltag der vergangenen Saison hatte sich die Negativserie in Osnabrück weiter zugespitzt. Nur noch drei Punkte war der Chemnitzer FC entfernt, der zudem zum direkten Duell anreiste. Und tatsächlich starteten die Sachsen gar nicht übel, hätten in Führung gehen können – doch das Tor machte Marcos Alvarez für den VfL per Elfmeter. Stand es zur Pause damit 1:0 für die Gastgeber, wurden die Hoffnungen des späteren Absteigers aus Chemnitz in der zweiten Halbzeit auf bittere Art und Weise zunichtegemacht: Zwischen der 57. und der 68. Minute zappelte jeder Abschluss der Elf von Daniel Thioune im Netz, darunter ein Eigentor von Dennis Grote. Vier Mal musste Ersatztorhüter Kevin Tittel in diesen Minuten hinter sich greifen, ein weiteres Mal kurz vor dem Schlusspfiff. Da nützte auch der Ehrentreffer von Tom Baumgart nichts mehr: Das 1:6 glich einer Demontage und legte die Abwehrprobleme der Himmelblauen gnadenlos offen.

 

Das Spiel in Unterhaching war für den nun ehemaligen Trainer des 1. FC Kaiserslautern Michael Frontzeck schon im Vorfeld zum Endspiel ausgerufen worden, Haching aber hatte zuvor in zwei Partien satte elf Tore erzielt. Das Gemisch konnte nur explodieren, und so kam es dann auch: Während die FCK-Fans in der ersten Halbzeit zugunsten der Abschaffung von Montagsspielen schwiegen, ging Haching bereits mit 2:0 in Front. Nach dem Seitenwechsel zerfiel die Luxus-Truppe um Albaek, Kraus, Hemlein und Thiele dann komplett, es war ein Festtag für Gastgeber gegen heillos überforderte Rote Teufel. Die erwartbare Konsequenz folgte tags darauf: Frontzeck musste gehen, Sascha Hildmann wurde wenig später als Nachfolger vorgestellt.

 

Den Karlsruher SC der vergangenen Saison konnte man als effektiv, defensiv bombensicher und dementsprechend wenig spektakulär betiteln. Auch in dieser Spielzeit gilt das für viele Partien, jedoch nicht mehr für alle. Gerade im eigenen Stadion gab es etwa im DFB-Pokal das doch recht hohe 0:6 gegen Bundesligist Hannover 96 – und jenes Spitzenspiel Ende Oktober, in dem der SV Wehen Wiesbaden bereits zur Pause mit 4:1 führte und einen nie gefährdeten 5:2-Erfolg herausschoss. Der SVWW hatte sogar noch weitere Chancen, die er ungenutzt ließ – es war ein schwarzer Tag für die sonst sichere KSC-Defensive, der damals auf den sechsten Platz abrutschte. Seine Lehren hatte der Gastgeber aus dieser Schmach aber gezogen, der an den folgenden sieben Spieltagen bis zum Ende der Hinrunde 19 von 21 möglichen Zählern einstrich.

   

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

Back to top button