Die besten Spiele des Jahres: Platz 14 bis 4

Auf insgesamt 382 Meisterschaftsspiele – plus einige Partien im DFB-Pokal – kann die 3. Liga im Jahr 2018 zurückblicken. Aus dieser Menge stachen einige Partien aus bestimmten Umständen ganz besonders hervor: Klare Siege, torreiche Aufeinandertreffen oder emotionale Entscheidungen. Zum Jahresabschluss haben wir sämtliche "Spiele des Jahres" in einer Top 25-Bilanz gebündelt. Heute: Die Plätze 14 bis 4.

[box type="info"]Weiterlesen: Die Plätze 25 bis 15[/box]

So spannend und mitreißend die Partien des VfL Osnabrück in dieser Hinrunde auch waren, ein echtes Spektakel gab es auch dank der konzentrierten Abwehrleistungen mit nur 14 Gegentreffern selten. Eine Ausnahme bildete das Freitagabend-Spiel in Braunschweig, das aber dafür mit einem denkwürdigen Verlauf aufwartete: Ein Eigentor von Felix Agu brachte den BTSV in Front, der aber mit einem identischen Eigentor von Gustav Valsvik umgehend "konterte". Auch die zweite Braunschweiger Führung nach 38 Minuten hatte nur wenige Minuten Bestand, ehe Marcos Alvarez kurz nach dem Seitenwechsel einen Strafstoß schund und dieses Geschenk selbst zur Osnabrücker Führung verwandelte, um drei Minuten später sogar das 4:2 nachzulegen (51.). Die Eintracht kam dennoch, erzielte das 3:4 und drängte auf den Ausgleich, der an diesem Oktober-Abend verdient gewesen wäre. Doch er sollte nicht fallen.

 

Pünktlich zum Saisonfinale präsentierte sich der SC Paderborn im April in absoluter Gala-Form und schoss auch den FC Carl Zeiss Jena überdeutlich aus der heimischen Benteler-Arena. Bereits zur Pause stand es nach Toren von Antwi-Adjej (22. / 35.) und Michel (38.) 3:0, nach dem Seitenwechsel machten Michel (64. / 82.) und Yeboah (85.) den Kantersieg schließlich perfekt. Dass Jena an diesem Samstagnachmittag "nur" sechs Gegentore kassierte, war Torhüter Joe Coppens zuzuschreiben. Denn gegen Tietz (66.), Klement (66.), Michel (72.), Yeboah (75. / 79. / 87.) und Ritter (75.) hielt der 27-jährige Keeper in der zweiten Halbzeit jeweils überragend und verhinderte damit ein zweistelliges Ergebnis. Auch FCC-Trainer Mark Zimmermann musste nach dem Spiel zugeben: "Wir hätten auch zehn Tore bekommen können und hätten heute in der 3. Liga gegen jeden Gegner verloren."

 

Was für ein Finale! In buchstäblich letzter Minute holt sich der 1. FC Magdeburg doch noch die Meisterschaft der 3. Liga – und dann auch noch durch einen der Spieler, der den langen Weg vom Niemandsland der Regionalliga bis in die Zweitklassigkeit mitgegangen ist: Nils Butzen. Es war lange ein mäßiges Spiel bei sommerlichen Temperaturen, in dem mehr als 6.000 mitgereiste Magdeburger Anhänger absolute Heimspiel-Atmosphäre im Tecklenburger Land erzeugten. Als dann jedoch der SC Paderborn in seinem letzten Spiel bei Fortuna Köln in Führung ging, schien Magdeburg den prestigeträchtigen Meistertitel aus seinen Händen zu geben. Nicht aber mit Nils Butzen, der in der 88. Minute goldrichtig stand und einen Querpass aus kurzer Distanz versenkte – der Rest war eine einzige große Jubeltraube.

 

Topfavorit Kaiserslautern hatte vor dem siebten Spieltag schon ein wenig den Anschluss verloren an die ersehnten Plätze, ein Heimerfolg gegen Köln war Pflicht. Doch wie das so ist mit neuen Klubs in der 3. Liga: Sie unterschätzen so manche Qualität, um die langjährige Drittligisten wissen. So etwa die Konterstärke der Kölner unter Uwe Koschinat, die den Gästen vor 17.500 Zuschauern unter Mithilfe von FCK-Keeper Jan-Ole Sievers nach einer halben Stunde einen 2:0-Vorsprung bescherten. Kaiserslautern zeigte viel Moral, schlug bis zum Seitenwechsel doppelt zurück und jubelten beim Freistoßtreffer von Theodor Bergmann drei Minuten vor dem Schlusspfiff lauthals über die nahen drei Punkte. Doch dann patzte Sievers ein drittes Mal, Boné Uaferro bedankte sich in der Nachspielzeit und brachte den Betzenberg zum Schweigen.

 

Bei der Rückkehr von FCK-Stürmer Timmy Thiele zu seinem ehemaligen Arbeitgeber in Thüringen hatte Kaiserslautern nur eines im Sinn: Nach den späten Ausgleichstreffern von Zwickau und Fortuna Köln bloß nicht wieder zwei Punkte spät verschenken! Dreimal dürft ihr raten, wie sich die 90 Minuten im Ernst-Abbe-Sportfeld zutrugen. Erst brachte Youngster Christian Kühlwetter Lautern in Front, Jena aber drehte nach der Pause die Begegnung durch Firat Sucsuz und Manfred Starke in ein 2:1. Der eingewechselte Ex-Erfurter Elias Huth ließ die mitgereisten Pfälzer spät durch einen Doppelschlag jubeln (82./88.) – und doch war es wieder nichts mit dem Sieg. Felix Brügmann machte das 3:3 in letzter Minute, Jena feierte, Lautern war zum dritten Mal der gefühlte Verlierer.

 

Wäre die Krise von Eintracht Braunschweig vermeidbar gewesen? Mit Sicherheit hätte sie nicht derart gravierend ausfallen müssen, hätten die Löwen nicht acht Punkte hinter den ersten Nichtabstiegsplatz zurückfallen müssen. Vielleicht, und jetzt begeben wir uns in einen wackligen Konjunktiv, wäre schon ab jenem 11. August alles anders gelaufen, wenn der BTSV seinen 3:1-Vorsprung im Gastspiel beim SV Wehen Wiesbaden irgendwie über die Runden gebracht hätte. Philipp Hofmann, Onur Bulut und Malte Amundsen hatten den souveränen Zwischenstand besorgt, der bis in die 86. Minute Bestand hatte. Dann verkürzte Stephan Andrist auf 2:3, und plötzlich regierte die Angst vor dem Worst Case. Dieser trat schließlich ein, als zunächst Amundsen Gelb-Rot sah (90. +2) und dann Daniel Kofi Kyereh den Ausgleich markierte (90. +4) – die Eintracht blieb auch am vierten Spieltag sieglos.

 

Der SC Paderborn war im Rauschzustand angekommen. 5:0 in Aalen! 6:0 über Jena! Und dann war da noch die offene Rechnung mit dem VfL Osnabrück, der im Vorjahr den vermeintlichen Abstieg des Sportclubs an der Bremer Brücke mit Hohn und Schadenfreude begleitet hatte. Man sieht sich immer zweimal, dachten sich die Blau-Schwarzen – und nahmen den ohnehin taumelnden VfL gehörig auseinander. Es war vielleicht das beste von vielen sehr guten Spielen der Baumgart-Elf, allen voran die zweite Halbzeit war eine pure Machtdemonstration mit vier SCP-Treffern – es hätten auch sechs oder sieben sein können. Nach dem 5:0 feierten die Fans im Gästeblock, die vor einem Jahr an Ort und Stelle noch bitter geweint hatten. Die Rückkehr in die 2. Bundesliga war so gut wie perfekt.

 

Als wäre das 0:7 zum Auftakt im neuen Job für Tomasz Kaczmarek nicht schlimm genug gewesen, so musste er eine Woche darauf beim Gastspiel in Unterhaching nahezu das gleiche Szenario ein zweites Mal erleben: Seine Fortunen gerieten früh ins Hintertreffen, präsentierten sich anschließend mehrfach nicht drittliga-tauglich – unter anderem sah Robin Scheu schon nach 20 Minuten verdient die Ampelkarte, zudem verursachte Köln zwei plumpe Elfmeter – und unterlagen auch in der Höhe verdient mit 0:6 bei furios aufspielenden Hachingern. Bei denen erwischte nicht nur Torjäger Stephan Hain, sondern auch sein Sturmpartner Stefan Schimmer einen überragenden Tag, allerdings wurde es der Elf von Claus Schromm an diesem Nachmittag auch ziemlich leicht gemacht.

 

13.400 Zuschauer zeigen eine große Choreographie, es herrscht eine gewaltige Atmosphäre im Ostseestadion. Paderborn versucht, den üblichen Stiefel aufzuziehen – die ersten Chancen verpuffen ohne Torerfolg, so ist das halt, wenn es nicht läuft. Die Krönung folgt im Gegenzug: Tim Väyrynen erzielt mit der ersten Chance das 1:0 für die Gastgeber. Sieben Minuten später legt Pascal Breier das 2:0 nach. Plötzlich glaubt Hansa an die 2. Bundesliga. Und Paderborn hat echte Probleme, geht mit komischem Gefühl in die Pause.

Doch wie so oft löst es dieser SC Paderborn meisterhaft, aber auch mit dem Quäntchen Glück. Denn dieses Mal sitzt der erste Anlauf, Marlon Ritter nutzt eine kleine Unsicherheit von Torhüter Janis Blaswich. Breier und Soufian Benyamina verpassen anschließend das 3:1 – und Paderborn bestraft es nach 85 Minuten. Ritter sucht den Weg durch die Defensive, mit Glück landet sein abgefälschter Lupfer im Lauf von Sven Michel, der seine wochenlange Torkrise beendet und das 2:2 markiert. Und es kommt noch besser: Als sich alle mit dem Remis abzufinden scheinen, bringt Philipp Klement eine Ecke an den kurzen Pfosten. Kapitän Christian Strohdiek steigt hoch, köpft eine kleine Bogenlampe – sie senkt sich exakt zwischen Kreuzeck und Hansa-Verteidiger ins lange Eck. Fragt man Fans des SC Paderborn heute nach dem wichtigsten Schritt zum Aufstieg, es werden sich viele an dieses Auswärtsspiel an der Ostsee erinnern.

 

Die größte Überraschung im DFB-Pokal bot Hansa Rostock auf, die den (damals noch) ambitionierten Bundesligisten VfB Stuttgart in der ersten Runde aus dem Wettbewerb warfen. Dazu reichten der Kogge genau vier Torabschlüsse, von denen Cebio Soukou den ersten nach acht Minuten schlitzohrig ins lange Eck beförderte, nachdem er Holger Badstuber gekonnt ausgespielt hatte. Stuttgart hatte 72 Prozent Ballbesitz, spielte dreimal so viele Pässe und hatte 26 (!) Mal versucht, Ioannis Gelios zu bezwingen – erfolglos. So oblag es Mirnes Pepic, nach 84 Minuten die Entscheidung herbeizuführen und Hansa wertvolle Mehreinnahmen in Höhe von gut einer halben Million Euro zu bescheren.

 

Niemand versprach sich viel von diesem Kick, doch er übertraf die Hoffnungen kühnster Optimisten: 4:4 endete das Spiel, es hätte auch 8:8 ausgehen können. Den Anfang machte Marcos Alvarez für den VfL Osnabrück nach sechs Minuten ganz fein per Hacke. Elias Huth, einer der wenigen Hoffnungsschimmer bei RWE, markierte völlig freistehend nach Flanke von links per Kopf den 1:1-Ausgleich (17.). Das nächste Traumtor folgte fix: Nermin Crnkic schnibbelte den Ball aus 20 Metern über den verdutzten, zu weit vor dem Tor stehenden Keeper Marius Gersbeck in die Maschen (25.). 2:1! Weiter ging es im Eiltempo: Marc Heider (30.) und Tim Danneberg (37.) ließen die Führung schon zum zweiten Mal kippen, dieses Mal wieder zu Gunsten des VfL Osnabrück – und wieder unter gütiger Mithilfe einer staunenden Erfurter Defensive.

Nach der Pause köpfte André Laurito einen Eckball – selbstverständlich ebenfalls freistehend – aus kurzer Distanz zum 3:3-Ausgleich ein (48.). Schließlich patzte auch Gersbeck nochmals, klatschte einen Aufsetzer vor die Füße von Elias Huth ab – 4:3 (65.)! Und als Rot-Weiß noch jubelte, stach Emmanuel Iyoha für Osnabrück zu (66.). Warum die Teams anschließend mit dem Toreschießen aufhörten, daran ermittelt eine Sonderkommission noch heute.

   

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

Back to top button