Halbjahres-Fazit #1: Die Abstiegskandidaten

Während der Fußball zwischen den Jahren geruht hat, die Spieler ihren verdienten Urlaub genießen, grübelt es in den Köpfen vieler Verantwortlicher im Abstiegskampf. Hier beginnt unser großes Halbjahres-Fazit für die 3. Liga – bei jenen acht Mannschaften, die tief im Abstiegskampf stecken.

Nach fünf Spieltagen waren die Sportfreunde als Letzter schon abgeschrieben worden, und in der Tat sah es nach der kuriosen Spielerrevolte gegen Trainer Matthias Maucksch um Lotte übel aus. Dann aber traf der Klub wieder eine Personalentscheidung, die sich auszahlte: Nils Drube, bis dato ein recht unbekannter Name, schweißte das Team neu zusammen und hievte die SFL aus der roten Zone. Doch auch das gehört zur Wahrheit: Aus den vergangenen elf Punktspielen gab es nur noch zwei Erfolge, die Abstiegsränge sind nur zwei Punkte entfernt und Lotte hat nach wie vor eine ausbaufähige Offensive (20 Tore). Das könnte noch ein heißer Tanz werden im Frühjahr…

Höhepunkte: Zweimal gewann Lotte nur auswärts, aber die Spiele hatten es in sich. Ende Oktober siegten die Westfalen 2:0 in Uerdingen, beim Drube-Debüt im September gab es ein 3:1 in Karlsruhe.

Tiefpunkt: Nach dem 0:1 gegen Halle am fünften Spieltag, es war das vierte Spiel ohne eigenes Tor, musste Ex-Trainer Maucksch seine Sachen packen.

 

Der Aufsteiger erwischte einen Sahne-Start mit sechs Punkten aus zwei Spielen, doch dann stellte sich eine längere Durststrecke ein, Cottbus rutschte bis in den Abstiegskampf. Viele Zähler verlor der FCE durch einfache Defensivfehler, die Abwehr wirkte manches Mal überfordert. Fünf Gegentore kassierte Energie zudem früh im Spiel, das ist Liga-Höchstwert. Ansonsten ist Cottbus in den meisten Statistiken durchschnittlich unterwegs, ob daheim oder auswärts, ob bei den eigens erzielten Treffern (25) oder den Gegentoren (31). Etwas mehr erwartet hatte man sich wohl vom heiß begehrten Stürmer Streli Mamba, der zwar sechs Treffer erzielte, aber im Herbst auch für lange Zeit in einer Formkrise steckte.

Höhepunkte: Die Siege über Hansa Rostock – zu Saisonbeginn gab es ein 3:0, zum Start in die Rückrunde erst vor kurzem einen 2:0-Auswärtserfolg. Auch der Sieg auf dem Betzenberg war ein Highlight.

Tiefpunkt: Völlig unterlegen waren die Lausitzer selten, doch das 0:1 gegen Schlusslicht Braunschweig tat weh.

 

Im Vorjahr noch lange das Überraschungsteam, sah die Spielzeit von Fortuna Köln 13 Spieltage lang völlig durchschnittlich aus. Dann ging Uwe Koschinat, schon so etwas wie eine Trainer-Legende in der Domstadt, zum SV Sandhausen in die 2. Bundesliga – und Köln stürzte ins Chaos. Nachfolger Tomasz Kaczmarek verlor die ersten Begegnungen haushoch, wochenlang erzielten die Fortunen nicht einen Treffer. Doch das schwere Halbjahr beschloss Köln mit einem Happy End, dem 2:0-Erfolg in Münster. Die Statistik liest sich gleichwohl nicht gut: Der Sportclub hat den zweitschwächsten Angriff, die drittschlechteste Abwehr und fährt daheim Ergebnisse wie ein Absteiger ein. Einzig die guten Momente in der Fremde haben das Überwintern auf einem Abstiegsrang verhindert.

Höhepunkt: Der 2:0-Auswärtserfolg in Braunschweig zu einem Zeitpunkt, als noch keiner ahnte, wie schwach der Gegner abschneiden würde.

Tiefpunkte: Das 0:7 daheim gegen den SV Wehen Wiesbaden, gefolgt vom 0:6 in Unterhaching. Dass Kaczmarek nach diesem Start noch die Kurve bekommen würde, war nicht selbstverständlich.

 

Fünf Punkte lag der SVM nach dem 15. Spieltag hinter dem berühmten rettenden Ufer, und doch haben die Emsländer den Jahreswechsel nicht auf einem der letzten vier Plätze verbracht. Grund dafür ist eine Willensleistung mit zehn Punkten aus den letzten fünf Spielen des Jahren. Er kämpft und beißt um den Ligaverbleib, dieser SV Meppen! Und spielerisch tritt er seit Monaten auch absolut nicht wie ein Abstiegskandidat auf, was das nur leicht negative Torverhältnis unterstreicht. Gerade daheim ist es nach wie vor schwer, den SVM zu besiegen – dafür stellen die Niedersachsen das schlechteste Auswärtsteam.

Höhepunkt: Das 4:2 gegen Eintracht Braunschweig, das eigentlich höher hätte ausfallen müssen, weil der Gegner erst spät verkürzte. Was für ein Befreiungsschlag im Landesduell!

Tiefpunkt: Die Serie von vier Niederlagen in Folge zwischen dem 12. und 15. Spieltag. Auch die Last-Minute-Pleite in Würzburg schmerzte.

 

Schon kurios, diese Liga. Denn mit nur fünf Niederlagen aus 20 Spielen belegt Sonnenhof Großaspach den ersten Abstiegsplatz! Zum Vergleich: Damit sind die Württemberger zweimal seltener als Verlierer vom Feld gegangen als der Dritte aus Uerdingen. Tatsächlich sind die Remis das große Problem der SGS, die in der Hinrunde den mittlerweile beim 1. FC Kaiserslautern tätigen Coach Sascha Hildmann durch Florian Schnorrenberg ersetzte. Das zahlte sich mit der besten Phase der Hinrunde, acht Punkten aus vier Partien, im Oktober zunächst aus – zuletzt aber ging es ebenso schnell zurück auf die Abstiegsplätze. Größtes Manko: der Sturm. 16 Treffer sind klarer Minuswert, das kann auch die aufmerksame Abwehr um den stets starken Keeper Kevin Broll kaum kaschieren.

Höhepunkt: Ein 3:1-Heimsieg über Preußen Münster. Es war das bislang einzige Mal, das Großaspach mehr als zwei Tore erzielte.

Tiefpunkt: Beim 0:3 in Zwickau waren die Gäste deutlich unterlegen und verloren auch in der Höhe absolut verdient.

 

Ebenso wie Großaspach nur ganz knapp hinter dem ersehnten 16. Platz befindet sich Carl Zeiss Jena, das im November ähnlich wie zahlreiche Kontrahenten zuvor den Trainer austauschte: Mark Zimmermann musste gehen, Lukas Kwasniok übernahm das Ruder. Und siehe da, in den beiden ersten Begegnungen auf fremdem Platz holte er sogleich vier Zähler – die Thüringer leben also noch. Freilich gibt es einiges zu tun, gerade in der Defensive, die im Schnitt fast zwei Treffer pro Begegnung schlucken muss. Auch wurde das eigene Publikum mit erst zwei Siegen aus neun Spielen kaum verwöhnt. Spürbar ist, dass die Rückkehr von Julian Günther-Schmidt im Sturm dem Klub gutgetan hat – seine Treffer, seine Präsenz sind in dieser Spielklasse bemerkenswert.

Höhepunkt: Das 3:1 bei 1860 München, vor einer riesigen Schar mitgereister Fans. Es war den Einstand, den Trainer Kwasniok brauchte, um die großen Fußstapfen Zimmermanns etwas leichter füllen zu können. Auch an den überraschenden 3:2-Auswärtssieg in Wiesbaden erinnert man sich gerne zurück.

Tiefpunkt: Beim 2:5 in Würzburg stand es zur Pause noch 2:1 für Carl Zeiss, dann aber brach Jenas Defensive wenige Tage nach dem 4:5 gegen Unterhaching erneut bedenklich auseinander.

 

Es ist eine maximal merkwürdige Saison, die der VfR Aalen da präsentiert. Wir kennen ihn als einen unbequemen Vertreter dieser Spielklasse, der aus wenigen Mitteln oft mehr gemacht hat, als ihm zugetraut wurde. Dieses Jahr ist vieles anders, auch weil Aalen die Mittelfeld-Abgänge Vasiliadis, Welzmüller und Preißinger nicht adäquat kompensieren konnte. Fatal: Die Leistungen sind selten solcher Natur, dass sie null Punkte verdient hätten. Doch die engen Spiele verliefen seit Anfang Oktober allesamt gegen den VfR, der seit dem Ausscheiden im Landespokal bei Amateurklub Backnang zehn weitere sieglose Partien folgen ließ. Bemerkenswert: Obwohl der VfR nunmehr fünf Punkte von einem Nichtabstiegsplatz entfernt ist, hält er weiter an seinem bislang glücklosen Coach Argirios Giannikis fest.

Höhepunkt: Der 4:1-Sieg über Münster erinnerte mit flotten, klasse ausgespielten Kontern an jenes Spiel, das den VfR früher ausgezeichnet hat. Viele Akteure zeigten dort ihre beste Saisonleistung.

Tiefpunkt: Kurios, dass es bei der Giannikis-Elf keinen klassischen Tiefpunkt gab. Enorm weh tat das 3:3 gegen Energie Cottbus Anfang Dezember, als die Gäste in der vierte Minute der Nachspielzeit den Hausherren zwei Punkte stahlen. Auch wenige Tage später in Rostock gab Aalen den Sieg in der Nachspielzeit her.

 

Acht Punkte und 14 Tore Rückstand hat Zweitliga-Absteiger Braunschweig nicht etwa auf die Aufstiegsränge, sondern auf den ersten Platz, der zum Verbleib in der 3. Liga berechtigen würde. Die Lage, in die man sich an der Hamburger Straße manövriert hat, ist schlimmer als von größten Pessimisten befürchtet – darauf vorbereitet war an der Vereinsspitze, die sich durch diverse Rückzüge ohnehin längst ausgehöhlt hat, keiner so wirklich. Auf das Schreckensszenario Regionalliga muss man sich nun vorbereiten, weil selbst (ehemalige) Leistungsträger wie Christoffer Nyman schon in der Winterpause gehen könnten. Gerade in der Abwehr, die mit 39 Gegentoren so viele Negativerlebnisse wie keine andere Mannschaft verarbeiten musste, wäre der Bedarf groß.

Höhepunkt: Puh. Höhepunkt? Vielleicht das 2:0 gegen Jena, es war der erste Saisonsieg. Und es sollte verdammt lange dauern, bis der zweite folgte…

Tiefpunkte: Das 3:3 in Wiesbaden, das 0:2 gegen Köln, das 0:3 in Unterhaching, das 1:4 gegen Lautern, das 2:4 in Meppen, das 0:3 in Münster – bitte aussuchen.

   

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