Dotchev-Abschied im Sommer: Ein gefährliches Spiel
Im kommenden Sommer muss Pavel Dotchev beim F.C. Hansa Rostock von Bord gehen, sein Vertrag wird nicht verlängert. Für den Rest der laufenden Spielzeit soll der Trainer allerdings weiterhin am Steuerrad der Kogge stehen. Ein gefährliches Spiel. Unser Kommentar.
Ziel "Aufstieg" in weite Ferne gerückt
Als die Hansa-Kogge im Sommer Segel setzte und sich auf die Reise in Richtung 2. Bundesliga machte, war die Welt noch in Ordnung: Steuermann Dotchev gab die Richtung vor, die Mannschaft schien der Aufgabe gewachsen. Der Verein schrieb sich das Motto "Gemeinsam nach oben" auf die Fahnen und stach in See. Doch die Fahrt erwies sich stürmischer als erwartet: Während andere, teils überraschende Konkurrenten von Erfolg zu Erfolg segelten, geriet die Hansa-Kogge immer wieder in unsichere Fahrwasser und überraschende Flauten – und hat nun, auf halber Strecke, einen ordentlichen Rückstand auf die Wettbewerber aufzuholen, die dem Ziel 2. Liga derzeit um einiges näher sind.
In den vergangenen Tagen stand Steuermann Dotchev, mit einem Punkteschnitt von 1,67 der erfolgreichste Trainer der letzten Jahre, besonders im Fokus. Die Frage: Ist der 53-Jährige der Richtige, um den F.C. Hansa Rostock an sein Ziel zu bringen? Wenn es um das Ziel "Aufstieg" geht, scheint sich der Verein auf ein "Nein" festgelegt zu haben. Dotchevs Vertrag wird nicht verlängert, der Trainer wird das Schiff im Sommer verlassen. Bis dahin lautet seine Aufgabe, die Kogge sicher an Land zu bringen. Ist dies der richtige Weg?
Fakt ist: Das Ziel Aufstieg ist mit derzeit zehn Punkten Rückstand auf den Relegationsrang nur mit dem Fernglas zu erkennen. Dennoch ist der Zeitpunkt der Bekanntgabe der bevorstehenden Trennung ungewöhnlich: Offenbar traut man dem Bulgaren nicht mehr zu, die sportlichen Ziele doch noch zu erreichen. Gleichzeitig weist das Ausbleiben eines sofortigen Trainerwechsels darauf hin, dass der Verein den Aufstieg auch unter einem anderen Übungsleiter als eher unwahrscheinlich einstuft.
Viele Fragezeichen beim FCH
Mit dieser Entscheidung begibt sich der F.C. Hansa Rostock erneut in unerforschte Gewässer: Zum einen stellt sich die Frage, ob der bevorstehende Abschied Dotchevs und der scheinbare Wegfall der Aufstiegsambitionen nicht in einem Spannungsabfall innerhalb der Mannschaft resultieren. Dies könnte gefährlich werden, schließlich führten die bisherigen Ergebnisse nur ins Mittelfeld der Tabelle. Auf der Facebook-Seite von liga3-online.de äußerten Hansa-Fans bereits Bedenken: Die Abstiegsränge sind zwar noch sechs Punkte entfernt – doch was, wenn die Mannschaft nun doch noch irgendwie in den Abstiegsstrudel gerät? Die Saison einfach auslaufen zu lassen, wird jedenfalls nicht möglich sein.
Ebenfalls schwierig: Die personellen Fragen zum Sommer. Schließlich gilt es nicht nur zu klären, wer Dotchev ersetzt, sondern auch, welche Spieler dem Verein erhalten bleiben, um das Ziel Aufstieg im nächsten Jahr wieder anzugehen. Insgesamt 13 Verträge enden am 30. Juni, dazu gehören die Arbeitspapiere von Kapitän Oliver Hüsing, Top-Torschütze Cebio Soukou oder Marcel Hilßner. Die Gesprächsbasis ist schon aufgrund der aktuellen sportlichen Situation schwächer als noch im Sommer erhofft – mit der unklaren Trainerposition im nächsten Jahr kommt eine weitere Unbekannte hinzu. Und, ebenfalls nicht zu vernachlässigen: Auch die Fans scheinen mit der Entscheidung aktuell alles andere als glücklich. Viele hätten sich ein klares Bekenntnis oder einen frischen Start gewünscht, so der Tenor in den sozialen Medien.
Der Verein hingegen wählte eine Art Mittelweg und sieht nun aufreibenden Wochen entgegen. Eine frühzeitige Bekanntgabe des möglichen Dotchev-Nachfolgers oder sportlicher Erfolg in den ersten Partien des neuen Jahres könnten die Wogen schnell wieder glätten. Bleibt allerdings beides aus, spielt der F.C. Hansa Rostock ein gefährliches Spiel. Von Kontinuität ist jedenfalls keine Spur, sucht Hansa doch den zwölften Trainer seit 2009.