Wuppertaler SV legt Pläne für Drittliga-Rückkehr auf Eis
Die Träume beim Wuppertaler SV von einer zeitnahen Rückkehr in die 3. Liga scheinen vorerst geplatzt. Bei ihren Bemühungen um das Comeback im deutschen Profi-Fußball haben sich die momentan viertklassigen Bergischen nach eigenen Angaben zu viel zugemutet und die Reißleine gezogen. Laut dem "RevierSport" können zur Reduzierung der offenbar aus dem Ruder gelaufenen Kosten praktisch alle Spieler den früheren Bundesligisten schon in der laufenden Transferperiode ablösefrei gehen.
"Finanziell und zeitlich zu ambitioniert"
Ganz offiziell legte die Klubführung das erst vor zwei Jahren ausgerufene Aufstiegsprojekt "WSV2020" bereits auf Eis: "Die Konzeption ‚WSV2020‘ ist zwar inhaltlich ausgesprochen erfolgreich, finanziell und zeitlich aber zu ambitioniert gewesen", teilten Vorstand und Verwaltungsrat in einer gemeinsamen Erklärung mit und kündigte zugleich "umfassende Sparmaßnahmen" an. Die dazugehörigen Einzelheiten wie die Handhabung der laufenden Verträge sollten zu Wochenbeginn zunächst mit den Spielern erörtert werden.
Die Trennung von vielen kostspieligen Akteuren wie Gaetano Manno und Dennis Malura scheint jedoch alternativlos. Einzig Top-Torjäger Christopher Kramer soll eine Ablöse einbringen. Bei einem für die Regionalliga ohnehin schon beachtlichen Etat von rund einer Million Euro hat der WSV zu Saisonbeginn den Fehler so manchen ehrgeizigen Klubs wiederholt und im Vorgriff auf lediglich eingeplante, aber keineswegs sichere Einnahmen seine Budgetgrenzen für die Erfüllung der Aufstiegsträume durch teure Spielereinkäufe überschritten. Nunmehr jedoch droht Wuppertal, das sich vor neun Jahren aus der 3. Liga sang- und klanglos verabschiedete, dem Vernehmen nach ohne die Rotstift-Aktion womöglich die zweite Insolvenz nach dem Regionalliga-Zwangsabstieg von 2013.
Gewagte Geschäftspolitik schnell gescheitert
Die Folgen des sportlichen Misserfolgs zu Saisonbeginn und wirtschaftliche Fehleinschätzung haben Wuppertals gewagte Geschäftspolitik schnell scheitern lassen. Der Fehlstart in die laufende Spielzeit mit nur zwei Siegen aus den ersten neun Spielen verhinderte den von WSV-Sportvorstand Manuel Bölstler geradezu fahrlässig einkalkulierten Hype um die Löwen bei Fans und potenziellen Sponsoren und machte sogar die Trennung von Chefcoach Christian Britscho notwendig, die seit Anfang September den Vereinsetat auf der Trainerstelle doppelt belastet. Die nur mäßigen Zuschauerzahlen (im Schnitt 2.600) blieben zudem deutlich hinter den großzügigen Planungen zurück und sorgten für ein weiteres Loch in der Kasse. "Gegen Oberhausen kamen keine 4.000, gegen Aachen und Essen keine 5.000 Besucher. Diese Begegnungen haben wir vor der Saison als Schlagerspiele ausgerufen und mit deutlich mehr Zuschauern kalkuliert", sagte Bölstler dem Magazin.
Vor dem Hintergrund der derzeit akuten Finanzprobleme dürften sich sämtliche Hoffnungen auf einen Drittliga-Aufstieg für Wuppertaler bis auf Weiteres erübrigt haben. Sollte der anstehende Sparkurs wenigstens noch zur Vermeidung der neuerlichen Zahlungsunfähigkeit beitragen können, wird Wuppertals Ansehen gerade auch bei den wichtigen Sponsoren auf absehbare Zeit beschädigt und der Verein auf Jahre in der Regionalliga stecken bleiben.