Todesfall Hannes: Petition für Wiederaufnahme des Verfahrens gestartet

Im Oktober 2016 stürzte Hannes, Anhänger des 1. FC Magdeburg, aus einem fahrenden Zug. Im Krankenhaus erlag er seinen schweren Verletzungen. Ein halbes Jahr später wurden die offiziellen Ermittlungen eingestellt. Ergebnis der Staatsanwaltschaft: Hannes hatte die Tür selbst geöffnet und war gesprungen. Viele weitere Fragen blieben indes ungeklärt. Die Eltern von Hannes wollen Antworten – und streben nun in einem letzten Versuch die Wiederaufnahme des Verfahrens an.

"Alles hat sich verändert"

Offenbar war es Panik, die Hannes zu seiner dramatischen Entscheidung trieb, die Tür zu öffnen und aus dem fahrenden Zug zu springen. Der Magdeburg-Fan stand rund 80 Ultras aus Halle gegenüber. Hannes starb anschließend im Krankenhaus. Die konkrete Rolle der HFC-Anhänger? Die Weiterfahrt des Zuges trotz geöffneter Tür? Fehlende Fan-Kleidung des Todesopfers? Viele Einzelheiten konnte die Staatsanwaltschaft in ihren Ermittlungen nicht aufklären, viele Fragen der Angehörigen nicht beantworten.

"Wir möchten einfach nur Gerechtigkeit", so Hannes Mutter Silke Schindler in einem Interview mit dem MDR. Für sie sind die Ungereimtheiten unerträglich. Auch ihr Mann Horst kommt seit dem Tod seines Sohnes und der aus Sicht der Eltern unzureichenden Ermittlungen nicht mehr zur Ruhe. "Alles hat sich verändert. Wir haben Freunde verloren, unsere Arbeit verloren."

Online-Petition als letzte Chance?

Um endlich ein wenig Frieden finden zu können, möchten die Eltern mithilfe einer Petition die Wiederaufnahme des Verfahrens erwirken. Es gebe schlicht "zu viele Ungereimtheiten", erklärt Horst Schindler. "Meine Frau wurde schon von Polizeibeamten im Ruhestand angeschrieben, die sich schämen für die Arbeit ihrer Kollegen. Hannes hatte zum Beispiel gar kein FCM-T-Shirt an, wie behauptet wurde. Meine Frau hat ein Foto von ihm aus einer Gaststätte, kurz bevor er in den Zug gestiegen ist."

Wilhelm Töller, ebenfalls Anhänger des FCM, unterstützt die Eltern bei ihren Bemühungen. Töller sieht in der Petition "eine der letzten Optionen, um die Missstände im Verfahren um den Tode von Hannes aufzuklären. Die Politik muss dabei jetzt in die Verantwortung genommen werden. Wir fordern eine unabhängige Staatsanwaltschaft für eine Wiederaufnahme des Verfahrens."

Am Mittwoch lehnte die Generalstaatsanwaltschaft Naumburg eine entsprechende Beschwerde der Eltern jedoch ab, trotz weiterer Recherchen "haben sich keine Anhaltspunkte für die Tat Dritter ergeben." Die Petition läuft nun dennoch an, 50.000 Unterschriften sollen gesammelt werden.

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