Streit hinter den Kulissen: Unruhe beim 1. FC Kaiserslautern
Beim 1. FC Kaiserslautrn ist das Saisonziel "Aufstieg" bereits in weite Ferne gerückt: Bei zwölf Punkten Rückstand auf den Relegationsrang und nur 23 eigenen Treffern sollte der Fokus vor dem Start in die restliche Saison eigentlich klar auf dem Sportlichen liegen. Doch die finanzielle Situation des Vereins sorgt für massive Unruhen hinter den Kulissen.
Dem FCK läuft die Zeit davon
Den Roten Teufel fehlt Geld – nicht nur für Neuzugänge. Während Geschäftsführer Martin Bader ankündigte, im Winter nur im Verletzungs-Notfall weitere Spieler verpflichten zu wollen und höchstens noch ein "Neuer" auf Leihbasis kommen könnte, hat der FCK ganz andere finanzielle Hürden zu bewältigen: Die Lizenz für die Drittliga-Saison 2019/20 ist in Gefahr. Zwölf Millionen fehlen den Roten Teufeln derzeit: "Wir müssen am 1. August 6,7 Millionen Euro aus der Fan-Anleihe zurückzuzahlen", betonte Geschäftsführer Michael Klatt laut "Rheinpfalz" am Sonntag auf einer Fanversammlung des FCK: "Dazu kommt der operative Verlust für die kommende Saison, den wir zunächst mit gut fünf Millionen Euro kalkuliert haben." Dieser sei mittels Einsparungen, einem billigeren Spielerkader etwa, allerdings noch steuerbar.
Geschlossen wäre die Finanzlücke damit allerdings auf keinen Fall. Doch genau hier entsteht langsam Zeitdruck: Am 1. März muss der FCK die Unterlagen für die kommende Drittliga-Spielzeit einreichen, das fehlende Kapital bis zum 30. Mai aufgebracht werden. Um diese Mammutaufgabe zu bewältigen, erwägt der FCK laut Klatt einen Verkauf von Aktienpaketen im Wert von 100.000 Euro an Kleininvestoren oder eine dreijährige Zwischenfinanzierung mittels eines Banken-Konsortiums und einer weiteren Fan-Anleihe. Dies wäre keine Lösung der Situation, doch "man erkaufe sich Zeit."
Investoren-Frage zweit den Aufsichtsrat
Die schnelle Lösung der finanziellen Probleme könnte ein Großinvestor sein, der dem Verein mit einer Investition im zweitstelligen Millionenbereich auf die Beine hilft. Nach "Kicker"-Informationen sah ein interner Plan des FCK vor, bis Dezember rund acht bis zehn Millionen Euro Eigenkapital erwirtschaftet zu haben. Dieser ging allerdings nicht auf. Der für diese Vorgänge zuständige Aufsichtsratsvorsitzende Patrick Banf sähe sich derzeit zwei Vorwürfen ausgesetzt: Erstens fehle ein klares Konzept, zweitens stelle die von Banf präferierte Zwischenfinanzierung lediglich eine Ausflucht vor ungeliebten Alternativen dar.
Banf gilt nicht als Freund mächtiger Großinvestoren im Verein. Und genau dieser Punkt könnte am Montag zu einer Zäsur im Aufsichtsrat führen: Die Aufsichtsräte Michael Littig und Jürgen Kind sollen sich laut der "Bild" auf Initiative Littigs mit dem Großinvestor Michail Ponomarev getroffen haben, um eine mögliche Investition zu besprechen. Ponomarev dürfte allerdings aufgrund seines Engagements in Uerdingen nach DFB-Statuten nur 9,9 Prozent der FCK-Anteile übernehmen, was bei einem Vereinswert von 120 Millionen einem Investment von etwa 12 Millionen Euro entsprechen würde. Mit dieser Summe könnte der FCK zumindest für die nächste Saison planen. Das Problem: Littig und Kind agierten nach "Bild"-Angaben offenbar ohne vorherige Absprache mit dem Aufsichtsrat. Gleichzeitig soll Banf einen Termin mit dem potenziellen luxemburgischen Investor Flavio Becca und Oberbürgermeister Klaus Weichelt eingefädelt haben, die allerdings verärgert über Littigs und Kinds Alleingang sein sollen. Ponomarev, derzeit beim KFC eingebunden, dementierte Berichte über einen möglichen Einstieg beim FCK derweil. Die Diskussion um einen Investor hat den schwelenden Streit dennoch angefacht.
Aufsichtsratssitzung mit Spannung erwartet
Und zwar so sehr, dass die heutige Aufsichtsratssitzung mit Spannung erwartet wird: Offenbar planen Littig, Kind und das dritte Aufsichtsratsmitglied Paul Wüst, dem Aufsichtsratsvorsitzenden Banf das Vertrauen zu entziehen. Dies wäre mit dieser Konstellation in dem fünfköpfigen Gremium denkbar. Eine direkte Abwahl Banfs hingegen ist nicht möglich, die Zusammensetzung des Aufsichtsrats wird durch die Hauptversammlung bestimmt. Somit blieben laut "Kicker" noch zwei Möglichkeiten: Entweder, Banf tritt von seinem Mandat zurück, oder das Trio um Littig geht diesen Schritt – womit plötzlich drei Aufsichtsräte nachbesetzt werden müssten.
Selbst gute Nachrichten, wie der Einstieg von Ausrüster "Nike" zur kommenden Saison, sind derzeit belastet: In den von Martin Bader eingefädelten Deal sollen nicht alle Aufsichtsräte umfassenden involviert gewesen sein. Der FCK zeigt kurz vor den sportlich wie organisatorisch gesehen entscheidenden Wochen ein zerstrittenes Bild.