Historische Energie-Talfahrt: Angst vor dem Abstieg wächst
Die Talfahrt von Aufsteiger Energie Cottbus geht weiter – und nimmt historische Ausmaße an: Mit dem 1:2 gegen den TSV 1860 München kassierten die Lausitzer erstmals in ihrer Drittliga-Geschichte vier Pleiten in Folge und sind in der Tabelle auf den vorletzten Platz zurückgefallen. Vor allem eine Szene erhitzte die Gemüter.
"Das muss man abpfeifen"
Es lief die 64. Minute, als Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz nach lautstarken Protesten von Schiedsrichter Arne Aarnink auf die Tribüne geschickt wurde. Was war passiert? Bei einem Zweikampf in der eigenen Hälfte fuhr Aaron Berzel gegen Lasse Schlüter den Ellenbogen aus und brachte den Cottbuser zu Fall. Während Energie das Spielen einstellte und beim Unparteiischen vergeblich Foulspiel reklamierte, konterte 1860 über Lex und Ziereis, sodass am Ende Sascha Mölders frei vor Kevin Rauhut im Cottbuser Strafraum auftauchte. Den Schuss des Stürmers konnte der Energie-Keeper noch abwehren, beim Abpraller von Lex war er dann jedoch machtlos. Wollitz war bedient, legte sich mit dem Schiedsrichter an und musste anschließend den Innenraum verlassen. Auch wenn zu diesem Zeitpunkt noch 25 Minuten zu spielen waren: Das nicht geahndete Foulspiel war aus Sicht des FCE die entscheidende Szene.
"Lasse wir klar gefoult", schimpfte Wollitz auf der Pressekonferenz nach Spielende. Auch Rauhut urteilte im "Telekom"-Interview: "Der Ellenbogen ist klar im Nacken – das muss man abpfeifen." Allerdings musste der junge Keeper zugeben: "Das hat sich auf einer Höhe ereignet, auf der überhaupt nichts passieren darf. Wir dürfen uns dann nicht auskontern lassen." Wollitz sah es ähnlich: "Vielleicht hätten wir das Spiel nicht einstellen, sondern versuchen sollen, schnell hinter den Ball zu kommen."
Insgesamt sei das Gegentor in der Entstehung "ärgerlich" gewesen, wie der Energie-Coach bilanzierte. Mit dem 0:2 durch Prince-Osei Owusu in der 87. Minute war die Partie entschieden, der Anschlusstreffer von Felix Geisler in der ersten Minute der Nachspielzeit kam zu spät.
Fünf Punkte hinter dem rettenden Ufer
"Wir haben viel Aufwand betrieben, uns dafür aber nicht belohnt", fasste Rauhut seine erste Drittliga-Partie zusammen. Dass der 29-Jährige gegen die Löwen ein starkes Spiel machte, mehrfach glänzend parierte und nach dem Spiel mit lautstarken Sprechchören gefeiert wurde, darüber konnte er sich nicht so recht freuen: "Wir haben verloren", stellte der Keeper, der für den verletzten Avdo Spahic spielte, kurz und schmerzlos fest.
Und dennoch: Eine Reaktion auf die 0:3-Pleite in Meppen am vorherigen Spieltag war klar zu erkennen. "Die Mannschaft hat kämpferisch alles rausgehauen", fand auch Wollitz und lobte neben der Moral auch die Körpersprache seiner Mannschaft. In der Tabelle schlägt sich die gute Leistung gegen den TSV 1860 allerdings nicht nieder – im Gegenteil: Durch die 13. Niederlage (Liga-Spitzenwert) ist Cottbus auf den vorletzten Platz abgerutscht und hat – bei einem Spiel weniger – bereits fünf Punkte Rückstand auf das rettende Ufer.
Die Angst vor dem direkten Wiederabstieg wächst, doch Wollitz gibt sich kämpferisch: "Wir müssen den Kopf oben behalten. Noch ist keine Entscheidung gefallen." Zwar sei es durch die erneute Niederlage unangenehmer geworden, doch der Einsatz der Mannschaft und der Zusammenschluss mit den Fans, die auch nach Spielende weiter sangen, machen Mut. Am nächsten Samstag, wenn Energie in Großaspach gastiert, muss unbedingt ein Sieg her – ansonsten droht der Aufsteiger den Anschluss an das rettende Ufer bereits frühzeitig zu verlieren.