KFC Uerdingen am Boden: Ein Eingeständnis der Fehlplanung
Viel gibt es zur hochpeinlichen 0:4-Klatsche des KFC Uerdingen beim Halleschen FC aus Sicht des Klubs wohl nicht zu sagen. Ein eingeschworenes Team? Niemals. Topfavorit? Auf keinen Fall. Wer so spielt, steigt auf? Von wegen. Aktuell ist der KFC nicht mehr als riesige Geldverschwendung – ohne Strategie, ohne Konzept, ohne Zukunftsperspektive. Ein Kommentar.
Eine der schlechtesten Leistungen in zehn Jahren 3. Liga
Etwa 150 Fans der Rheinländer haben sich am Freitagmittag auf den langen Weg nach Sachsen-Anhalt gemacht. Natürlich, ganz der Herkunft entsprechend, kamen manche am Karnevalswochenende fröhlich verkleidet, etwa als lebendiges Bierglas, in den Gästeblock marschiert. Es gab ja auch einen Anlass zur Hoffnung, den berühmten Funken, selbst wenn im Heimspiel gegen Münster nur ein torloses Remis auf der Anzeigetafel stand. In den 90 Minuten waren ansehnliche Spielzüge zu sehen gewesen, die Mannschaft riss sich zusammen, zeigte sich als Einheit. Und veranlasste Investor Mikhail Ponomarev dazu, wenige Minuten nach Abpfiff in die Kabine zu gehen und vor versammelter Truppe zu frohlocken, dass mit dieser Leistung der Aufstieg erreicht werden kann. Hätte er es mal sein gelassen.
45 Minuten waren im Auswärtsspiel beim Halleschen FC gespielt, da hing das Bierglas sprichwörtlich bereits mächtig in den Seilen. 0:3 stand es, ein 0:5 wäre ebenso verdient gewesen. Was der KFC Uerdingen zeigte, war nicht schwach, es war unterirdisch, ein Debakel, eine Frechheit für diese Spielklasse. Fraglich, ob in den zehn Jahren, in denen es diese 3. Liga gibt, jemals ein Klub in einem Punktspiel derart unterlegen war wie die Krefelder an diesem Freitagabend gegen in tatsächlich jeder Situation unglaublich dominante, aber fahrlässige Hallenser.
Die hätte sieben, acht, vielleicht neun Tore schießen können, eher müssen. Weil KFC-Keeper René Vollath ein halbes Dutzend grober Abspielfehler einstreute, dies zum Teil aber noch mit tollen Paraden ausglich. Weil die Viererkette Abstände zuließ und Patzer im Aufbau beging, die in untersten Spielklassen noch bestraft werden würden. Und weil Mittelfeld und Angriff gar nicht erst in Ballbesitz kamen.
Mehr als ein bloßer Ausrutscher
Armutszeugnis, Offenbarungseid, Demontage – im Fußballjargon gibt es viele schmückende Bezeichnungen für das, was dem KFC Uerdingen in Halle unterlaufen ist. Der Verein zeigte ein demotiviertes, sich im Schicksal ergebendes Bild, das einer homogenen Mannschaft so wohl kaum unterlaufen wäre. Denn 0:4 verlieren, das geht. Die dazugehörige Leistung aber, sie erweckte Mitleid. Es war kein Ausrutscher, es war vielmehr ein Geständnis.
Ein Geständnis, dass mit der Art und Weise, mit der der Drittliga-Aufsteiger seinen Kader in dieser Saison mehrfach verstärkt hat und den Durchmarsch damit quasi erzwingen wollte, kein Zweitligist geboren wurde. Dass der Spirit, die gute Stimmung aus dem Aufstiegsjahr, spätestens mit der Entlassung von Stefan Krämer nicht wiederherstellbar zerstört wurde. Sein Nachfolger, Norbert Meier, hat die Situation bislang keinen Deut verbessert. Vielleicht weiß der 60-Jährige erst jetzt, worauf er sich beim Projekt KFC tatsächlich eingelassen hat. Und angesichts der schnellen Entscheidungen, zu denen Präsident Ponomarev neigt, ist unter Umständen selbst Meiers Zukunft bald wieder ungewiss.
Dieser Weg funktioniert nicht
Beim KFC ist in dieser Saison zunächst einiges mit Glück und Geschick richtig, jetzt umso mehr falsch gelaufen. Trainerentlassungen, suspendierte Leistungsträger, ein Zwist mit den Fans, der baldige erneute Wechsel der Spielstätte. Dazu immer wieder die Einwürfe von Mikhail Ponomarev, der damit den Druck auf die ohnehin fragile Mannschaft immer weiter erhöht hat. Jetzt hat sich diese Anspannung im kollektiven Versagen entladen, der Aufstiegsanspruch sollte für diese Saison Geschichte sein.
Ja, in Uerdingen gibt es die finanziellen Mittel, um das beste Team der 3. Liga zusammenzustellen. Aber es funktioniert schlichtweg nicht auf dem Wege, den der Liganeuling in dieser Saison eingeschlagen hat. So manchem Altstar sollte ein Wechsel nahegelegt werden, auch die Wintertransfers haben sich bislang fast ausschließlich als Unsicherheitsfaktoren entpuppt. Das negative Image muss weg, dafür endlich sportliche Kompetenz her.
Ponomarev muss seine Wortwahl straffen, in der Öffentlichkeit trotz seines Präsidentenamtes zurückhaltender agieren. Er muss das viele Geld, das er in die Krefelder auch künftig stecken muss, um den Klub überlebensfähig zu halten, endlich sinnvoll investieren. Und eine Mannschaft zusammenstellen (lassen), die sich auch ohne natürliches Zusammenwachsen dauerhaft zur Einheit zusammenraffen kann. Zeit, um diesen neuen Anlauf in Ruhe zu planen, hat der KFC in den kommenden Wochen und Monaten jedenfalls genug.