Bierofka auf dem Zaun: "Konnte schlecht verneinen“
Die Erfolgswelle von 1860 München lässt auch den ansonsten eher nüchternen Löwen-Trainer Daniel Bierofka nicht kalt: Nach dem 1:0-Sieg des Aufsteigers im Münchner S-Bahn-Derby gegen Aufstiegskandidat SpVgg Unterhaching ließ der Coach seinen Emotionen für einige Augenblicke freien Lauf, kletterte entgegen seiner sonstigen Prinzipien auf den Zaun und feierte mit den Fans den vorübergehenden Sprung auf Platz fünf.
Temperamentsausbruch "soll Ausnahme bleiben"
Seine Ausgelassenheit war Bierofka kurze Zeit später aber beinahe schon wieder unangenehm. "Ich war beim Interview in der Nähe der Kurve. Da konnte ich den Wunsch der Fans schlecht verneinen“, begründete der 40-Jährige auf der Pressekonferenz seine Gefühlsaufwallung mit der mitreißenden Begeisterung des Münchner Anhangs. Künftig aber muss aber wohl schon wirklich etwas ganz Großes passieren, damit sich Bierofka nochmals einen ähnlichen Temperamentsausbruch gestatten will: "Es soll die Ausnahme bleiben", kündigte der Publikumsliebling wieder mehr Selbstbeherrschung an.
Die Entwicklung seiner Mannschaft in den vergangenen Wochen allerdings lässt Bierofkas Geste alles andere als übertrieben erscheinen. Der Erfolg gegen den ambitionierten Lokalrivalen aus der Münchner Vorstadt durch das "goldene Tor" von Nico Karger unmittelbar vor der Pause (45.) bedeutete für 1860 den vierten Sieg in den vergangenen fünf Spielen – ein großer Schritt mit Blick auf den angepeilten Klassenerhalt. Der Vorsprung auf die Abstiegsplätze beträgt komfortable zwölf Punkte.
Vorerst keine Korrektur des Saisonzieles
Dennoch will Bierofka die Zielsetzung vorerst noch nicht verändern. "Zwischenzeitlich hatten wir nur drei Punkte auf die Abstiegsplätze. Ich bin froh, dass jetzt genug Abstand nach hinten ist. Wir wollen so schnell wie möglich 46, 47 Punkte sammeln – dann können wir weiterschauen", erläuterte der Löwe-Coach seine Sichtweise auf die komfortable Ausgangsposition seiner Mannschaft für die restlichen Saisonspiele.
Bierofkas Zurückhaltung steht jedoch vor der Reise zum nächsten Punktspiel am Samstag bei den Würzburger Kickers etwas im Gegensatz zur Gemütsverfassung. "Flutlicht, Derby, Sieg – besser geht es nicht. Wir haben einen Lauf", verdeutlichte Routinier Sascha Mölders nach dem "Sieg des Willens" das momentan enorme Selbstvertrauen der Löwen.
Der 33-Jährige war wie auch Bierofka vor allem auf die erneut überzeugende Defensivvorstellung der Münchner gegen ein Spitzenteam stolz. "Es ist das zweite Mal in Folge, dass wir gegen einen Aufstiegskandidaten zu Null gespielt haben und Unterhaching mit einer kämpferischen Leistung überholt haben. Wir sind glücklich", sagte Mölders. Bierofka verpackte sein Kompliment schon wieder ganz der Analytiker in etwas weniger euphorische Worte: "Wir hatten eine gute Balance aus Defensive und Willen."