Regionalliga-Reform: Es soll bei fünf Staffeln bleiben

Die angedachte Reform der Regionalliga droht zu platzen: Am Dienstag verständigten sich Vertreter der Dritt- und Viertligisten aus dem Norden, dem Nordosten und Bayern darauf,  an der Nordost-Staffel festzuhalten. Damit ist eine Reduzierung der Staffeln von fünf auf vier aussichtslos. Die finale Entscheidung trifft der DFB im September.

Zerschlagung der Nordost-Staffel vom Tisch

Vier Regionalligen, vier Meister und somit vier Aufsteiger: So stellt sich der DFB die Struktur der Regionalliga ab der Saison 2020/21 vor. Der Haken: Damit aus fünf Regionalliga-Staffeln vier werden können, soll die Nordost-Staffel zerschlagen werden. Ein herber Einschnitt, den vor allem der Nordostdeutsche Fußball-Verband (NOFV) strikt ablehnt. Daher einigten sich die Vereins- und Verbandsvertreter der betroffenen Gebiete am Dienstag nach "MDR"-Angaben darauf, an der Nordost-Staffel festzuhalten. Demnach sollen 47 Vereinsvertreter bei vier Enthaltungen für den Erhalt der Regionalliga Nordost gestimmt haben – Gegenstimmen habe es nicht gegeben.

"Es ist nicht möglich, dass aus fünf Regionalligen vier gemacht werden, ohne dass es irgendwo in Fußball-Deutschland große Probleme gibt", so DFB-Vizepräsident Rainer Koch. "Das ist wirtschaftlich nicht darstellbar, dazu sind die Distanzen zu groß, außerdem ist die regionale Identität gerade im Nordosten viel zu bedeutsam, um ihn in zwei Teile zu zerschneiden." Zusätzlich hätten alles nochmals klar unterstrichen, "dass die nicht vorhandene pyramidale Ligenstruktur oberhalb der Regionalligen eine adäquate Aufstiegsregelung zur 3. Liga quasi unmöglich macht."

Bindend ist die Entscheidung der Vereinsvertreter nicht, das letzte Wort hat der DFB-Bundestag, der am 26./27. September über eine Reform der Regionalliga abstimmen will. Folgt er dem Vorschlag, würde es bei fünf Staffeln bleiben – die angedachte Reform mit einer Reduzierung der Staffeln wäre geplatzt. Modelle eine zwei- oder dreigleisigen 4. Liga wurden ebenso abgelehnt wie eine Zusammenlegung der Bundesländer Baden-Württemberg, Hessen und Bayern zu einer Liga – die "Fanszenen Deutschland" hatten dieses Modell ins Gespräch gebracht.

Aufstiegsrunde eine Option?

Im Vorfeld des Treffens am Dienstag hatte der NOFV zunächst dafür geworben, am Status quo für einen Zeitraum von zwei weiteren Jahren festzuhalten, um die Möglichkeit zu haben, "einen Vorschlag zu entwickeln, der eine möglichst breite Resonanz und Interessenübereinstimmung findet." Derzeit stehen den fünf Regionalliga-Staffeln vier Aufstiegsplätze in die 3. Liga zu, die nach einem Rotationsprinzip vergeben werden. Drei Regionalligen erhalten jeweils wechselnd einen festen Aufstiegsplatz, die anderen beiden Meister spielen in einer Relegation den vierten Aufsteiger aus.

Ab 2021/22 sollen die West- und Südwest-Staffeln aufgrund der Vereinsdichte in diesen Gebieten dauerhaft einen direkten Aufstiegsplatz erhalten, sodass die übrigen drei Staffeln (Nord, Nordost und Bayern) die zwei Aufsteiger aus ihrem Gebiet anderweitig ermitteln müssten – sofern es tatsächlich bei drei Staffeln bleiben sollte. Möglich wäre ein rollierendes System, bei dem der feste Aufstiegsplatz jährlich zwischen den Staffeln wechselt – die übrigen zwei Meister würden dann in einer Relegation den zweiten Aufsteiger ermitteln. Denkbar ist auch eine Aufstiegsrunde, bei der eine bestimmte Anzahl von Teams im Rahmen einer Mini-Liga die zwei Aufsteiger ausspielen.

"Es gibt keinen Königsweg, das haben wir heute gesehen", sagte Sven-Uwe Kühn aus dem Vereinssprecherkreis der 3. Liga und als Mitglied des DFB-Spielausschusses. "Letztlich ist es für uns nicht schön, dass die Meister im Westen und Südwesten zwei direkte Aufsteiger stellen und wir aus drei Meistern zwei Aufsteiger ermitteln müssen. Das ist schlicht ungerecht. Letztlich aber gab es bei all den Gegensätzen und Unterschiedlichkeiten nur diesen einen Weg", so Kühn weiter.

3. Liga als große Verlierer

Profiteure einer fünfgleisigen Regionalliga sind die Amateurvereine der Nord-, Nordost- und Bayern-Staffel, die keine Aufstiegsambitionen haben – also Klubs wie Drochtersen/Assel, Oberlausitz Neugersdorf und Schalding-Heining. Sie bräuchten zu Auswärtsspielen keine weiteren Strecken zurücklegen als bisher.

Verlierer wären hingegen ambitionierte Klubs wie Flensburg, Erfurt und Schweinfurt, die selbst beim Gewinn der Meisterschaft in ihrer Staffel nicht automatisch aufsteigen würden – im Gegensatz zu den Klubs im Westen und Südwesten. Auch die 3. Liga wäre ein großer Verlierer. Dem vierten Abstiegsplatz hatten die Drittligisten lediglich unter der Bedingung zugestimmt, dass es ab 2020/21 nur noch vier Regionalliga-Staffeln gibt, aus denen alle Meister direkt aufsteigen. Sollte sich der Vorschlag einer Beibehaltung der fünfgleisigen Regionalliga durchsetzen, würden jedoch weiterhin nicht alle Staffel-Gewinner direkt aufsteigen – die zentrale Forderung der Drittliga-Klubs wäre damit nicht erfüllt. Neuerliche Proteste wären wahrscheinlich. Sehr gut möglich, dass die Vereine den vierten Abstiegsplatz zurückfordern werden.

Bis auf Energie Cottbus hatten sich zuletzt alle Vereine der 3. Liga für eine Zerschlagung der Nordost-Staffel ausgesprochen, damit aus vier Staffeln alle Meister aufsteigen können. Der FC Energie lehnte diesen Vorschlag ab und brachte stattdessen eine Aufstockung der 3. Liga auf 22 Teams mit fünf Absteigern ins Gespräch, sodass alle fünf Regionalliga-Meister direkt aufsteigen können. Realistisch erscheint diese Idee allerdings nicht. Und so geht das Tauziehen um die Regionalliga-Reform und den Aufstieg in die 3. Liga weiter.

   

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