Weinharts Wutrede: "Den Scheiß kann man sich kaum antun"
Einen Neustart hatte Frank Heinemann vor seinem Debüt als Trainer des KFC Uerdingen angekündigt und als Ziel neun Siege aus den letzten neun Saisonspielen ausgerufen. Doch nach dem schwachen Auftritt beim 0:0 in Jena kann der Aufsteiger sein selbst gestecktes Ziel schon nicht mehr erreichen. Geschäftsführer Nikolas Weinhart war bereits zur Pause bedient – und ließ eine Wutrede vom Stapel.
"Irgendwann platzt einem der Arsch"
Auch wenn noch 45 Minuten zu spielen waren: Nikolas Weinhart hatte bereits nach der ersten Halbzeit genug gesehen: "Ich finde das grausam", schimpfte der KFC-Geschäftsführer im Interview mit "Magenta Sport" und polterte: "Den Scheiß kann man sich kaum antun. Ich habe schon lange nicht mehr so etwas schlechtes gesehen." Es sei "unglaublich", sich so etwas anzuschauen, fand Weinhart.
Vor allem die fehlende Aggressivität der Mannschaft war dem KFC-Geschäftsführer ein Dorn im Auge: "Wo ist das Problem, vorne drauf zu gehen?", entgegnete er den Spielern. Angesichts der schwachen Auftritte in den vergangenen Wochen "platzt einem irgendwann der Arsch", schimpfte der 36-Jährige. "Die Spieler", fand Weinhart, "müssen nach der Sieglos-Serie auch mal für sich selbst sagen: 'Darauf habe ich keinen Bock mehr, ich will mal wieder ein Spiel gewinnen und den Shitstorm aus dem Internet wegbekommen.'" Doch derzeit ziehe nicht jeder mit.
Man könne nicht in ein Spiel gehen mit der Einstellung, "ach ja, schönes Wetter heute. So geht es nicht." Weinhart forderte: "Nur durch Kampf kann man sich das Selbstvertrauen zurückholen." Die rhetorische Frage des 36-Jährigen dazu: "Oder wollen wir fünf Jahre warten, bis wir wieder in der Oberliga sind, damit wir mal wieder ein Spiel gewinnen?" Überhaupt: Nur darauf zu warten, dass Jena drei Eigentore schießt, um dadurch Selbstvertrauen zu bekommen, könne nicht das Ziel sein: "So kommen wir nicht voran", machte das Vorstandsmitglied klar. Jeder Spieler müsse sich selbst in die Pflicht nehmen, forderte Weinhart. "Damit wir mit drei Punkten nach Hause fahren können und nicht nach einem Scheißergebnis wieder im Bus sitzen und sagen müssen: 'Na ja, vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal.'" Uerdingens Geschäftsführer weiter: "Ich hoffe die Jungs wissen, was sie in den zweiten 45 Minuten zu tun haben."
Fans stellen Mannschaft zur Rede
Doch was Weinhart im Anschluss an seine emotionale Wutrede, für die er sich sogar entschuldigte, zu sehen bekam, dürfte ihn wenig zufriedengestellt haben. Zwar steigerte sich der KFC im zweiten Durchgang, doch gemessen an den hohen Ambitionen war die gezeigte Leistung eigentlich viel zu wenig, um überhaupt einen Punkt mitzunehmen. Daher sprach Trainer Frank Heinemann nach dem Spiel auch von einem "glücklichen 0:0" und bemängelte: "Vor allem in der ersten Halbzeit sind wir weder geistig noch körperlich in die Zweikämpfe gekommen." Sehr oft habe der KFC "unsauber" gespielt und sei "immer einen Tick" zu spät gewesen. "Wir müssen uns alle hinterfragen, das war viel zu wenig. So kann man kein Spiel gewinnen." Der Neuanfang sei "keineswegs geglückt", stellte der 54-Jährige fest.
Auch die 200 mitgereisten Fans waren nach dem elften sieglosen Spiel in Folge mächtig sauer und stellten die Mannschaft nach Spielende zu Rede. Der aufgebrachten Reaktion von Kevin Großkreutz zu Folge, dürften deutliche Worte gefallen sein. Maximilian Beister äußerte im "Telekom"-Interview Verständnis: "Ich kann die Wut der Fans verstehen." Zeitgleich schob der 28-Jährige aber auch hinterher: "Wie weit es gehen darf, muss jeder selbst entscheiden."
Dass der KFC Uerdingen dringend einen Sieg benötigt, steht außer Frage: Die nächste Gelegenheit dazu bietet das Heimspiel gegen den formstarken 1. FC Kaiserslautern am kommenden Freitag. Ob Nikolas Weinhart im Anschluss an die Partie besser auf die Leistung der Mannschaft zu sprechen sein wird?