VfB Lübeck: Im Norden reift ein Drittliga-Aspirant
In der eingleisigen 3. Liga suchte man den VfB Lübeck bislang vergeblich. Der langjährige Zweitligist hat Insolvenzen und ein Jahr in der Fünftklassigkeit hinter sich. Nun kristallisieren sich allmählich die neuen Ambitionen in Schleswig-Holstein heraus. Ist der VfB vielleicht schon in diesem Jahr reif für den Drittliga-Aufstieg?
Sympathien für den VfB Lübeck sind da
In der 3. Liga wird es wohl kaum einen Fußballfan geben, der dem VfB Lübeck aktuell nicht alles Glück der Welt wünscht. Die Mannen aus dem Norden können dabei wenig dafür, dass ihnen automatisch die Sympathien förmlich zufliegen – die Tradition regelt das, der klangvolle Name, ein Oldschool-Stadion, beim VfB stimmt das Paket. Ein klein wenig liegt es natürlich auch an der unliebsamen Konkurrenz: Die 3. Liga hatte sich gerade daran gewöhnt, auf Bundesliga-Reserveteams verzichten zu können. Das muss sich eine Saison später nicht wieder ändern. Auch wenn der VfL Wolfsburg das gewiss anders sehen wird.
Nun hat der VfL noch immer alle Trümpfe in der Hand in dieser Regionalliga Nord. 66 Punkte aus 28 Spielen, das ist einfach nur beeindruckend – der Wolfsburger Nachwuchs dominiert fast nach Belieben. Fast. Denn die ebenso überragende Spielzeit des VfB Lübeck, der mit sieben Zählern Rückstand bei einem Spiel weniger noch immer Hoffnungen schüren darf auf die Drittliga-Rückkehr, sie kann nicht hoch genug geschätzt werden. Im Vergleich zu manch anderem Aufstiegsanwärter aus anderen Staffeln hat Lübeck die Zulassung für die 3. Liga beantragt, am grünen Tisch würde der Aufstieg also nicht scheitern. Sechsmal in Serie siegte Lübeck zuletzt, am Wochenende gab es ein 3:0 beim 1. FC Egestorf/Langreder. Trotzdem scheint Wolfsburg gefestigt – und eine Aufholjagd unrealistisch.
Die Basis wird im Hintergrund gelegt
Im Hintergrund aber wird seit einiger Zeit an der 3. Liga geschraubt. Der DFB-Pokal-Halbfinalist aus dem Jahr 2004 – damals reiste Lübeck mit mehr als 10.000 eigenen Fans im Rücken zu Bundesligist Werder Bremen und unterlag nur knapp – arbeitet etwa im Hintergrund an der Ausgliederung des Profi-Teams in eine Kapitalgesellschaft. Das Stadion, die altehrwürdige Lohmühle, ist trotz ihres Charismas als Schmuckstück aus vergangenen Zeiten mit mehr als 5.000 überdachten Sitzplätzen und einer Kapazität von 15.300 Zuschauern voll und ganz drittligatauglich. In der aktuellen Spielzeit kommen pro Partie etwa 2.000 Fans. Bei einem Aufstieg wäre ein Boom ähnlich dem, den der SV Meppen zuletzt erlebt hat, nicht unwahrscheinlich.
Der kalkulierte Etat hingegen wäre im Vergleich mit dem Drittliga-Durchschnitt winzig: Im Vorjahr rechnete Lübeck im Aufstiegsfall mit einer Summe von 2,7 Millionen Euro für die gesamte Spielzeit. Damit wären die Grün-Weißen absolutes Kellerkind. Bislang geben die Travestädter gut die Hälfte davon aus, und finanzieren damit Leistungsträger wie Daniel Franziskus und die drittliga-erfahrenen Ahmet Arslan (VfL Osnabrück) und Tommy Grupe (Hansa Rostock). Nicht nur dieses Trio, sondern zahlreiche Leistungsträger haben bereits Verträge für die kommende Saison. In Lübeck herrscht frühzeitig Planungssicherheit.
Bessere Chancen im kommenden Jahr?
Klar ist, dass der nächste Anlauf auf die 3. Liga kommen wird – und die Vorzeichen nicht schlechter werden. Denn in der Saison 2019/20 wird der Regionalliga Nord ein fester Aufstiegsplatz garantiert, zeitgleich stehen die Chancen auf einen Klassenerhalt bei den potenziellen Konkurrenten aus Meppen und Braunschweig mittlerweile wieder gut.
Sollte Lübeck die jungen Wolfsburger nicht mehr einfangen, so werden sie ihnen in der Relegationsbegegnung gegen aller Voraussicht nach den FC Bayern München II alle Daumen drücken – im Idealfall würde sich mit der VfL-Reserve ein weiterer Gegner verabschieden. Unter all den genannten Umständen wäre der Weg dann quasi frei, Lübeck wäre mindestens ein Mitfavorit auf den Titel in der Nord-Staffel. Und würde wohl erneut die Gunst so manches Drittliga-Fans erhalten.