Die torreichsten Drittliga-Spiele der Geschichte

Duell mit offenem Visier nennen es die Trainer. Die Fans sprechen plump vom Schützenfest oder auch dem typischen Wahnsinn in der 3. Liga. Gemeint sind Spiele wie das 4:3 zwischen Energie Cottbus und Fortuna Köln am zurückliegenden 31. Spieltag. Bereits zum fünften Mal bekamen die Zuschauer während der laufenden Saison 2018/19 in einer Partie sieben Buden zu sehen. Darf es noch eine Priese Spektakel mehr sein? Wir blicken auf die torreichsten Begegnungen in der nunmehr fast elfjährigen Drittliga-Historie zurück:

[box type="info"]Zehn-Tore-Wahnsinn in Braunschweig[/box]

Saison 2008/09: Eintracht Braunschweig – Fortuna Düsseldorf 5:5 (1:2)

Was mag sich nur auf dem Platz zugetragen haben, wenn einem Eintracht-Spieler bei der Analyse nach dem Abpfiff der Begriff "Augenorgasmus" über die Lippen kommt? Ganz einfach: Die eigene Mannschaft geht nach 45 Sekunden in Führung, holt in den folgenden 89 Minuten dann viermal einen Rückstand auf und verschießt noch zwei Elfmeter – willkommen im Tollhaus Eintracht-Stadion! Das irre 5:5 ist ein Grund, warum die Premierensaison in der 3. Liga unvergessen bleibt. Zum Man of the Match avancierte weder der an drei Treffern beteiligte Braunschweiger Mirko Boland noch Fortuna-Regisseur und Freistoßkünstler Marco Christ. Michael Melka im Düsseldorfer Tor verdiente sich den Titel durch zwei gehaltene Elfmeter innerhalb von 20 Minuten.

Saison 2018/19: Carl Zeiss Jena – SpVgg Unterhaching 4:5 (2:2)

Frischer sind die Erinnerungen vieler Fans wohl an den 5:4-Auswärtserfolg der SpVgg Unterhaching in Jena. Hier erwischten FCC-Keeper Jo Coppens sowie sein Gegenüber Lukas Königshofer, der Jenas Mittelstürmer Felix Brügmann den Ball zum 4:4 passend in den Lauf gespielt hatte, wahrlich nicht ihren besten Tag. Dass Königshofer und Co. am Ende trotzdem jubeln konnten, verdankten sie vor allem Stephan Hain. Der 30-jährige Torjäger erzielte im Ernst-Abbe-Sportfeld drei seiner aktuell 13 Saisontreffer. Bemerkenswert: Wie auch beim Zehn Tore-Wahnsinn in Braunschweig wären auch bei dieser Partie noch deutlich mehr Treffer möglich gewesen. Fünfmal klatschte der Ball in Halbzeit zwei ans Aluminium und Hains viertes Tor in der Nachspielzeit wurde – wegen vermeintlicher Abseitsstellung – aberkannt.

 

[box type="info"]Hansa schießt Unterhaching ab[/box]

Saison 2010/11: Hansa Rostock – SpVgg Unterhaching 7:2 (2:2)

Ob es purer Zufall ist, dass Unterhaching noch an einem weiteren Spiel mit neun Treffern beteiligt war? An der Ostsee ging die damals von Weltmeister Klaus Augenthaler trainierte Mannschaft allerdings 2:7 baden. Man of the Match? Nachträglich schwer zu sagen. So verteilten sich die sieben Tore des späteren Aufsteigers auch auf sieben verschiedene Schultern. Tobias Jänicke, Mohammed Lartey, Radovan Vujanovic, Marcel Schied, Enrico Neitzel und Björn Ziegenbein trafen, hinzu kam noch ein Eigentor des Hachinger Abwehrchefs und jetzigen TV-Reporters Torben Hoffmann. 10.700 Zuschauer bejubelten den bis heute höchsten Drittliga-Erfolg der Hansa-Kogge.

Saison 2008/09: Werder Bremen II – VfB Stuttgart II 4:5 (2:2)

Schauplatz: Weserstadion – Platz 11! Eine überschaubare Kulisse und zwei U 23-Mannschaften im Schatten der großen Bundesliga-Arena. Was zunächst nach einem fußballerischen Rohrkrepierer klingt, entwickelt sich zum Tag der offenen Tore. 5:4 behält der Stuttgarter Nachwuchs schließlich an der Weser die Oberhand. Nicht nur die beiden Doppeltorschützen Julian Schieber auf Seiten der VfB-Reserve sowie der Bremer Torsten Oehrl dürften dabei den Talent-Scouts unter den 300 Zuschauern aufgefallen sein. Auch Sven Ulreich (Bayern München), der heutige Werder-Profi Philipp Bargfrede und der langjährige HSV-Spieler Dennis Diekmeier schafften in der Folgezeit den Sprung in die Bundesliga.

Saison 2017/18: Hallescher FC – SC Paderborn 4:4 (1:3)

Vorweg: Spiele mit acht Treffern gab es in der 3. Liga ganze elf Stück. Herausheben lässt sich das Duell Halle gegen Paderborn vom Saisonauftakt 2017/18 aufgrund seiner Dramatik und einiger sehenswerter Tore. Wer rechnete schon damit, dass der erfahrene Schiedsrichter Felix Zwayer am 1. Spieltag in der ersten Minute gleich auf den Elfmeterpunkt zeigen sollte und die Spieler damit früh unter Strom setzt. "Nach dem frühen Rückstand habe ich mich zur Trainerbank umgedreht und gesagt: In 15 Minuten führen wir 2:1", erklärte SCP-Coach Steffen Baumgart nachher. Tatsächlich benötigte das Team, das im letzten Jahr knapp hinter Bayern München (92 Treffer) die Torfabrik der drei deutschen Profiligen (90 Tore) gestellt hatte, dafür in Person von Ben Zolinski und Marc Vucinovic nur 17 Minuten. Am Ende reichte eine 4:1-Führung auch deshalb nicht zum Dreier, weil der damalige HFC-Trainer Rico Schmitt die richtigen Joker zog: Hilal El Helwe und Braydon Manu. Zusammen mit Petar Sliskovic sorgte das Duo zwischen der 73. und 84. Minute für eine denkwürdige Aufholjagd.

Die weiteren Spiele mit acht Toren:

  • Jahn Regensburg 4:4 Hansa Rostock (Saison 2014/15)
  • Stuttgarter Kickers 4:4 VfB Stuttgart II (Saison 2008/09)
  • Hallescher FC 6:2 Werder Bremen II (Saison 2015/16)
  • SC Paderborn 7:1 Werder Bremen II (Saison 2017/18)
  • Jahn Regensburg 3:5 Chemnitzer FC (Saison 2013/14)
  • Wuppertaler SV 5:3 Bayern München II (Saison 2009/10)
  • Wehen Wiesbaden 6:2 Preußen Münster (Saison 2017/18)
  • Wuppertaler SV 5:3 Holstein Kiel (Saison 2009/10)
  • Hansa Rostock 5:3 Fortuna Köln (Saison 2017/18)
  • Rot-Weiß Erfurt 4:4 VfL Osnabrück (Saison 2017/18)

   

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