Diese Talente haben sich in den Fokus gespielt #2
In den vergangenen Jahren hat sich die 3. Liga immer wieder als exzellente Ausbildungsstätte für so manch späteren Bundesliga-Profi erwiesen. Auch in dieser Saison haben wieder zahlreiche Talente den Sprung in die Stammformation geschafft und regelmäßig überzeugt. Wir schauen auf die 20 vielversprechendsten Spieler, die höchstens 23 Jahre alt sind – und wie wahrscheinlich ein Wechsel zum Saisonende ist.
Als junger Spieler bei den SF Lotte zu bestehen, kann keine leichte Aufgabe sein. Von zig verschlissenen Trainern über eine vermeintliche Spieler-Meuterei bis hin zu außergewöhnlicher Transferaktivität ist am Autobahnkreuz ein Störfaktor nach dem nächsten vorzufinden. Paterson Chato, der sich einst bei Energie Cottbus nicht durchsetzen konnte, hat sich in Lotte dennoch ins Rampenlicht gespielt – und zwar mit fünf Scorerpunkten in 27 Partien, dazu aufmerksamer Arbeit im defensiven Mittelfeld. Er weiß, seinen körperlichen Vorteil meist geschickt einzusetzen.
Wechselwahrscheinlichkeit: 100 Prozent. Sein Wechsel zum SV Wehen Wiesbaden ist schon fix, womöglich geht es für Chato sogar in die 2. Bundesliga.
Bei Hansa Rostock fand er nicht den Weg zwischen die Pfosten, in Halle ist Kai Eisele nun unangefochtener Stammtorhüter. Und das mit sichtbarem Erfolg: Erst 29 Gegentore hat Halle in dieser Spielzeit kassiert, weniger sind es nur bei Spitzenreiter VfL Osnabrück. Daran hat auch Eisele, der 16 Mal zu blieb, einen großen Anteil, denn Ausreißer nach unten sind bei ihm selten. In den vergangenen Wochen lieferte er sogar bärenstarke Auftritte ab.
Wechselwahrscheinlichkeit: Gering. Halle verlängerte den Vertrag mit seinem Torhüter erst im Februar um zwei Jahre, bei einem Wechsel müsste sich Eisele zudem wohl in zweiter Reihe anstellen – beim HFC nicht.
Groß kaufte der FCK im Sommer ein, doch viele Neuzugänge überzeugten nicht. Dafür nutzte der Nachwuchs die Chance – allen voran Christian Kühlwetter. Obgleich nur in 23 Spielen aufgeboten, erzielte der Stürmer bereits neun Treffer und drei Vorlagen, damit führt er die interne Torjägerliste an. Und er bringt vieles mit, was die Fans auf dem Betzenberg sehen wollen: Physis, Leidenschaft, Torriecher und jede Menge Stallgeruch. Eine gute Mischung!
Wechselwahrscheinlichkeit: Gering. Zwei Jahre Restvertrag sind ein klares Zeichen, zudem wird der FCK auch kommendes Jahr Aufstiegsfavorit sein. Doch sollte Lautern Ablösesummen generieren müssen, gilt Kühlwetter zum begehrten Tafelsilber.
In Erfurt machte er unter zugegeben schwierigsten Umständen erstmals auf sich aufmerksam, jetzt ist er zum Drittliga-Leistungsträger gereift: Merveille Biankadi, der bei Hansa Rostock aus dem Zentrum zunehmend auf den Flügel ausgewichen ist und dort sein Tempo als auch die starke Ballkontrolle gut ausspielen kann. Der Ertrag sind bislang sieben Tore und drei Vorlagen in der Liga, zudem ist er in bislang jedem Saisonspiel zum Zuge gekommen, 31 Mal von Beginn an.
Wechselwahrscheinlichkeit: Mittel. Der Vertrag gilt bis 2020, doch verwunderlich wäre es nicht, wenn in Rostock demnächst lukrative Angebote von Zweitligisten eintrudeln.
Weite Teile der unterirdischen Rückrunde verpasste Luca Marseiler aufgrund einer muskulären Verletzung, im Herbst glänzte der 22-Jährige noch mit erfrischendem und frechen Fußball – und einem Traumtor, das in Erinnerung blieb. Sechs Treffer und drei Vorlagen unterstreichen, dass Marseiler in der 3. Liga angekommen ist. Kein Wunder, dass Haching enorm schnell Nägel mit Köpfen machte und den Youngster mit einer für die 3. Liga ungewöhnlichen Vertragslaufzeit ausstattete: Marseiler ist noch bis Juni 2023 an die Bayern gebunden.
Wechselwahrscheinlichkeit: Sehr gering. Seit der Verlängerung im Januar gab es keine Gerüchte um Marseiler, Interessenten wurden wohl nachhaltig abgeschreckt. Klar ist aber, dass Haching die Klasse halten muss – für die vierte Liga wäre Marseiler überqualifiziert.
Zuletzt war er durchaus überraschend nicht mehr regelmäßig gesetzt, doch der 21-jährige Niklas Schmidt hat beim SV Wehen Wiesbaden als Leihspieler bereits für zahlreiche glanzvolle Momente gesorgt. Bislang fünf Tore und elf (!) Vorlagen machen den zentralen Mittelfeldspieler zu einem Topscorer der 3. Liga, allerdings kehrt er planmäßig nach der Spielzeit zurück zu Bundesligist Werder Bremen. Ob dieser in seinem Top-Mittelfeld noch Platz für Schmidt hat?
Wechselwahrscheinlichkeit: Mittel. Wehen Wiesbaden kann sich gerade im Aufstiegsfall durchaus Chancen ausrechnen, Schmidt behalten zu können – es würde aber wohl eine Ablöse an Bremen fällig.
Braydon Manu ist schon eine faszinierende Erscheinung. Er kann eine ganze Defensivreihe auseinanderziehen, mit seiner unfassbaren Geschwindigkeit Konter zur tödlichen Waffe machen – aber er ist auch Instinktfußballer mit technischen Schwächen, ein emotionaler und im Gesamtpaket kaum zu kopierender Fußballer. Das zeigt sich in der Statistik: Er hat "nur" 26 Spiele absolviert, zwei Tore gemacht und fünf vorbereitet. Und doch ist er ein Star des Halleschen FC. Und damit im Fokus höherer Ligen.
Wechselwahrscheinlichkeit: Mittel. Klopft ein Zweitligist an, hat der HFC schlechte Karten – sofern er nicht aufsteigt. Manu bringt vieles von dem mit, was in den höchsten Ligen gefordert wird.
Spielte sich der gelernte Linksverteidiger in der Saison 2017/18 noch in den Kader, so gehört Niklas Landgraf mittlerweile in der Dreierkette des HFC zur absoluten Bestbesetzung – 32 von 33 Spielen hat er bestritten, nur einmal fehlte er wegen einer Gelbsperre. Geschätzt wird sein gutes Grundtempo, aber auch die im jungen Alter bereits klar erkennbare Souveränität im Zweikampfverhalten. Ob diese Eigenschaften bald das Interesse von Zweitligisten wecken werden?
Wechselwahrscheinlichkeit: Gering. Der Vertrag läuft bis 2021, bislang gibt es kaum Gerüchte. Und: Womöglich steigt Halle einfach selbst auf, dann hätte Landgraf kaum einen sportlichen Grund zum Vereinswechsel.
Aus der Regionalliga Nord vom TSV Havelse gekommen, hat Daniel Kofi-Kyereh trotz großer Konkurrenz beim SV Wehen Wiesbaden direkt für Aufsehen gesorgt: Mit tollen 14 Treffern und fünf weiteren Vorlagen ist er maßgeblich dafür verantwortlich, dass der SVWW auch kurz vor dem Saisonende noch vom Aufstieg träumen kann. Er vereint Geschwindigkeit, technisches Vermögen und einen guten Torabschluss – Attribute, die ihn auf dem Transfermarkt begehrt machen.
Wechselwahrscheinlichkeit: Gering. Wehen Wiesbaden ist nicht auf jede Ablösesumme angewiesen und wird selbst an einer Verlängerung interessiert sein, zur Not zu besseren Konditionen. Ein Aufstieg würde die Verbleibs-Chance nochmals verbessern.
Dass Leihgeschäfte zwischen den Klubs aller drei Profiligen zum Alltagsgeschäft gehören, zeigt das Beispiel Nils Körber. Er ist nach Marius Gersbeck und Marvin Schwäbe der dritte Osnabrücker Torhüter, der aus der Bundesliga auf Zeit verpflichtet wurde – und der dritte, der voll eingeschlagen ist. Seine grandiosen Reflexe retteten den Niedersachsen viele Punkte, er ist eine Säule des bald feststehenden Zweitliga-Aufstiegs.
Wechselwahrscheinlichkeit: Hoch. Sollte Hertha trotz der überragenden Saison kein Interesse an einer Rückkehr haben, gibt es bereits Angebote aus der 2. Bundesliga. Körber hat die Qual der Wahl, aber auch der VfL ist in der Verlosung.