Nach 9 Jahren Profifußball: Aalen steigt in die Regionalliga ab

Drei Spieltage vor Saisonende ist im Abstiegskampf die erste Entscheidung gefallen: Der VfR Aalen steht nach der 2:4-Niederlage gegen den KFC Uerdingen als erster Absteiger in die Regionalliga fest. Damit verabschiedet sich der VfR nach neun Jahren aus dem Profifußball – für wie lange, ist offen.

Rang 16 nicht mehr zu erreichen

Schon nach der 0:2-Niederlage in Osnabrück am vergangenen Wochenende stand Aalen mit einem Bein in der Regionalliga, nun ist der Klassenerhalt auch rechnerisch nicht mehr möglich. Zwar beträgt der Rückstand zum rettenden Ufer bei noch drei ausstehenden Spielen "lediglich" neun Punkte, allerdings wird beim direkten Aufeinandertreffen zwischen Sonnenhof Großaspach und Fortuna Köln am letzten Spieltag ein Konkurrent noch punkten. Damit ist das rettende Ufer für die Aalener, die 30 Punkte auf dem Konto haben, selbst bei drei deutlichen Siegen nicht mehr zu erreichen.

Noch nach dem Last-Minute-Sieg auf dem Betzenberg am 32. Spieltag war kurzzeitig Hoffnung aufgekommen, hatte Aalen den Rückstand zum rettenden Ufer doch auf sechs Punkte verkürzen können. Doch die folgenden drei Spiele, inklusive der Partie gegen Uerdingen, gingen allesamt verloren. Überraschend kommt der Abstieg somit keinesfalls. Schon seit dem 11. Spieltag steht der VfR durchgehend unter dem Strich, seit Mitte Februar sind die Württemberger zudem Letzter. Von den bisher 35 Spielen konnte Aalen lediglich sechs gewinnen, zudem setzte es 56 Gegentore und 17 Niederlagen.

Schmitts Mission gescheitert

Auch der Trainerwechsel von Argirios Giannikis hinzu Rico Schmitt, der seit Mitte Februar an der Seitenlinie steht, brachte nicht die gewünschte Wende. Aus den 13 Partien unter Schmitts Leitung holte Aalen lediglich 13 Punkte bei drei Siegen und vier Unentschieden. Die "Mission Impossible", die die der 50-Jährige bei seinem Amtsantritt ausgerufen hatte, ist gescheitert. Zum Vergleich: Giannikis hatte aus seinen 22 Spielen zuvor lediglich 17 Punkte geholt und dabei nur drei Siege verbuchen können.

Dass der VfR Aalen in der Winterpause mit Marcel Bär seinen besten Torjäger zu Eintracht Braunschweig ziehen ließ, war bei vielen Fans auf Kritik gestoßen. Doch aus wirtschaftlicher Sicht, so die Verantwortlichen seinerzeit, habe man den Deal nicht ablehnen können. Aalen soll eine Ablösesumme von 300.000 Euro kassiert haben. Der als Ersatz verpflichtete Petar Sliskovic konnte die Erwartungen mit fünf Toren in 13 Spielen nur teilweise erfüllen, der aus Wiesbaden verpflichtete Stephan Andrist blieb völlig blass (nur ein Tor).

Mit dem Abstieg aus der 3. Liga geht nun eine neunjährige Zeit im Profifußball zu Ende. Nach dem Aufstieg 2010 schaffte der VfR drei Jahre später sogar den Sprung in die 2. Bundesliga, wo er sich drei Spielzeiten in Folge halten konnte. Seit 2015 spielt Aalen wieder in der 3. Liga und belegte unter Trainer Peter Vollmann jeweils einen Tabellenplatz in der unteren Hälfte. Doch vor allem die vorletzte Saison war bemerkenswert, hatte Aalen den Klassenerhalt doch trotz eines Abzugs von neun Punkten aufgrund der Insolvenz geschafft. Ohne den Abzug wäre Aalen Fünfter gewesen – es war die beste Drittliga-Saison des VfR seit dem Abstieg aus der 2. Liga.

Kein Vertrag für 4. Liga gültig

Wie es für den Verein von der Ostalb nun in der Regionalliga weitergehen wird, ist offen. Derzeit hat kein Spieler aus dem aktuellen Kader einen gültigen Vertrag für die 4. Liga, es deutet sich somit ein großer Umbruch an. Auch das Arbeitspapier von Rico Schmitt läuft nur bis zum 30. Juni. Zuletzt hatte der 50-Jährige aber Gesprächsbereitschaft durchblicken lassen: "Ich kann es mir schon vorstellen, wenn die Ziele entsprechend ambitioniert hier sind."

Doch genau das könnte der Knackpunkt sein. Denn ob der direkte Wiederaufstieg angesichts von ambitionierten Vereinen wie Saarbrücken, Offenbach und Elversberg realistisch ist, scheint fraglich. "Es hängt allein vom Budget ab, wie wir uns für die kommende Saison aufstellen können", sagte Präsidiumsmitglied Hermann Olschewski unter der Woche der "Schwäbischen Post".

Ebenso offen ist, ob Olschewski am Neuanfang in der Regionalliga beteiligt sein wird: "Ich bin der Meinung, dass im Abstiegsfall ein kompletter Neuanfang nötig ist. Mit Personen, die nicht vorbelastet sind. Als Außenstehender würde ich auch sagen, dass derjenige, der sportlich in der Hauptverantwortung steht, der Falsche für den Neuaufbau ist." Viele Fragen also, die in den nächsten Wochen geklärt werden müssen. Wie schnell der VfR Aalen nach den drei noch ausstehenden Spielen in dieser Saison in den Profifußball zurückkehren wird, ist ungewiss. Das Ziel, zum 100-jährigen Vereinsjubiläum 2021 wieder in der 2. Bundesliga zu spielen, ist in ganz weite Ferne gerückt.

   

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