Fan-Frust beim VfR: "Außer Bernhardt könnt ihr alle gehen"

Durch die 2:4-Niederlage gegen den KFC Uerdingen steht seit Samstagnachmittag fest, was sich zuletzt bereits angekündigt hatte: Der VfR Aalen muss nach neun Jahren im Profifußball den bitteren Gang in die Regionalliga antreten. Während Spieler und Trainer "eine große Leere" verspürten, machten die Fans ihrem Unmut mit Gesängen und Spruchbändern Luft.

Schwacher und harmloser Auftritt

Es war 15:55 Uhr, als Schiedsrichter Tobias Schultes die Partie beendete und den Abstieg des VfR Aalen damit amtlich machte. Zwar könnte der Verein von der Ostalb durch drei Siege in den verbleibenden Spielen noch auf 39 Punkte kommen und so mit Großaspach auf Platz 16 gleichziehen. Doch durch das direkte Aufeinandertreffen zwischen der SG Sonnenhof und Fortuna Köln am letzten Spieltag wird mindestens ein direkter Konkurrent noch punkten und für den VfR Aalen somit uneinholbar sein.

Warum die Württemberger in der kommenden Saison in der Regionalliga antreten werden, wurde beim Spiel gegen den KFC Uerdingen nochmals deutlich. Bereits nach 61 Minuten stand es 0:3, erst in der Schlussphase wachte Aalen auf und kam über Sliskovic (71.) und Sessa (81.) nochmal ran – allerdings zu spät. "Wir hätten uns am Ende einen Punkt verdient gehabt", meinte Trainer Rico Schmitt nach Abpfiff im "Telekom"-Interview. Allein: Argumente für einen Punktgewinn lieferte der VfR in den ersten 70 Minuten nicht. Stattdessen bot der VfR einen erschreckend schwachen und vor allem harmlosen Auftritt. "Am Ende sind wir selbst Schuld", musste auch Schmitt einräumen.

"Versager"

Bereits in der Pause sprach Präsidiumsmitglied Hermann Olschewski bei "Magenta Sport" von einer "Offenbarung" und schimpfte: "Wer will sich so für einen anderen Verein empfehlen?" Zwischenzeitlich habe Olschewski den Eindruck gehabt, es handele sich um ein Freundschaftsspiel oder einen Feierabend-Kick. Auch Patrick Funk war die Enttäuschung nach Spielende deutlich anzumerken: "Wir haben es einfach nicht verdient." Der 29-Jährige verspürte "eine große Leere" und sprach zudem vom "bittersten Moment" seiner Karriere. "Es tut einfach weh – für den Verein und die Region".

Auf den Rängen der mit 2.760 Zuschauern besetzten Ostalb-Arena herrschte während der 90 Minuten derweil eine seltsame, teilweise gespenstische Atmosphäre. Die aktive Fanszene des VfR verzichtete auf den Support, stattdessen platzierten sie einen Banner vor ihrem Block mit der Aufschrift: "Versager". Nach Abpfiff entlud sich der Frust der Fans in Gesängen: "Außer Bernhardt könnt ihr alle gehen", schallte es der Mannschaft entgegen. Zudem hielten die Anhänger ein Spruchband nach oben – darauf stand: "Danke für die geile Saison, ihr Versager."

Funk hatte Verständnis für die Reaktion der Fans: "Dass das Umfeld unzufrieden ist, ist doch klar. Auch wir Spieler sind nicht zufrieden." Torhüter Daniel Bernhardt stellte gegenüber dem SWR fest: "Es tut unfassbar weh." Durchaus möglich aber, dass der Keeper mit dem VfR in die Regionalliga geht: "Wenn es für beide Seiten passt, bin ich bereit, etwas Neues aufbauen." Auch Trainer Rico Schmitt ließ zuletzt durchblicken, für einen Neuanfang zur Verfügung zu stehen. Allerdings wohl nur dann, wenn der direkte Wiederaufstieg das Ziel ist.

VfR kündigt "Umstrukturierungen" an

Ob dieser realistisch ist, soll in den kommenden Wochen geklärt werden. Unmittelbar nach dem besiegelten Abstieg kündigte der VfR auf seiner Homepage bereits "Umstrukturierungen" an. Demnach soll eine "junge und hungrige Mannschaft" zusammengestellt werden, die "vorwiegend aus Süddeutschland" stammt. Auch Spieler der vereinseigenen Jugend sollen Bestandteil des nächstjährigen Kaders sein, heißt es. Die wirtschaftlichen Strukturen des Vereins müssten derweil an die Regionalliga angepasst werden, die Jugend des Vereins soll bei den anstehenden Umstrukturierungen aber "so gut wie möglich verschont bleiben", kündigt der VfR an.

Erste positive Nachrichten von Seiten einiger Sponsoren habe der Verein bereits erhalten und "geht deshalb aktuell davon aus, dass ein Großteil der bisherigen Unterstützer erhalten bleibt." Die nächsten Tage will der VfR "intensiv nutzen", um schnellstmöglich Klarheit in allen Bereichen zu schaffen und eine gute Grundlage für die Spielzeit 2019/2020 zu legen. Mit dem anstehenden Auswärtsspiel in Braunschweig beginnt die Abschiedstournee aus der 3. Liga. Anschließend warten noch Cottbus und Rostock, ehe sich der VfR aus dem Profifußball verabschieden wird. Für wie lange, das ist ungewiss.

 

   

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

Back to top button