"Jetzt wird gefeiert": BTSV krönt unfassbare Aufholjagd

Mausetot wirkte Eintracht Braunschweig nach dem 18. Spieltag, das rettende Ufer war zu diesem Zeitpunkt bereits neun Punkte entfernt. 161 Tage später feierte der BTSV nach dem knappen 1:1 gegen Energie Cottbus den Klassenerhalt und belohnte sich damit für eine spektakuläre Aufholjagd. Nach Abpfiff brachen alle Dämme.

Spannung bis in die Haarspitzen

Yari Otto kam in der letzten Sekunde der fünfminütigen Nachspielzeit nach einem Cottbuser Sturmlauf an den Ball, wollte gerade das Spielgerät aus der Gefahrenzone herausdribbeln – da pfiff Schiedsrichter Daniel Schlager ab und der junge Stürmer jagte dem Ball nur noch zum Jubeln hinterher. Die Dämme in Braunschweig brachen augenblicklich, denn in diesem Moment stand es fest: Der BTSV hatte den Klassenerhalt in der 3. Liga geschafft.

André Schubert saß stillschweigend auf der Trainerbank, wollte nach Abpfiff nicht von den Kameras gefilmt werden. Dann wurden die Tore vor den Tribünen geöffnet, zehn Minuten nach dem erreichten Klassenerhalt strömten die Anhänger des BTSV zum Feiern mit ihrer Mannschaft auf das Feld. "Ich bin ausgewechselt worden, ich saß hier. Ich hab es kaum ausgehalten", erklärte Marc Pfitzner, der die Braunschweiger per umstrittenen Elfmeter in Führung brachte, voller Erleichterung am Mikrofon der "Telekom". Nur Tor weiteres von Energie Cottbus, dann wären die Niedersachsen in die Regionalliga durchgereicht worden.

Gerade einmal 13 Punkte hatte der BTSV nach dem Ende der Hinrunde auf dem Konto, selbst André Schubert bekam die Mannschaft zu Beginn nicht in die Spur zurück. Der endgültige Umschwung erfolgte in der Rückrunde, zuvor war der Kader komplett erneuert worden. "Ohne diese Runderneuerung wäre das nicht gegangen. Das ist mit Schubert verbunden, aber auch mit jedem einzelnen Spieler", überwog auch beim scheidenden Präsidenten Sebastian Ebel die Erleichterung nach Abpfiff. Er hätte sich nicht vorstellen wollen, was bei einem anderen Ausgang passiert wäre.

"Unheimliche Dankbarkeit"

Dass es dazu nicht kam, hatte die Mannschaft einer sensationellen Rückrunde zu verdanken. Totgesagt und neu zusammengestellt holten die Braunschweiger ganze 32 Punkte aus der zweiten Saisonhälfte, was zum knappsten Klassenerhalt der Drittliga-Historie reichte. "Wir können mega stolz auf uns sein, was wir hier in der Rückrunde abgezogen haben", wusste Pfitzner um den Stellenwert jedes einzelnen Punktes, den das Team am Ende holte. "Man sieht, wie knapp das in den letzten Minuten war", pflichtete Ebel dem Kicker bei, der zum Jahreswechsel noch in der Reservemannschaft der Braunschweiger sein Karriereende plante.

Am Ende hatte Ebel nur noch ein Gefühl: "Unheimliche Dankbarkeit. Verbunden mit einem Riesenrespekt für Cottbus, die mir in der Seele leidtun." Auch André Schubert pflichtete seinem Boss bei: "Ich habe immer gesagt, dass ich dieses Endspiel am letzten Spieltag nicht möchte. Weil beide Mannschaften es heute absolut gezeigt haben, dass sie in dieser Liga gehörten", sagte der Trainer in der Pressekonferenz nach dem Spiel, in der die Demut überwog. "Ich hab vor der Arbeit in Cottbus allergrößten Respekt. So wie ihr euch auch hier präsentiert habt, ist es einfach bitter", wünschte sich Schubert ein besseres Ende für die Gäste aus der Lausitz – denn die stiegen statt den Braunschweigern ab.

Spielern fällt Riesenlast" ab

"Ich sehe die Cottbuser mit Tränen in den Augen. Dann gehe ich dreißig Meter weiter und gucke meinen Spielern ins Gesicht, wo auch die Tränen laufen", beschrieb Schubert die Situation. Doch statt Freudentränen sei es der Abfall von Druck und Spannung und "von all dem, was den Fußball ausmacht" gewesen. Sekunden und Zentimeter seien nach 38 Spieltagen entscheidend gewesen. "Es ist eine Riesenlast, die jetzt von unseren Schultern fällt", fand auch Mike Feigenspan. "Wir wussten von Anfang an, was das für eine Monsteraufgabe wird. Aber wir haben immer an uns geglaubt, auch wenn wir mal verloren haben. Die Fans haben uns immer unterstützt, einfach Weltklasse. Wir haben jede Minute gekämpft, hatten teilweise Krämpfe. Das ist jetzt alles egal, jetzt wird gefeiert."

Am Ende sprach Schubert seiner Mannschaft ein "riesen Kompliment" nach einer langen Reise aus und versprach: "Erstmal auruhen, kurz durchatmen. Dann lassen wir es einfach krachen. Ich bin mir relativ sicher, dass Braunschweig gut feiern kann."

   

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