"Haben diesen Abstieg nicht verdient": Cottbus am Boden

Nur 356 Tage nach dem Aufstieg in die 3. Liga muss Energie Cottbus zurück in die Regionalliga, das 1:1-Unentschieden gegen Eintracht Braunschweig reichte nicht. Besonders bitter: In der Endabrechnung fehlt Energie ein einziger Treffer für den Klassenerhalt. Entsprechend niedergeschlagen war Trainer Claus-Dieter Wollitz nach Spielende, richtete die Blicke aber schon wieder nach vorne.

Elfmeter erhitzt die Gemüter

Es lief bereits die fünfte Minute der Nachspielzeit, als Energie Cottbus unter einem gellenden Pfeifkonzert der Eintracht-Fans nochmal einen langen Ball in den Strafraum schlug. Doch Braunschweig konnte klären, Sekunden später war die Partie um genau 15:25 Uhr abgepfiffen – und der Abstieg von Energie Cottbus besiegelt. Während die Freude bei der Eintracht keine Grenzen kannte, sanken die Cottbuser Spieler geschockt zu Boden, es flossen Tränen. Aus dem Gästeblock flogen Feuerwerkskörper in Richtung Spielfeld, zu einem Platzsturm kam es aber nicht. Dennoch war die Enttäuschung bei den über 2.000 mitgereisten Fans riesengroß, zumal der Führungstreffer für Eintracht Braunschweig nach 30 Minuten überaus strittig war. Nach einem Schuss von Marcel Bär bekam Tim Kruse den Ball an den ausgefahrenen Arm, es gab Elfmeter für die Hausherren. Dass Bär den Ball zuvor mit dem Oberarm berührt hatte, übersah Schiedsrichter Daniel Schlager. Hitzige Diskussionen waren die Folge.

Daran festmachen wollte Trainer Claus-Dieter Wollitz den Abstieg aber nicht: "Wir hatten 38 Spieltage Zeit, um unsere Ziele zu erreichen. Da sollte man nicht den letzten Spieltag zum Anlass nehmen, um darüber zu diskutieren, ob ein Tor, ein Punkt fehlt oder es eine Fehlentscheidung zu viel gab." Dennoch sprach der Energie-Coach mit Blick auf den Elfmeter von einer "unglücklich Entscheidung", erkannte aber ebenso, dass der Elfmeter für seine Mannschaft nach 57 Minuten ebenfalls "sehr glücklich" gewesen sein, nachdem Christoph Menz den Ball an den Arm bekommen hatte. In der Schlussphase sah José-Junior Matuwila (86.) dann noch Gelb-Rot, zudem wurde der ausgeschwelte Kruse mit Gelb belegt (90+4).

Weil Großaspach und Jena ihre Spiele parallel gewinnen konnten, reichte das Unentschieden nicht – und das, obwohl Energie vor dem Spieltag immerhin zwei Punkte vor dem ersten Abstiegsplatz lag und aus den letzten fünf Spielen zehn Punkte holte. "Ich kann die Enttäuschung gar nicht in Worte fassen", sagte Felix Geisler der "Lausitzer Rundschau" mit Tränen in den Augen und stellte fest: "Wir haben diesen Abstieg nicht verdient. Wir haben hintenraus eine klasse Saison gespielt und kriegen es mit so einem Spieltag reingedrückt. Es tut mir extrem leid für alle." Auch Eintracht-Coach André Schubert fühlte mit: "So wie ihr euch auch hier präsentiert habt, ist es einfach bitter"."

Ein Tor fehlte

Besonders ärgerlich: Energie Cottbus ist die erste Mannschaft der Drittliga-Geschichte, die mit 45 Punkten den Gang in die Regionalliga antreten muss. Selbst wenn man mit vier Absteigern rechnet und die fehlende Lizenz von 1860 München im Jahr 2017 außen vor lässt, hätten mit Werder Bremen II (2017; 45 Punkten) und Wacker Burghausen (2010; 46 Punkten) lediglich zwei Teams den Klassenerhalt verpasst. Ebenfalls bitter: In der Gesamtabrechnung fehlt den Lausitzern gerade mal ein Tor zum Liga-Verbleib. Ein höherer Sieg etwa beim Heimspiel gegen den VfR Aalen vor einer Woche hätte bereits gereicht.

So blieb Wollitz, der nach dem zweiten Abstieg aus der 3. Liga eine "totale Leere" verspürte, nichts anderes übrig, als Eintracht Braunschweig fair zum Klassenerhalt zu gratulieren. "Natürlich ist es nicht einfach, aber das gehört zum Sport dazu." Zudem bedankte sich der Energie-Coach bei der Mannschaft: "Ich durfte drei Jahre lang mit größtem Respekt und absolutem Stolz diesen fantastischen Klub trainieren. Danke an die Jungs." Wie es bei Energie Cottbus nach dem direkten Wiederabstieg nun weitergeht, ist offen.

Nur 7 Spieler mit Viertliga-Vertrag

Laut der "Lausitzer Rundschau" haben mit Leon Schneider, Lasse Schlüter, Andrej Startsev, Paul Gehrmann, Niklas Geisler, Moritz Broschinski und Abdulkadir Beyazit aktuell nur sieben Spieler einen gültigen Vertrag für die 4. Liga. Alle anderen Spieler, etwa Fabian Holthaus, Jürgen Gjasula und Fabio Viteritti können ablösefrei gehen. Gleiches gilt auch für Maximilian Zimmer, der zuletzt aber durchblicken ließ, sich einen Verbleib im Abstiegsfall vorstellen zu können. Klar ist bereits: Der Weg zurück in die 3. Liga wird weit, zumal der Meister der Regionalliga Nordost – im Gegensatz zur aktuellen Saison – künftig nicht mehr direkt aufsteigen wird. "Die Frage, ob der Verein noch einmal eine Aufbruch­stimmung erzeugen könnte, kann ich nicht beantworten", sagte Wollitz der Zeitung vor dem Spiel. Ob der 53-Jährige Trainer bleibt, steht ebenfalls noch nicht fest – sein Vertrag läuft aber noch bis 2020.

Doch bevor der Neuanfang eingeleitet wird, steht am kommenden Samstag noch das wichtige Landespokal-Finale gegen Optik Rathenow an. Kurios: Der Regionalligist muss aufgrund des Energie-Abstiegs ebenfalls eine Etage tiefer. Mit einem Sieg würde Energie in den DFB-Pokal einziehen und hätte damit wertvolle Einnahmen von rund 200.000 Euro sicher. Viel Geld für einen künftigen Viertligisten, angesichts des Abstiegs jedoch ein schwacher Trost. "Wir müssen eine Mannschaft auf den Platz bringen, die den Pokal gewinnt. Das sind wir uns und der Region schuldigt", blickte Wollitz bereits voraus. Ob der Schock über den Abstieg bis dahin überwunden ist?

   

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