3:2! Wiesbaden ringt Ingolstadt nieder und steigt auf
Wehen Wiesbaden machte im Relegations-Rückspiel die Überraschung perfekt und steigt in die 2. Bundesliga auf. Die Hessen setzten sich nach der Heimpleite aus dem Hinspiel (1:2) mit 3:2 beim FC Ingolstadt 04 durch. In einer hitzigen Schlussphase war es purer Kampf, der die Elf von Rüdiger Rehm an das Ziel brachte.
Wiesbaden überrennt den FCI zu Beginn
Die Ausgangslage nach dem Hinspiel war alles andere als optimal. Wiesbaden musste vor gegnerischem Publikum mindestens zwei Tore erzielen, um die Chance auf den Aufstieg zu wahren. Erreichen wollte Cheftrainer Rüdiger Rehm die Überraschung mit einer auf mehreren Positionen veränderten Startelf: Lorch, Schmidt und Kyereh, allesamt schon im Hinspiel eingewechselt, rückten in das Team. Auf der Bank saßen dafür Titsch Rivero, Shipnoski und Schönfeld. Auch FCI-Trainer Tomas Oral veränderte seine Mannschaft: Für Cohen und Kittel begannen Krauße und Kerschbaumer.
Der SVWW war gezwungen, von Beginn an auf Sieg zu spielen. Zunächst aber musste die Rehm-Elf erst einmal tief durchatmen. Keine Minute war gespielt, da tauchte Ingolstadt-Angreifer Lezcano nach einer Pledl-Vorarbeit frei vor dem Wiesbadener Gehäuse auf, bugsierte die Kugel mit dem Oberschenkel jedoch über den Querbalken (1.). In der Folge brachten vor allem die Gäste ihre Qualitäten auf den Rasen. Wiesbaden spielte ein aggressives Pressing – und belohnte sich früh: Zunächst parierte FCI-Schlussmann Tschauner einen Lorch-Abschluss, doch der Ball wurde von Dittgen noch einmal vor das Tor gebracht. Schäfflers Kopfball hätte der Ingolstädter Torhüter womöglich erneut entschärft, wenn Kyereh die Kugel nicht vorher in das Tor gelenkt hätte (11.). Die Gastgeber jedoch reagierten wütend und glichen umgehend aus. Einen Fernschuss von Gaus ließ Torwart Kolke nach vorne abprallen, Ingolstadts Kerschbaumer war zur Stelle und vollendete zum Ausgleich (13.).
Trotz des Rückschlags hatte sich die Ausgangslage für den SVWW verbessert, ein Tor fehlte nur noch zur Verlängerung. Zunächst versuchten es beide Mannschaften vor allem mit langen Diagonalbällen. Der nächste Treffer für die Gäste sollte jedoch aus einem Fehler eines FCI-Akteurs resultieren. Kerschbaumer verlor das Leder in der Nähe des Wiesbadener Sechzehners, Kuhn brachte das halbe Spielfeld hinter sich und fand schließlich mit einem feinen Zuspiel Dittgen – dieser behielt vor dem Tor die Nerven und egalisierte die Hinspiel-Pleite (30.). Doch der Drittligist hatte noch nicht genug, wollte die Verunsicherung der Gastgeber vielmehr in einen weiteren Treffer ummünzen. Und das gelang: Zunächst setzte Schäffler einen Kopfball noch vorbei (40.), dann war wieder einmal Lorch zur Stelle. Nach Vorarbeit von Kyereh zog der zentrale Mittelfeldmann aus rund 20 Metern ab, unter gütiger Mithilfe von Ingolstadts Paulsen fand der Ball tatsächlich erneut den Weg in die Maschen – 3:1 für Wiesbaden (43.).
SVWW investiert alles – und steigt auf
Die Situation beim Wiederanpfiff war somit eine völlig andere: Nun brauchte Ingolstadt zwei Treffer für den Klassenerhalt. Entsprechend offensiv traten die Schanzer auf. In den ersten Minuten des zweiten Durchgangs gelang es dem Drittligisten noch, den Spielfluss der Hausherren durch kleinere Fouls zu stoppen, dann wurde der Druck allerdings zunehmend größer. Nachdem Mockenhaupt einen Ball aus dem Strafraum geklärt hatte, zog Ingolstadts Lezcano volley ab – Schlussmann Kolke parierte sehenswert (51.). Doch die Hessen konnten sich in dieser Phase kaum einmal befreien. Nur zwei Zeigerumdrehungen später versuchte es erneut Lezcano, Kolke brachte wiederum eine Hand an den Flachschuss des Angreifers (53.). Trotz der eigenen Passivität ergaben sich für Wiesbaden Räume zum Kontern: Nach einem Tänzchen von Kyereh kam Gül im gegnerischen Sechzehner zum Abschluss und drosch das Leder an das Lattenkreuz (61.)
Es blieb allerdings bei der Einzelaktion. Ingolstadt schnürte den SVWW weiterhin am eigenen Strafraum ein, lediglich der letzte Punch fehlte. Doch dieser ließ nicht lange auf sich warten: Aus dem linken Halbfeld flankte Mavraj scharf vor das Tor, von hinten rauschte Paulsen heran und köpfte wuchtig ein (68.). Dem FCI fehlte nun lediglich ein Tor, Wiesbaden fand kaum noch statt. Trainer Rüdiger Rehm reagierte daher und brachte Shipnoski für Niklas Schmidt (69.). Der Wechsel half zunächst wenig, die Partie drohte endgültig zugunsten des Zweitligisten zu kippen. Gerade der eingewechselte FCI-Torjäger Kittel sorgte immer wieder für Gefahr. Es entwickelte sich ein enorm unruhiges Spiel, deutliche Vorteile hatten weiterhin die Hausherren.
In der Schlussphase warfen sich die Wiesbadener Akteure in jeden Ball. Außerdem kam die Rehm-Elf nun wieder häufiger zu Entlastungsangriffen. Erst in den letzten Minuten wurde es noch einmal brenzlig, die Wiesbadener Defensive hielt jedoch stand. In der Nachspielzeit passierte dann wenig, einen finalen Versuch von Kutschke entschärfte SVWW-Torhüter Kolke (90.+3). So blieb es beim 3:2-Auswärtssieg. Der SV Wehen Wiesbaden drehte die Pleite aus dem Hinspiel mit einem wahren Kraftakt und spielt nach zehn Jahren Abstinenz in der kommenden Saison wieder in der 2. Bundesliga. Bei den Hessen brachen nach Abpfiff alle Dämme, wie entfesselt stürmte die komplette Auswechselbank auf das Spielfeld.