BTSV geht shoppen: Eine Alles-oder-nichts-Einkaufstour?

Es mag für Außenstehende etwas kurios anmuten, in welcher Form Eintracht Braunschweig – das unter anderem Mitarbeiterentlassungen für diesen Sommer angekündigt hatte – jetzt die Brieftasche für Neuzugänge öffnet. Gerade der Sturm ist schon jetzt brillant besetzt und hievt die Eintracht ins ohnehin gewaltige Favoritenfeld auf den Zweitliga-Aufstieg.

Dreimal Markenware eingekauft

Jeder, der hin und wieder einen der größeren Einkaufsmärkte besucht, kennt das Gefühl: Auf Augenhöhe stehen in den Regalen die bekanntesten Produkte, von denen man sich entsprechend viel verspricht. Markenware eben. Nur wer sich bückt und in die tiefsten Reihen schaut, der kann für wenig Geld oft qualitativ nahezu gleichwertige Sachen erstehen. In diese Regale müssen die meisten Drittligisten derzeit schauen, denn so lässt sich auch mit kleinem Geldbeutel deutlich mehr einkaufen.

Wer ausschließlich das Premiumsortiment kauft, kommt mit gleichem Budget nicht weit. Genau diesen Weg aber scheint Eintracht Braunschweig, allen Einsparungen rund um den Klub zum Trotz, gehen zu wollen. Auf nichts anderes deuten die drei Verpflichtungen von Orhan Ademi (Topstürmer der Würzburger Kickers), Martin Kobylanski (Topstürmer von Preußen Münster) und Nick Proschwitz (Topstürmer des SV Meppen) hin.

Die Erfahrung im Kader bleibt riesig

Gleich von drei Klubs den besten Torjäger abzuwerben – das hat es in der 3. Liga lange nicht, vielleicht sogar noch nie gegeben. Doch, um der Supermarkt-Metaphorik treu zu bleiben: Achtet der BTSV auch auf das Haltbarkeitsdatum? Schon im Winter ließ man für die sehr erfahrenen Spieler Jasmin Fejzic (33), Bernd Nehrig (32), Christoph Menz (30) und Benjamin Kessel (31) teils sogar noch Ablösesummen springen.

Jetzt wurde mit Nick Proschwitz (32) der nächste Routinier eingetütet, dazu allerdings auch zwei Akteure im besten Alter. Tatsächlich fußt aber – im Vergleich zum KFC Uerdingen, wo das Experiment mit möglichst erfahrenen Spielern schiefging – auf den Ü30-Spielern eine Säule des glücklichen Klassenerhalts. Nun sollen jene Spieler den nächsten Schritt gehen und die Eintracht in den Aufstiegskampf befördern.

Wie viel Risiko geht die Eintracht?

Eine oft gestellte Frage ist nun: Wie viel Risiko geht Eintracht Braunschweig? Und wie ist eine derart offensive Transferpolitik – Martin Kobylanski etwa gab offen zu, dass Braunschweig auch finanziell mit Angeboten aus der zweiten Bundesliga mithalten konnte – mit den Einsparungen im Vereinsumfeld in Einklang zu bringen?

Die naheliegendste Erklärung ist: Braunschweig, das in der 3. Liga durch seine Infrastruktur aus Bundesliga-Zeiten jährlich ein dickes Minus einfahren wird, kann mit einem "gesunden" Fortschritt in Richtung der oberen Tabellenhälfte nichts mehr anfangen. Dafür gibt es keine Lorbeeren und in dieser Liga vor allem kein Plus an TV-Geldern. Stattdessen wagt der BTSV unter großer Anstrengung den einen Schuss, direkt wieder aufzusteigen – "All in!", würden Pokerspieler dazu sagen. Ein Schuss, der sitzen sollte.

Es fließen auch frische Gelder

Ob das ausgerechnet in einer Saison funktioniert, in der sich eine so breite Auswahl an Favoriten wie selten zuvor den Zweitliga-Aufstieg erhofft, ist fraglich. Entgegen kommt den Niedersachsen derweil, dass bei ihnen in diesem Sommer einige Geldquellen sprudeln: Neue finanzielle Mittel können aus einem Transfer von Suleiman Abdullahi, jüngst als BTSV-Leihgabe zu Union Berlin mit den Köpenickern in die Bundesliga aufgestiegen, generiert werden – entweder, wenn Union die Kaufoption zieht, oder falls ein anderer Klub zuschlägt.

Auch für Onel Hernandez, der Anfang 2018 zum englischen Zweitligisten Norwich City gewechselt war, gibt es durch Norwichs Aufstieg in die Premier League einen Nachschlag. Stürmer Philipp Hofmann, für den nun mehrfach Ersatz verpflichtet wurde, könnte in naher Zukunft bei einem Zweitligisten unterschreiben. Und zu guter Letzt würde weiteres Geld frei, wenn Topverdiener Onur Bulut und Transferflop Jonas Thorsen neue Vereine finden.

   

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