Kommentar: Steht die 3. Liga vor dem Scheideweg?
In den letzten Tagen und Wochen rissen die Meldungen über finanzielle Probleme aktueller und zukünftiger Drittligisten nicht ab. Fast täglich berichtete liga3-online.de über Vereine, die in den kommenden Wochen noch jede Menge Geld auftreiben müssen, um die Lizenz für die Spielzeit 2011/2012 auch endgültig zu bekommen. Im Folgenden wird liga3-online.de einzelne Beispiele noch ein Mal aufgreifen und erklären, wie es um die Lage bei den Vereinen aber auch um die Situation der 3. Liga allgemein bestellt ist.
"Das wird eine Herkulesaufgabe"
Das jüngste Beispiel dürfte Dynamo Dresden sein. Der Traditionsclub aus dem Osten muss bis zum 1. Juli dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) Bürgschaften von 2,045 Millionen vorweisen können. “Das wird eine Herkulesaufgabe und wenn wir keine Unterstützung von der Stadt oder den städtischen Unternehmen erhalten, dann ist die Situation aussichtslos”, weiß SGD-Geschäftsführer Volker Oppitz. Großes Problem in der Etatplanung ist vor allem die teure Stadionmiete von fast zwei Millionen Euro pro Jahr. So ist der Verein jedes Jahr auf großzügige Sponsoren und auf die Stadt Dresden angewiesen, um die Lizenz-Hürden zu überspringen. Auch wenn Dynamo in den letzten Jahren schon oft kurz vor dem Absturz in die Bedeutungslosigkeit stand (finanziell und sportlich), können sich die Verantwortlichen auf eine Konstante verlassen: die Fans. In dieser Saison liegt der Schnitt bei über 17.000 Fans pro Heimspiel. Ein Wert, den selbst viele Zweitligisten nicht erreichen.
Direkter Wiederaufstieg?
Über nicht ganz so viele Fans pro Heimspiel, aber dennoch mit dem gleichen Problem muss sich auch Zweitligaabsteiger Rot-Weiß Oberhausen rumschlagen. Den Westfalen fehlen rund 400.000 Euro in der Etatplanung für die kommende Saison. Auch auf der sportlichen Seite stehen die Verantwortlichen vor einem Scherbenhaufen: kein einziger Spieler steht für die kommende Saison derzeit unter Vertrag. Dabei haben die Verantwortlichen nur noch zwei Monate Zeit, bis die neue Saison in der 3. Liga beginnt. An einen direkten Wiederaufstieg ist wohl nur schwer zu glauben.
27 Millionen Euro Schulden
Ob der direkte Wiederaufstieg für Mitabsteiger Arminia Bielefeld ein Thema sein wird, lässt sich jetzt ebenfalls noch nicht sagen. Die Verantwortlichen sind sportlich zwar schon etwas weiter (die ersten Spieler wurden bereits verpflichtet) aber die finanzielle Last ist dagegen um ein vielfaches höher. Über 27 Millionen Euro an Schulden haben die Ostwestfalen in den letzten Jahren angehäuft. Der ehemalige Bundesligist stand zuletzt mehrmals vor der Insolvenz und konnte nur durch großzügige Sponsoren und durch den DFL-Rettungsfonds am Leben erhalten werden. Doch wie geht es nun weiter mit Arminia Bielefeld? Angesichts der sinkenden TV-Gelder (von vier Millionen in Liga2 auf rund 800.000 in der 3. Liga) und den geringeren Sponsoren- und Zuschauereinnahmen in Liga3 dürfte der Schuldenberg wohl so schnell nicht kleiner werden.
Rettung gelang bisher immer
Mit solchen Probleme musste in den letzten Jahren auch immer wieder der FC Carl Zeiss Jena kämpfen. Jedes Jahr kurz vor Ende der Spielzeit deckt sich bei den Thüringern stets eine Etatlücke auf, die es dann immer kurzfristig zu schließen gilt. Nach neusten Angaben müssen die Verantwortlichen des FCC bis zum 1. Juli eine Summe von 1,2 Millionen Euro nachweisen. Bei den Thüringern sieht man der Situation aber gelassen entgegen. Längst gehört das Schließen von Etatlücke zu den Hauptaufgaben den Vereins. Erfahrung ist also vorhanden, dennn die Lizenz bekamen sie bisher jedes Mal. Doch der Weg dahin ist teilweise sehr steinig und so gelingt oftmals erst in letzter Minute die sichere Rettung vor der Insolvenz.
Sportliche Aufwertung?
Das große Problem wird also schnell deutlich: Die 3. Liga ist zwar sportlich gesehen eine deutliche Aufwertung im Vergleich zu den beiden früheren Regionalligen, die bis Sommer 2008 bekanntlich als 3. Liga fungierten, doch finanziell hat sich nicht viel geändert. Das TV-Geld liegt nur bei mageren 800.000 Euro pro Saison. Ein deutlicher Unterschied zur 2. Liga, wo immerhin rund vier Millionen Euro pro Spielzeit an jeden Verein gezahlt wird. Bleibt also abzuwarten, wie sich die 3. Liga in Zukunft finanziell entwickeln wird. Ein guter Schritt für die kommende Saison ist auf jeden Fall schon Mal, dass sich mit Bayern II und Bremen II zwei unattraktive Zweit-Mannschaften verabschiedet haben, und dafür – Stand jetzt – mit Münster, Darmstadt und Chemnitz drei Traditionsmannschaften in die 3. Liga aufsteigen werden. So steigt die Attraktivät der Liga und die Vereine können hoffen, endlich mal ein paar Jahre ohne finanzielle Sorgen zu überstehen. Langfristig wird dies aber wohl nur in einer der beiden Bundesligen funktionieren.