Finanzmittel aufgebraucht: Chemnitzer FC e.V. droht das Aus
Dem Chemnitzer FC als Verein droht offenbar das Aus. Wie Insolvenzverwalter Klaus Siemon in einer Pressemitteilung am Donnerstag erklärte, könne der Verein, der sich seit April 2018 in einem Insolvenzverfahren befindet, die Kosten nicht mehr decken. Die Fußball GmbH, zu der auch die Profiabteilung gehört, sei allerdings davon nicht betroffen.
Vertrauensverhältnis "grundlegend gestört"
Nach Angaben des Chemnitzer FC habe Siemon beim Amtsgericht Chemnitz die Masseunzulänglichkeit im Insolvenzverfahren des Chemnitzer FC e.V. angezeigt. Juristen sprechen hierbei von einer Insolvenz innerhalb der Insolvenz, wie Martin Krause, Fachanwalt für Insolvenzrecht, der "Freien Presse" sagte. Konkret: Die Einnahmen reichen nicht aus, um die Ausgaben zu decken. Allein aus der Fortführung des Nachwuchsleistungszentrums würden Verluste von mindestens 220.000 Euro entstehen. In dieser Höhe sollen Mitgliedsbeiträge fehlen. "Bereits in der Saison 2018/2019 war ein Verlust von mindestens 80.000 Euro entstanden, denn in dieser Höhe wurden Mitgliedsbeiträge nicht bezahlt", so der Insolvenzverwalter.
Siemon wirft dem Notvorstand vor, keine "geeigneten Schritte" unternommen zu haben, um die Deckungslücke zu schließen. Es seien weder ein Finanzplan noch sonst sachgerechte Vorschläge zur Kostendeckung unterbreitet worden. Das Vertrauensverhältnis des Insolvenzverwalters zum Notvorstand sei daher "grundlegend gestört". Siemon schimpft: "Anstatt den Insolvenzverwalter in seiner Sanierungsaufgabe zu unterstützen (…) begeht der Notvorstand Handlungen, die die Insolvenzmasse schädigen."
Notvorstand weist Vorwürfe zurück
Verantwortlich für diese Entwicklung sei ein "insolvenzrechtlich inkompetenter Notvorstand", so Siemon. Grundlage dessen sei eine in "jeder Hinsicht rechtswidrige Entscheidung des Vereinsregisters beim Amtsgericht Chemnitz, das den Notvorstand bestellt hatte, ohne den Insolvenzverwalter zu beteiligen, was zwingend hätte geschehen müssen." Das Vereinsregister habe eine "schwere, nicht wieder gutzumachende Verantwortung auf sich geladen", weil es entgegen rechtlicher Verpflichtung die Interessen der Insolvenzgläubiger seiner Bestellungsentscheidung nicht berücksichtigt habe, was zwingend hätte geschehen müssen.
Annette Neuerburg, Mitglied des Notvorstands, wies Siemons Vorwürfe in der "Freien Presse" derweil zurück: "Wenn Herr Siemon jetzt sagt, dass die Mitgliedsbeiträge ein Teil des Finanzplans für das Nachwuchsleistungszentrum sind, muss dieser Plan von Anfang an falsch gewesen sein." Auch das Amtsgericht betont: "Herr Siemon mag seine Meinung haben, das Gericht hat eine andere, und die ist vom Oberlandesgericht bestätigt worden."
Löschung aus dem Vereinsregister droht
Sollte der Chemnitzer FC e.V. tatsächlich aufgelöst werden, würde dieser Schritt auch eine Löschung aus dem Vereinsregister bedeuten. Auswirkungen auf die Profiabteilung, die seit Anfang des Jahres aus dem Verein ausgliedert ist, hätte die Liquidation aber offenbar nicht: "Die Chemnitzer FC Fußball GmbH ist vollständig funktions- und handlungsfähig", stellt Siemon klar.
Allerdings würde die GmbH bei eine Auflösung des Vereins wohl das Recht verlieren, in der nächsten Saison eine Drittliga-Lizenz zu beantragen, wie die "Freie Presse" schreibt. Ohnehin stünden die GmbH-Anteile des Vereins bei dessen Abwicklung zum Verkauf.