Beben beim CFC: Bergner und Sobotzik treten zurück
Nächstes Beben beim Chemnitzer FC! David Bergner ist nicht länger Trainer der Himmelblauen: Am Mittwochabend legte der 45-Jährige sein Amt "auf eigenen Wunsch" und mit sofortiger Wirkung nieder. Das gab der Verein in einer Pressemitteilung bekannt. Ein Nachfolger steht noch nicht fest. Auch Sportchef Thomas Sobotzik verlässt den Verein auf eigenen Wunsch.
Konsequenzen aus Anfeindungen
Sieben Spiele, null Siege und nur drei Punkte: Der Chemnitzer FC blickt auf einen desaströsen Saisonstart zurück, geht als Tabellenvorletzter in die nun anstehende Länderspielpause und hat bereits vier Punkte Rückstand auf das rettende Ufer. Von der Euphorie nach dem Aufstieg ist schon lange nichts mehr übrig, am vergangenen Freitag setzte es beim 0:1 gegen 1860 München die vierte Niederlage.
Doch dass Bergner und Sobotzik ihre Ämter niedergelegt haben, soll nach "Bild"-Angaben weniger an der sportlichen Situation, sondern vielmehr an den Anfeindungen in den vergangenen Wochen und Monaten gelegen haben. Sobotzik etwa war im Rahmen des Rauswurfs von Daniel Frahn per WhatsApp-Nachrichten bedroht und beim Spiel in München von einigen Fans als "Judensau" beschimpft worden. Der Verein erstattete daraufhin Anzeige.
Bergner formulierte im Anschluss an die Niederlage gegen 1860 einen dramatischen Appell: "Entweder man entscheidet sich für den Profifußball in Chemnitz oder lässt es sein. Einige Leute müssen sich hinterfragen, ob sie den Profifußball haben wollen, oder ob wir im Stadion in zwei Jahren die Kühe weiden lassen." Ohnehin sah sich der 45-Jährige zuletzt mehr als Psychologe denn als Trainer: "Es ist schwer hier zu arbeiten", räumte der CFC-Coach ein. Nach dem Spiel gab es "Bergner Raus"-Rufe.
Nachfolger noch offen
Bergner hatte das Traineramt beim CFC im Januar 2018 von Horst Steffen übernommen. Den Abstieg konnte der gebürtige Berliner mit nur vier Siegen aus 18 Spielen allerdings nicht verhindern, zumal der CFC fünf Spieltage vor Saisonende Insolvenz angemeldet hatte und durch den damit verbundenen Neun-Punkte-Abzug als Absteiger feststand. Dennoch ging Bergner mit den Himmelblauen in die Regionalliga, baute zusammen mit Sportchef Thomas Sobotzik ein neues Team auf, gewann zu Saisonbeginn 15 (!) Spiele in Serie und führte die Himmelblauen auf direktem Wege zurück in die 3. Liga.
Dort angekommen, konnte der CFC bisher jedoch nicht an die Erfolge aus der Vorsaison anknüpfen – auch, weil hinter den Kulissen seit Wochen Unruhe herrscht. Bergners Bilanz beim CFC: 65 Spiele, 34 Siege, acht Unentschieden, 24 Niederlagen. Sein Vertrag läuft bis 2021. Noch am Nachmittag leitete der 45-Jährige das Training, beim Testspiel gegen Union Berlin (Donnerstag) wird Bergner nicht mehr an der Seitenlinie stehen. Es ist der erste Trainerwechsel dieser Drittliga-Saison.
Wer künftig auf Bank des Chemnitzer FC sitzen wird, steht noch nicht fest. Das Training und die Betreuung der Drittliga-Mannschaft, die nach der Länderspielpause in Unterhaching gastiert (16. September), übernehmen "bis auf Weiteres" Co-Trainer Sreto Ristic sowie Assistent Christian Tiffert und Torwarttrainer Marcel Höttecke. Interesse soll laut der "Bild" derweil an André Meyer bestehen. Der 35-Jährige war unter seinem Bruder Daniel Meyer zwischen Juli und Mitte August Co-Trainer bei Zweitligist Erzgebirge Aue, ehe das Duo "vorläufig" beurlaubt worden war.
Sobotzik bleibt zunächst Geschäftsführer
Zeitgleich muss sich der Chemnitzer FC nach dem Rücktritt von Sobotzik auch nach einem neuen Sportchef umsehen. Wer sein Amt künftig übernehmen könnte, ist noch vollkommen offen. Bis zur Neubestellung eines nachfolgenden Geschäftsführers, längstens jedoch bis zum 15.09.2019, wird Sobotzik die organschaftlichen Aufgaben eines Geschäftsführers nach Vorgaben der Gesellschafterversammlung ausführen, teilte der CFC mit. Diese Regelung diene der Aufrechterhaltung der Handlungsfähigkeit der Chemnitzer FC Fußball GmbH sowie deren Geschäftsstelle.
Der Rücktritt des 44-Jährigen stellt den CFC allerdings noch vor ein weiteres Problem, sollte Sobotzik doch künftig dem Notvorstand des Vereins angehören. Das Chaos beim Chemnitzer FC, es hält auch in der spielfreien Länderspielpause weiter an – und spitzt sich immer weiter zu.