Zwischenfazit #3: Die 3. Liga nach dem Saisonstart
Nur die wenigsten Drittliga-Spieler reisen jetzt zu ihren Nationalmannschaften, für viele dagegen stehen allenfalls Test- oder Landespokalspiele, für manche gar ein ruhiges Wochenende an. Für uns ist es an der Zeit, erstmals auf alle 20 Vereine zu gucken. Wie lief der Saisonstart, wo liegen die Probleme? Abschließend richten wir den Blick in den Keller, wo sechs Klubs ihren Erwartungen hinterherhinken.
Die Sorge, dass der FC Bayern II mit seinem ungeheuren Potenzial die 3. Liga im Sturm erobern würde, ist nach sieben Spieltagen unbegründet. Spielerisch hebt der FCB das Niveau der Liga, macht aber noch so manchen "Anfängerfehler" zu viel – 16 Gegentore bedeuten den zweithöchsten Wert in dieser Spielklasse. Wenn die jungen Bayern aber gewinnen, dann setzen sie gleich Ausrufezeichen, so etwa bei den 2:1-Erfolgen über Uerdingen als auch insbesondere beim Tabellenzweiten aus Halle. Auch deshalb bleibt die Mannschaft von Sebastian Hoeneß schwer einschätzbar, das Dasein im Tabellenkeller ist nicht in Stein gemeißelt.
In allerhöchster Not hatte sich die SGS im Mai ins bereits sechste Drittliga-Jahr gerettet – wie schnell die Zeit vergeht. Dass die neue Saison ebenso schwer würde, war für viele schon im Vorfeld klar und bestätigt sich nach dem Saisonstart absolut. Überraschend war einzig das 3:0 bei den Würzburger Kickers, und umso alarmierender wirkt das dennoch klar negative Torverhältnis von minus acht Treffern. Die 0:4-Klatsche in Halle stellte die Kräfteverhältnisse in der 3. Liga dann auch für die letzten optimistischen Aspacher Fans klar: Es wird auch 2019/20 einzig um den Klassenerhalt gehen – und es könnte wieder knapp werden.
Sechs Ligaspiele ohne Sieg, Abstiegsplatz: Dafür, dass der KFC Uerdingen derart schwach platziert und in Form ist, ist es rund um die Grotenburg noch gefährlich ruhig. Anstatt seinen Trainer wie in der Vorsaison schnell vor die Tür zu setzen, gab es für Heiko Vogel von Investor Mikhail Ponomarev nun sogar einen Vertrauensvorschuss. Tatsächlich ähneln die Leistungen der Krefelder eher denen der guten Hinrunde 2018/19 als denen der blamablen Rückserie. Das Problem: Ohne Spielglück, und das ist dem KFC derzeit wirklich nicht vergönnt, reicht es nicht für Siege. Der Zweitliga-Aufstieg ist schon jetzt in weite Ferne gerückt.
Was ist los in Würzburg? 21 Gegentore hagelte es bislang, drei pro Spiel! Spektakel ist bislang garantiert, wenn der FWK auftritt – und hin und wieder erwischt er richtig gute Tage, so zum Beispiel beim packenden Pokalfight gegen die TSG 1899 Hoffenheim, die erst im Elfmeterschießen siegte. In der Liga aber ist das Auftreten rätselhaft: 4:5 in Haching nach 4:2-Führung, ein 0:3 daheim gegen Großaspach, nochmal fünf Gegentore in Braunschweig und zuletzt die Verunsicherung beim 0:2 in Zwickau. Als potenziellen Absteiger hat Würzburg seit Jahren keiner auf der Rechnung – wie lange bleibt das so?
Fans so mancher Drittligisten sagen dieser Tage schon: "Ich hoffe, meine Mannschaft lässt zwei andere Vereine hinter sich. Das reicht zum Klassenerhalt." Chemnitz und Jena wird schon zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison nichts mehr zugetraut. Ob das nicht zu früh ist? Fakt ist beim CFC aber: Der Verein hat ernsthafte Probleme. Mit seinen Finanzen, mit der sportlichen Tauglichkeit, mit seinen Fans. Jeder kämpft gegen jeden, jede Auseinandersetzung reißt größere Wunden, das Überleben des Klubs ist fraglich. Dass der noch sieglose CFC jetzt ohne Trainer und Sportvorstand dasteht, passt zur Situation. Ein Klassenverbleib wäre ein kleines Wunder, wenn die Stimmung so erschreckend bleibt.
Seit Montagabend ist Jena nicht mehr punktlos. Das 1:1-Remis gegen den 1. FC Magdeburg wurde gefeiert, denn die Mannschaft kämpfte, machte einem Favoriten das Leben schwer und wurde mit Verteidiger Dominic Volkmer – auch wenn dieser jetzt vorerst ausfällt – nochmals verstärkt. Es bleibt aus FCC-Sicht zu hoffen, dass zumindest Julian Günther-Schmidt fit bleibt, dessen Präsenz im bislang nicht drittliga-tauglichen Drei-Törchen-Sturm dringend benötigt wird. Und machen wir uns nichts vor: Im kommenden Auswärts-Doppelpack bei 1860 München und dem Chemnitzer FC muss mindestens ein Sieg herausspringen, sonst wird Jena die Abstiegsränge vor den Adventswochen kaum mehr verlassen.
[box type="info"]Zwischenfazit #1 // Zwischenfazit #2[/box]