Bomber der Nation: 3. Liga könnte Torrekord pulverisieren
Ist es die stärkste 3. Liga aller Zeiten, die wir in der Saison 2019/20 sehen? Wahrscheinlich. Ist es die spektakulärste? Bislang können wir mit Nachdruck antworten: Ja, sie ist es! Schon 260 Tore in bislang 79 Partien bedeuten einen Schnitt von fast 3,3 Treffern pro Spiel – eine Statistik, die fast nur Gewinner kennt.
Vereine spielen mutiger
Einzig die Defensivreihen werden sich über diese Rekord-Zwischenstände nach acht absolvierten Spieltagen nicht freuen können. Sie haben naturgemäß ihren Anteil daran, dass mehr Treffer zugelassen werden. Viel mehr aber liegt es an den viel mutigeren, attraktiveren Spielansätzen der Trainer. Nur noch die Wenigsten suchen ihr Heil in der Defensive, verfolgen als erstes Ziel, die Null zu halten und auf den entscheidenden Nadelstich zu setzen. Noch vor drei, vier Jahren hätte dies tatsächlich immer wieder zum Erfolg geführt – in der nach Torerfolgen sehr tristen Spielzeit 2016/17 etwa fielen pro Spiel im Durchschnitt nicht einmal 2,4 Treffer.
In dieser Saison ist vieles anders. Und fraglos haben die Aufsteiger großen Anteil daran! Nehmen wir Viktoria Köln unter Pavel Dotchev. Defensiv sind die Domstädter nicht herausragend besetzt, und das weiß der äußerst drittliga-erfahrene Trainer. Wett macht es der spielerisch hochwertige Ansatz, veredelt vom feinen Techniker Mike Wunderlich (fünf Tore, vier Vorlagen) und dem erfahrenen Albert Bunjaku (acht Tore, eine Vorlage), aber auch den kaum minder torgefährlichen Außenstürmern Simon Handle und Kevin Holzweiler. 20 Tore – umgerechnet zweieinhalb pro Spiel! – haben der Viktoria bislang 16 Punkte beschert, der vermeintlich erste Abstiegskandidat hat sein Soll klar übererfüllt. Gleiches gilt mit Abstrichen auch für Waldhof Mannheim (14 Tore), und selbst der FC Bayern II – der naturgemäß durch seine extrem jungen Verteidiger den ein oder anderen Fehler aus mangelnder Souveränität heraus zulässt – weist bereits 13 Treffer auf.
47 Tore an einem Spieltag
Könige der Attraktivität sind die Kickers aus Würzburg. 14 erzielte Tore stehen 22 Gegentreffern gegenüber, pro Punktspiel scheppert es mit Beteiligung der Fußballer vom Dallenberg folglich pro Spiel durchschnittlich 4,5 Mal. Fast noch beeindruckender ist, dass kein einziger Verein in den Statistiken abfällt: Hansa Rostock ist mit 10:10 Treffern (2,5 pro Spiel) der Klub, in dessen Spielen am seltensten gejubelt wird. Mit dem Halleschen FC und dessen sechs Gegentoren gibt es nur einen Drittligisten, der im Schnitt weniger als einen Ball aus dem eigenen Netz holt, und umgekehrt mit Schlusslicht Carl Zeiss Jena (4 Tore) nur einen Vertreter, der seltener als einmal pro Spiel trifft.
Auch die Rekorde purzelten bereits: Die 47 Tore am 6. Spieltag bedeuten einen Wochenend-Bestwert in der Historie der eingleisigen 3. Liga – und das sogar mit sechs (!) Treffern Vorsprung. Auch der am Montag beendete 8. Spieltag musste sich nicht verstecken: 39 Tore bedeuten den zweitbesten Wert der Saison. Geht es so weiter, fällt am Ende der Rekord von 1.038 Toren – aufgestellt in der vergangenen Serie.