Erdmann: "Lasse mir von niemandem vorschreiben, was ich sagen soll"
Seit diesem Sommer steht Dennis Erdmann beim TSV 1860 München unter Vertrag. Der Defensivspieler gilt als harter Hund – und nie um einen Spruch verlegen.
Schiedsrichter zu kleinlich?
Sechs Spiele in der Liga hat Dennis Erdmann bisher für die Löwen mitgemacht, halb so viele gelbe Karten hat der 28-Jährige auch schon gesammelt. Das mutet erstmal nicht wenig an – geht heutzutage aber auch schnell, findet Erdmann im Interview mit "SPOX": "Was vor 25 Jahren im Fußball nicht mal ein Foul war, wird heutzutage mit einer Gelben Karte geahndet", so der Münchner Spieler: "Ich weiß das von meinem Vater, der hat mir alles erzählt. Früher durftest du dem Gegner schön auf die Hölzchen hauen, hast dich danach entweder entschuldigt oder auch nicht und dann war alles gut. Heute braucht man einem Gegner nur auf den Fuß steigen und schon sieht man Gelb. Am Ende sehen am besten auch noch der Torwarttrainer und der Physiotherapeut Gelbe Karten."
Tatsächlich sah in der laufenden Saison zumindest der Mannschaftsarzt des FC Carl Zeiss Jena im Laufe der Partie gegen den 1. FC Magdeburg die gelbe Karte. Ein Novum in der Liga. Dass Erdmann zum Thema "Fouls" befragt wird, ist hingegen nicht neu – schließlich war er 2015 für ein Foul an Marco Reus verantwortlich, der danach verletzt vom Platz musste: "Ja, das war schon krass. Aber wie man mittlerweile weiß, hat Reus keine bleibenden Schäden davongetragen", ordnet Erdmann ein, um dann augenzwinkernd einen Spruch hinten ran zu hängen: "Ich werde ihn das nächste Mal also härter anpacken."
"Sie haben keine Mentalität"
Fans von markigen Sprüchen sind bei Erdmann grundsätzlich an der richtigen Adresse – auch, wenn das manchmal nach hinten losgehen kann: "Trotz der in Deutschland gelebten Meinungsfreiheit kommt eine deutliche Aussage nicht immer gut an. Ich werde häufig als der wahrgenommen, der etwas gesagt oder gemacht hat. Das finde ich einerseits ganz schlimm, andererseits ist es mir aber auch egal. Ich lasse mir von niemandem vorschreiben, was ich sagen soll", so Erdmann.
Die Fußballlandschaft habe sich verändert: "Im heutigen Fußball und insbesondere in den Nachwuchsleistungszentren ist vieles anders als früher, weicher als vor vielen Jahren. Das hat auch Auswirkungen auf die Spieler und deren Außendarstellung." Die Einstellung stimme nicht immer: "Im Fußball geht es nicht nur um den Fuß und den Ball, sondern vor allem um Mentalität, Leidenschaft, Kampf und Wille. Diese Grundlagen gehen in den Nachwuchsleistungszentren verloren. Alle deutschen Nachwuchsspieler können ganz toll passen und dribbeln, aber sie haben keine Mentalität". Fußball lerne man am besten immer noch auf den Ascheplätzen der Kreisliga: "Da geht es nicht um Ruhm oder Geld, sondern um Spaß. In den Nachwuchsleistungszentren sagen die Kinder dagegen: 'Ich spiele nicht auf Asche, sondern nur auf Rasen – und der ist übrigens zu hoch und muss noch ein bisschen geschnitten werden.'"