Machtkampf und Fan-Wut: 1. FC Kaiserslautern am Tiefpunkt

Es läuft nicht beim 1. FC Kaiserslautern. In der Tabelle stehen die Roten Teufel seit dem vergangenen Spieltag auf einem Abstiegsplatz, hinter den Kulissen kündigt sich ein neuerlicher Machtkampf an. Zudem soll Investor Flavio Becca zuletzt seinen Rücktritt angedroht haben. Der FCK am Tiefpunkt.

"Wir sind Lautrer und ihr nicht"

Nur zehn Punkte nach Spielen, lediglich zwei Siege und bereits 22 Gegentore: Das ist die Bilanz eines Absteigers. Die aktuelle Tabelle, wo der FCK zum zweiten Mal in seiner Vereinsgeschichte einen Abstiegsplatz in der 3. Liga belegt, untermauert das. Die Geduld der treuen und leidgeprüften Fans ist längst aufgebraucht: "Wir haben die Schnauze voll", skandierten sie am vergangenen Samstag nach der Niederlage bei 1860 München – und wendeten sich demonstrativ von der Mannschaft ab: "Wir sind Lautrer und ihr nicht", entgegneten sie den Spielern. Der Tenor vieler Anhänger: insgesamt zwölf Stunden Fahrt für Nichts.

Vor allem defensiv präsentierten sich die Roten Teufel bisher schwach. Schon 22 Mal musste Torhüter Lennart Grill hinter sich greifen – genauso oft wie Jo Coppens von Schlusslicht Carl Zeiss Jena. Nur die Würzburger Kickers kassierten noch mehr Tore (27).

Aufstiegsplätze in weiter Ferne

Der erhoffte Effekt durch den Trainerwechsel von Sascha Hildmann hinzu Boris Schommers ist bislang ausgeblieben. Aus den ersten beiden Partien unter der Leitung der früheren Nürnbergers holte der FCK nur einen Zähler. Auch der vom Ergebnis her deutlich 3:0-Sieg im Landespokal bei Oberligist SV Gonsenheim war alles andere als souverän und kam erst durch späte Tore zustande.

Vom Aufstieg spricht am Betzenberg schon lange keiner mehr, zumal die Plätze zwei und drei bereits satte zehn Zähler entfernt sind. Die SpVgg Unterhaching ist sogar schon auf elf Punkte enteilt. Abstiegskampf statt Aufstiegsrennen heißt die Realität im Herbst 2019. Einziger Lichtblick war der Sieg im DFB-Pokal gegen Bundesligist FSV Mainz 05.

Dabei träumte Investor Flavio Becca vor einigen Wochen noch vom Fernziel Champions League. Doch davon sind die Roten Teufel derzeit so weit entfernt wie nur irgendwie möglich. Der Druck vor dem bevorstehenden Heimspiel gegen Schlusslicht Jena (Samstag, 14 Uhr) ist immens. Ein Sieg – es wäre der erste vor heimischem Publikum – wird erwartet, ansonsten dürften sich die ohnehin schon düsteren Wolken über dem legendären Fritz-Walter-Stadion noch weiter verfinstern.

Dem Beirat droht die Abwahl

Auch hinter den Kulissen geht es momentan alles anderes als harmonisch zu. Mit Jürgen Kind, der durch Fritz Fuchs ersetzt wird, und Paul Wüst sind am Sonntag gleich zwei Aufsichtsräte zurückgetreten. Streitpunkt ist vor allem die Personalie Martin Bader. Der Vertrag des Sport-Geschäftsführers läuft am Jahresende aus – und wird nicht verlängert. Diesen Beschluss fasste der Beirat des Klubs am Sonntag. Einstimmig war die Entscheidung aber keineswegs. Kind etwa forderte die sofortige Entlassung des 51-Jährigen. Auch bei vielen Fans steht Bader aufgrund der misslungenen Personalplanung im Hinblick auf den Kader und die Verpflichtungen von Michael Frontzeck und Sascha Hildmann in der Kritik. Ob der 51-Jährige tatsächlich bis zum 31. Dezember im Amt bleiben wird, scheint fraglich. Wahrscheinlicher ist, dass Bader vorher zurücktreten wird.

Ebenfalls im Kreuzfeuer der Kritik steht Patrick Banf, der Vorsitzender des Beirats. Durchaus möglich, dass er und alle anderen Mitglieder des Gremiums auf der mit Spannung erwarteten Mitgliederversammlung am 20. Oktober abgewählt werden. Für diesen Fall hat sich bereits eine Gruppe um den früheren Weltschiedsrichter Markus Merk, Ex-FCK Vorstand Rainer Keßler, den früheren FCK-Spieler Martin Wagner und Martin Weiner (langjähriger Vorstand beim SC Freiburg) in Stellung gebracht. Es kündigt sich ein Machtkampf an.

Becca drohte offenbar mit Rückzug

Für Diskussionen sorgt derweil auch Investor Flavio Becca. Wie der "Kicker" berichtet, soll der Luxemburger am Sonntag damit gedroht haben, sich aus dem Klub zurückzuziehen, hätten seine Vertrauten Banf, Bader und Finanz-Geschäftsführer Michael Klatt den Verein sofort verlassen müssen. Becca dementierte die Meldung am Abend gegenüber "Der Betze Brennt" und sagte: "Es gab keine Rückzugsdrohung, die an Banf, Bader und Klatt geknüpft war." Demnach habe er lediglich an die fünf Beiräte appelliert: "'Wir müssen zusammenhalten, wir müssen an einem Strang ziehen.' Zwei von ihnen sind trotzdem zurückgetreten, was ich ganz grundsätzlich respektiere. Die allgemeine Situation kommentierte ich dennoch deutlich, wie folgt: 'Ist das hier ein Chaos, da verliert man ja die Lust, um überhaupt weiterzumachen.' Das war aber keine Rückzugsdrohung, sondern eine Feststellung."

Im großen Stil eingestiegen ist Becca beim FCK indes noch nicht. Bisher stellte der Luxemburger dem Klub lediglich eine zu fünf Prozent verzinste Bürgschaft für die Sicherung der Lizenz zur Verfügung. Geld, das in Eigenkapital umgewandelt werden soll. Zudem griff Becca dem Klub bei Spieler-Verpflichtungen unter die Arme. Von den angekündigten 25 Millionen Euro in den nächsten Jahren ist derweil noch nichts zu sehen.

Dass Becca mit dem Team um Markus Merk zusammenarbeiten würde, hält der "Kicker" indes für "mehr als fragwürdig". Eine Insolvenz drohe zwar nicht, weil die Bürgschaft rechtlich bindend ist,  doch eine Kooperation zwischen Becca und dem Merk-Team schätzt der "Kicker" als "doch ausgeschlossen" ein. Und so blickt der 1. FC Kaiserslautern einer mehr als ungewissen Zukunft entgegen.

   

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