Meppen zwischen Punktgewinn, Platzverweis und Palaver

Beim Spitzenreiter aus Halle waren alle Umstände gegen den SV Meppen gerichtet: Zweifacher Rückstand, ein Platzverweis für den Stammkeeper und ein Gegentreffer in Unterzahl. All dem widersetzten sich die Emsländer und konnten einen Punkt entführen. Ärger verspürte Trainer Christian Neidhart trotzdem.

Domaschkes zu schnelle Reaktion

Von den letzten sechs Partien konnte der SV Meppen nur das Nachholspiel gegen den MSV Duisburg gewinnen, beim Spitzenreiter aus Halle holten die Emsländer immerhin einen Punkt für die Moral. Nach einem zwischenzeitlichen 0:2-Rückstand übernahm Abwehrspieler Hassan Amin am Ende die Verantwortung, den 3:3-Endstand vom Punkt herzustellen.

"Beim Elfmeter habe ich mich gut gefühlt", versicherte Amin gegenüber der "NOZ" und verwies darauf, dass mit Kapitän Thilo Leugers eigentlich ein anderer in der Pflicht gestanden hätte: "Thilo hat sich wohl in dem Moment nicht so sicher gefühlt, und da habe ich die Verantwortung übernommen." Übernommen und gemeistert, denn HFC-Keeper Kai Eisele musste sich im Duell aus elf Metern geschlagen geben und Meppen rettete einen Punkt in einer mehrfach verloren geglaubten Partie.

Ein früher 0:2-Rückstand wurde ausgeglichen, dann aber der Schock für Schlussmann Erik Domaschke, der nach einem Handspiel außerhalb des Strafraums vom Platz musste. "Tiefer Ball. Er kommt auf und ich wollte ihn nach vorne klären. Terrence Boyd kommt vorher halt mit dem Fuß dran, was ich nicht dachte", beschrieb der 33-Jährige die Situation. Die Schuld nahm er auf sich: "Dann war die Reaktion ein bisschen schneller als der Kopf. Deshalb kam die Hand vielleicht ein bisschen schneller raus. Beim Spieler ist es Gelb, beim Torhüter ist es halt Rot. Aber es ist leider so."

"Ganz klar Elfmeter"

Danach kam mit Matthis Harsman ein Youngster in die Partie, der fortan den Kasten hütete. "Ich bin sehr glücklich. Es gab auch Dinge, die ich sicherlich besser hätte machen können, aber es ist ganz gut gelaufen, würde ich sagen", freute sich der 20-Jährige über sein Drittliga-Debüt und für den eine Kulisse wie im Hallenser Erdgas-Sportpark nicht alltäglich ist: "Als ich vor dem Anstoß zum Tor gelaufen bin und die ersten Beschimpfungen und Buhrufe mitbekommen habe, war das schon anders, als das, was ich bisher so kenne. Aber es war auch geil."

"In der Halbzeit habe ich zu Matthis gesagt, dass er normal und ruhig spielen soll. Machen, was er kann und keine außergewöhnlichen Sachen. Seine Vorderleute korrigieren mit allem Drum und Dran. Und seinen Stiefel runterspielen", gab Domaschke seinem Ersatzmann noch letzte Tipps, woraufhin dieser Meppen vor einer Niederlage bewahrte. Ein Mal musste Harsman dennoch hinter sich greifen – Guttau brachte die Hallenser in Überzahl in Führung. Dann der Elfmeter.

"Es war ein Elfmeter. Er trifft mich am Fuß", betonte Marius Kleinsorge, der zuvor in einen Zweikampf mit Niklas Landgraf geriet. Aber der Gefoulte gab auch zu: "Ich war mir nicht sicher, ob es im Sechszehner war. Ich habe es erst im Nachhinein, als er auf den Punkt gezeigt hat, gesehen." Hassan Amin war es gleichgültig, er nahm den Strafstoß an und verwandelte. Kleinsorge zufrieden und sicherer: "Er trifft mich ganz klar oben am Fuß. Sonst wäre ich ja vorbei gewesen und laufe wahrscheinlich aufs Tor zu. Deswegen würde ich ganz klar Elfmeter sagen."

Neidharts Kampf für das Trainerwesen

Schiedsrichter Patrick Ittrich wird sich die Szene im Nachgang der Partie wohl noch einmal anschauen, genauso vielleicht auch eine Aufnahme vor dem Platzverweis von Erik Domaschke. SVM-Trainer Christian Neidhart, ohnehin ein bekannter Kritiker der Unparteiischen, verwies auf ein Foulspiel an René Guder kurz vor dem Handspiel. "Aus der Situation entsteht eine Rote Karte gegen uns. Ich glaube, das muss ein Schiedsrichter auch akzeptieren, dass man dann auch in einem vernünftigen Ton darüber sprechen möchte", erklärte der Cheftrainer im Nachgang der Partie, doch zu seinem Gespräch kam der Coach nicht.

"Ich habe gesagt, Herr Ittrich, können wir sprechen? Aber er hat mir sofort die Gelbe Karte gezeigt", blickte Neidhart auf die Situation zurück, nach der sein Schlussmann mit Rot vom Platz musste. "Da habe ich ihn wirklich ganz vernünftig gefragt und er sagt, Sie haben Kritik auf dem Platz geäußert, und das ist eine Gelbe Karte", versicherte der Meppener Cheftrainer, dass er es – gegenüber anderen Tagen – dieses Mal ruhig versucht hatte. Auch in den TV-Bildern war die anschließende Verwunderung zu erkennen.

Cheftrainer Neidhart lernte dazu: "Wir dürfen die Schiedsrichter auf dem Platz nicht ansprechen. Müssen es intern machen, habe ich gerade erfahren. Ist mir neu gewesen." Für den 51-Jährigen entwickle sich daraus ein grundsätzliches Problem, weil Trainer damit "mundtot gemacht werden" können. "Am Ende sitzt du irgendwann draußen, hältst deine Fresse oder sitzt auf der Tribüne und trinkst mit den Jungs oben ein Bierchen und schaust dir das Spiel von dort an", prophezeite Neidhart die nächsten Schritte, die sich aus der aktuellen Situation zwischen den Verantwortlichen und den Unparteiischen ergebe. Eine Prognose, gegen die er sich wohl auch weiterhin aktiv wehren wird.

   

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