Wahnsinn auf dem Betze! FCK besiegt Nürnberg im Elfmeterschießen
Der 1. FC Kaiserslautern hat für eine Pokalüberraschung in der 2. Runde gesorgt und den 1. FC Nürnberg aus dem Wettbewerb gekegelt. Im Elfmeterschießen (6:5) parierte Lennart Grill den entscheidenden Ball von Tim Handwerker und machte somit auch seinen großen Patzer in der regulären Spielzeit wieder gut, der erst für die Verlängerung gesorgt hatte. Bei den Nürnbergern musste zudem Abwehrspieler Enrico Valentini in den Kasten.
Beste Unterhaltung im ersten Abschnitt
Für den 1. FC Kaiserslautern bot das Zweitrundenspiel gegen den 1. FC Nürnberg im DFB-Pokal eine willkommene Ablenkung vom Abstiegskampf in der 3. Liga, zugleich war das 65. Duell der beiden Vereine aber auch das erste Aufeinandertreffen in einem Pokalspiel. Und das ging für den Außenseiter aus der Pfalz auch gleich richtig gut los. Florian Pick dribbelte von der linken Seite in den gegnerischen Strafraum und kam nach einem Kontakt mit Enrico Valentini zu Fall, was Schiedsrichter Guido Winkmann dazu veranlasste, auf den Punkt zu zeigen. Diese Möglichkeit ließ sich Timmy Thiele nicht nehmen und verwandelte flach unten links zur frühen 1:0-Führung für die Gastgeber (8.). Nürnberg ließ sich davon aber nicht beeindrucken und versuchte sofort zu antworten. Einen Distanzschuss von Johannes Geis konnte Lennart Grill im Tor der Roten Teufel dabei zunächst noch mit beiden Fäusten abwehren (9.), sechs Minuten später musste der 20-Jährige dann aber doch erstmals hinter sich greifen. Nach einer Freistoßflanke von Geis landete der Ball im Strafraum vor den Füßen von Lukas Jäger, der den Ball kompromisslos zum 1:1 in die Maschen drosch (15.).
Das Spiel bleib weiterhin temporeich und der Drittligist hatte daran einen großen Anteil und hätte sogar erneut in Führung gehen können. Doch Thiele vergab völlig frei vor Patric Klandt die Chance auf das 2:1 und scheiterte mit einem Flachschuss am Nürnberger Schlussmann (17.). Kurz darauf waren die Gäste dann zu einem ersten Wechsel gezwungen, weil Oliver Sorg nach einem Zweikampf mit Philipp Hercher am Boden liegend aus Versehen dessen Knie an den Hinterkopf bekam und kurzzeitig benommen liegen blieb. Club-Trainer Damir Canadi entschied sich vorsichtshalber für einen Wechsel und brachte Tim Handwerker.
Die Franken wurden nun langsam besser und das führte in der Folge zu einigen guten Möglichkeiten. Einen Abschluss von Sebastian Kerk aus wenigen Metern ließ Grill dabei unglücklich durchrutschen, Lukas Gottwalt war aber gerade noch rechtzeitig zur Stelle und klärte den Ball für seinen geschlagenen Keeper noch vor der Linie (30.). Kurz darauf machte Grill seinen Patzer wieder gut und lenkte einen Schuss von Lukas Mühl mit den Fingerspitzen noch um den linken Torpfosten (37.). Und so ging es für die Gäste mit einer Führung nach Großchancen, aber mit einem Spielstand von 1:1 auf der Anzeigentafel in die Kabine.
Unfassbarer Patzer von Grill bringt die Verlängerung
Beide Trainer sahen nach der abwechslungsreichen ersten Hälfte keinen Grund für Wechsel und schickten so ihre Mannschaften unverändert zurück auf den Rasen. Dabei erwischten die Hausherren erneut den besseren Start, ohne allerdings vor dem Tor erneut gefährlich zu werden, weil der letzte Pass nun nicht mehr ankommen wollte. Der Club wirkte hingegen nun zeitweise sehr fahrig, wusste sein Angriffsspiel nicht vernünftig zu strukturieren und lief der Musik immer ein wenig hinterher. Canadi reagierte und brachte nach gut 70 Minuten den deutschen U21-Nationalspieler Robin Hack für Kerk, während sein Gegenüber Boris Schommers Lucas Röser für Pick einwechselte.
Und die Wechsel waren gerade erst über die Bühne gegangen, da war endlich wieder leben in der Bude. Denn nach einem Foulspiel von Handwerker im Strafraum blieb Winkmann keine andere Möglichkeit, als zum zweiten Mal an diesem Abend einen Elfmeter für die Hausherren zu pfeifen. Und erneut lief Thiele an und verwandelte oben links. Allerdings wurde sein Treffer zunächst nicht gegeben, weil zuvor bereits zu viele Spieler in den Strafraum gelaufen waren und so musste Thiele ein weiters Mal anlaufen, erneut mit einem für ihn positivem Ausgang – 2:1 für Kaiserslautern (74.).
Nürnberg blieb jetzt nicht mehr viel Zeit, um noch einmal ins Spiel zurückzufinden und der 1. FC Kaiserslautern machte hinten die Räume eng und versuchte immer häufiger kleiner Unterbrechungen zu provozieren und dadurch Zeit von der Uhr zu nehmen. Der Schuss sollte allerdings gehörig nach hinten losgehen. Denn nachdem Grill einen Ball sicher abgefangen hatte, legte er sich das Leder vor die Füße um weitere Sekunden zu schinden, übersah dabei aber Michael Frey in seinem Rücken. Und der Nürnberger Stürmer musste sich somit nur noch den Ball schnappen und zum 2:2 ins leere Tor schieben (89.) – eine unfassbare Szene! In letzter Minute sicherte sich Nürnberg somit noch das Unentschieden und sorgte dafür, dass beide Teams in die Verlängerung mussten.
Abwehrspieler Valentini muss bei Nürnberg ins Tor
Die Franken hatten nun den psychologischen Vorteil auf ihrer Seite und begannen auch etwas stärker in der Verlängerung. Der in der Schlussphase der regulären Spielzeit eingewechselte Mikael Ishak köpfte dabei einen Eckball von Geis nur knapp über den Querbalken des Lauterer Tores (94.). Bei Kaiserslautern war zudem für den Doppeltorschützen Schluss, für Thiele betrat der Isländer Andri Runar Bjarnason das Spielfeld.
Im Fokus stand kurz darauf aber mal wieder Grill, der dieses Mal allerdings positiv auf sich aufmerksam machte und einen Freistoß von Geis mit beiden Fäusten aus dem linken Knick kratzte (107.). Nur drei Minuten später war der junge Torhüter zudem gerade noch rechtzeitig gegen Nikola Dovedan zur Stelle und blieb im Eins-gegen-eins mit dem Joker der Sieger (110.). Nürnberg hatte nun seine beste Phase, doch auch Hack und Handwerker fanden in Grill ihren Meister (112.).
Auf der anderen Seite tat sich hingegen ein echtes Torhüterproblem auf. Klandt war bei einem eigentlich ungefährlichen Angriff der Roten Teufel unglücklich umgeknickt und musste draußen behandelt werden, allerdings hatten die Nürnberger bereits alle ihre vier Wechsel aufgebraucht. Und so musste kurzerhand Abwehrspieler Valentini in den Kasten., der dort auch für den Rest der Begegnung und somit auch für das anschließende Elfmeterschießen bleiben sollte.
Der zwölfte Elfmeter bringt die Entscheidung
Hier hatte Valentini schließlich aber wenig zu halten, denn Kraus, Röser, Starke, Kühlwetter, Hemlein und Bjarnason verwandelten ihre Elfmeter genau so souverän, wie Geis, Hack, Dovedan, Frey und Sörensen aufseiten der Nürnberger. Den zwölften Elfmeter von Handwerker kratzte Grill aber schließlich aus der unteren linken Ecke, entschied dadurch die Begegnung und avancierte somit ganz spät doch noch zum Pokalhelden.
Durch das 6:5 im Elfmeterschießen überwintert der 1. FC Kaiserslautern somit nun im DFB-Pokal, in dem erst im neuen Jahr das Achtelfinale ausgetragen wird. Für die Elf von Boris Schommers ein großer Erfolg, der sicherlich auch für den Abstiegskampf in der 3. Liga noch weitere Kräfte freisetzen könnte.