"Noch nie erlebt": Denkwürdiger Pokal-Abend auf dem Betze

Was für ein Spiel, was für ein Fight! Nach dem 6:5 im Elfmeterschießen gegen den 1. FC Nürnberg steht der 1. FC Kaiserslautern zum ersten Mal seit der Saison 2014/15 wieder im Achtelfinale des DFB-Pokals – und darf sich über einen satten Geldregen freuen. Zum Helden avancierte mit Torhüter Lennart Grill ein Spieler, der auch der Depp des Abends hätte werden können.

Vom Deppen zum Helden in 30 Minuten

Es lief die 89. Minute, der 1. FCK führte nach zwei verwandelten Elfmetern von Timmy Thiele mit 2:1 und stand schon mit eineinhalb Beinen im Achtelfinale. Doch dann der folgenschwere Fehler von Lennart Grill: Nach einem abgefangenen Ball legte sich der FCK-Keeper das Spielgerät vor die Füße, übersah jedoch, dass Michael Frey hinter ihm lauerte. Der FCN-Stürmer reagierte blitzschnell, schnappte sich den freiliegenden Ball und brachte ihn im leeren Tor unter. Verlängerung! Was für eine Szene! Grill, der Depp des Abends? Nein! Im Elfmeterschießen machte der U21-Keeper seinen kapitalen Fehler wieder gut, indem er den Strafstoß von Tim Handwerker parierte und so doch noch für den Einzug in das Achtelfinale sorgte.

Vom Deppen zum Helden in knapp 30 Minuten. "Das war mit das Extremste, was ich in meiner Karriere bisher erlebt habe", sagte Grill nach Spielende am "ARD"-Mikrofon. Gegenüber "Der Betze Brennt" schilderte der Keeper die kuriose Szene in der 89. Minute so: "Ich wollte Zeit von der Uhr nehmen und habe nur über meine linke Schulter geschaut. Er steht dann direkt hinter meiner rechten Schulter und ich dachte so: ‘Fuck’". Es sei "dumm" gewesen, nicht richtig geschaut zu haben. "Anschließend habe ich mir vorgenommen, das Spiel für die Mannschaft uu gewinnen. Und das hat zum Glück auch geklappt", zeigte sich Grill mächtig erleichtert. Kurios derweil: Beim 1. FC Nürnberg stand während des Elfmeterschießens mit Enrico Valentini ein Feldspieler im Tor, weil Keeper Patrick Klandt zuvor verletzt vom Platz musste und das Nürnberger Wechselkontingent bereits erschöpft war.

Ein "geiles Erlebnis"

"Es war nach langer Zeit mal wieder ein denkwürdiger Abend hier auf dem Betzenberg", stellte Trainer Boris Schommers auf der Pressekonferenz fest. "Wir wollten von der ersten Minute als Mannschaft Gras fressen und haben es gut angenommen", schob der FCK-Coach nach und sprach seiner Mannschaft ein "großes Kompliment" aus: "Sie hat den Kampf angenommen." Die Geschichte um Grill sei eine, "die nur der Fußball schreibt", wusste Schommers. "Dennoch dürfen solche Fehler natürlich niemals passieren", mahnte er. "Lennart wird sicherlich nicht gut, dafür aber beruhigt schlafen können."

Auch Doppeltorschütze Thiele musste nach Spielende gegenüber "Der Betze Brennt" erstmal durchschnaufen: "So ein extremes Spiel habe ich noch nie erlebt. Das war eine Achterbahnfahrt, aber das passt ja zum FCK. Ich freue mich riesig über das Weiterkommen." Pick war ebenfalls überglücklich und sprach von einem "geilen Erlebnis". Dass der 24-Jährige nach 70 Minuten vom Feld musste, quittierten die Fans mit Pfiffen. Doch Schommers erklärte: "Er ist seit einer Woche krank. Da ist es meine Pflicht, die Gesundheit des Spielers zu schützen – zumal er über seine Grenze hinausgegangen ist." Dass das nicht jeder im Stadion mitbekommen hat und es dann zu der Reaktion kam, "ist aber verständlich", so der FCK-Coach. Auch Pick bestätigte: "Vor dem Spiel war es schon schlimm, ich konnte kaum atmen und auch meine Entzündungswerte waren leicht erhöht."

Nimmt der FCK jetzt Fahrt auf?

Setzt das Erfolgserlebnis im Pokal nun dringend benötigte Kräfte für den Liga-Alltag frei? Nach 13 Spieltagen belegt der FCK den viertletzten Platz und steckt damit mitten im Abstiegskampf. "Wir können aus dem Spiel sehr, sehr viel mitnehmen", zeigte sich Schommers zuversichtlich. Wichtig sei nun, dass die Mannschaft über das Erfolgserlebnis zu sich findet. "Das war die Kür, das Pflichtprogramm folgt nun in der Liga." Am Samstag empfängt der FCK die Würzburger Kickers zum Kellerduell. Ein Sieg ist Pflicht.

   

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