Diring im Interview: "Vielleicht stelle ich mich in die Fankurve"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Dorian Diring von Aufsteiger Waldhof Mannheim über seine gefürchteten Standardsituationen, die French Connection beim SV Waldhof und er verrät, auf welchem Platz er kommende Woche das Top-Spiel gegen Ingolstadt verfolgen wird.
"Ein bis zwei Tore mehr dürften es aber schon noch sein"
liga3-online.de: Zur Länderspielpause rangieren Sie mit dem SV Waldhof Mannheim auf einem starken sechsten Platz. Würden Sie einschlagen, wenn die Saison 2019/20 jetzt an diesem Punkt beendet wäre, Herr Diring?
Dorian Diring: Wenn mir jetzt jemand "Rien ne va plus" (Nichts geht mehr, Anm. d. Red.) sagt, würde ich wohl zustimmen. Wir sind als Aufsteiger gut in die Saison reingekommen und konnten durch das jüngste 3:0 bei der SG Sonnenhof Großaspach auch unsere erste kleine Schwächephase hinter uns lassen. Die Liga ist zu unberechenbar, um schon jetzt vom Aufstieg zu sprechen.
Angesichts Ihrer Leistungen (drei Tore, acht Vorlagen) scheint Ihnen die Umstellung von der Regionalliga auf die 3. Liga leicht gefallen zu sein, oder?
Dass ich die 3. Liga schon aus meiner Zeit in Halle kannte, ist ein Faktor. Aber ein noch größerer die Euphorie aus der Aufstiegssaison, die wir als Team komplett mitgenommen haben. Vor allem die Ecken und Freistöße klappen noch viel besser. Die acht Vorlagen sind auch durch unsere torgefährlichen Abwehrspieler zustande gekommen.
Zusammen mit Deniz Undav vom SV Meppen sind Sie der beste Vorlagengeber der Liga. Müssen Sie sich von Ihren Mitspielern oder Trainer Bernhard Trares trotzdem mal Sätze anhören wie: "Schieß doch mal selbst"?
Bis jetzt noch nicht. Ein bis zwei Tore mehr dürften es aber schon noch sein (lacht).
Sie sind im Elsass an der deutsch-französischen Grenze aufgewachsen. Geht es während der spielfreien Zeit nun für ein paar Tage in die Heimat?
Auf jeden Fall. Ich freue mich darauf, ein paar Tage am Stück mit meiner Familie zu verbringen. Ansonsten pendele ich oft zwischen Mannheim und Straßburg, wo meine Freundin lebt. Da ist die Fahrzeit mit ungefähr 80 Minuten noch überschaubar.
"Gegebenenfalls über andere Ziele Gedanken machen"
Wie sehen Sie den Fußball in Frankreich und Deutschland im Vergleich?
Auch, wenn ich selbst nie im französischen Profibereich aktiv war, kann ich sagen: Das sind schon zwei verschiedene Welten. Allein wegen der großartigen Stadien und Fans in Deutschland. Ich verfolge auch die französische Ligue 2. Dort gibt es dann Klubs, die man mit dem Niveau der deutschen Drittligisten vergleichen könnte.
Beim SV Waldhof gibt es mit Mounir Bouziane oder Mohamed Gouaida noch weitere Spieler mit französischen Wurzeln. Existiert da – auch neben dem Platz – eine Art French Connection?
Klar verstehe ich mich gut mit diesen Jungs. Einzelgänger oder Gruppen gibt es allerdings nicht. Wenn wir zusammen unterwegs sind, sprechen wir überwiegend deutsch. Manchmal hat Kevin Koffi noch etwas Probleme, da spiele ich dann den Dolmetscher. Ich denke, dass wir Franzosen uns sehr wohl im Verein fühlen und die Stadt Mannheim schätzen gelernt haben. Einige Dinge – wie die französische Küche – erinnern an die Heimat.
Angefangen mit dem Top-Spiel gegen den FC Ingolstadt stehen bis zur Winterpause noch fünf Partien (Gegner: Münster, Braunschweig, Zwickau, Chemnitz) an. Was ist möglich?
Die oberste Prämisse ist aktuell ein Heimsieg. Auch, wenn wir auf einen Aufstiegsanwärter wie Ingolstadt treffen, erwarten unsere Fans eine Reaktion auf die schwachen Leistungen gegen Unterhaching und Halle (0:3/0:4, Anm. d. Red.). Wenn wir aus den angesprochenen Spielen noch neun Punkte holen und mit insgesamt 31 Zählern überwintern, sind wir mehr als im Soll und können uns gegebenenfalls über andere Ziele als den Klassenerhalt Gedanken machen.
War Ihnen bei der gelben Karte im Großaspach-Spiel (3:0) eigentlich bewusst, dass Sie nun ausgerechnet gegen Ingolstadt gesperrt sind?
Mein Vater hatte mich vor dem Spiel noch gewarnt, kein blödes Foul zu machen. In dem Moment, als der Schiedsrichter zu mir kam, war es mir dann sofort klar. Nun kann ich es nicht mehr ändern. Vielleicht stelle ich mich im Ingolstadt-Spiel in die Fankurve und unterstütze das Team. Es gab da schon die eine oder andere Nachricht bzw. Einladung von Fans.