Glöckner: "Diese Entwicklung macht Lust auf mehr"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Patrick Glöckner über die durchaus erfolgreichen ersten Wochen als Trainer bei Aufsteiger Chemnitzer FC, die neue Offensivgefahr des CFC und die Tabellensituation.
"Derzeitige Tabellensituation ist kein Maßstab"
liga3-online.de: Seit Ihrem Amtsantritt verlor der Chemnitzer FC bloß eine Partie, zuletzt gab es sechs Pflichtspiele ohne Niederlage. Was haben Sie mit dem Team angestellt, Herr Glöckner?
Patrick Glöckner: (lacht) Ich würde sagen, dass wir sowohl im Spiel mit dem Ball als auch im Spiel gegen den Ball einen Fußballstil spielen, den die Jungs von ihrem Naturell und ihren Fähigkeiten her leben. Für mich ist wichtig, den Ball schnellst möglich aktiv zurück zu erobern und in der Offensive ein variables Positionsspiel anzubieten. Wir agieren in beide Spielrichtungen mit hohem Tempo und wollen immer das Heft des Handelns in der Hand halten. Durch die positiven Ergebnisse wissen wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Entscheidend dabei ist aber immer, wie die Spieler das Konstrukt ausfüllen. Die Art und Weise, wie dies bisher geschieht, ist vorbildlich. Jeder Spieler möchte weiterkommen, ist wissbegierig, gibt im Training sowie im Spiel alles und bereitet sich optimal auf jede Einheit vor.
Dank des Aufwärtstrends beträgt der Rückstand auf das rettende Ufer nur noch einen Zähler. Wie bewerten Sie die Tabellensituation?
Die derzeitige Tabellensituation ist kein Maßstab. Schon mit einer Niederlage könnten wir bis auf den vorletzten Platz abrutschen. Aber auch dann macht es keinen Sinn, den Kopf in den Sand zu stecken. Wir wissen inzwischen, was wir können. Entscheidend wird sein, wie oft wir es schaffen, immer wieder an unsere Leistungsgrenze heran zu kommen. Die Saison ist noch lang und unser Ziel lautet, mindestens 45 Punkte zu holen, um am Ende vier Teams hinter uns zu lassen. Wann und wie wir sie holen, werden wir sehen.
Wieso erreicht Chemnitz Ihrer Meinung nach den Klassenverbleib?
Ich bin davon überzeugt, weil unser Team einen speziellen Teamgeist lebt. Keiner ist sich für den anderen zu schade. Wir akzeptieren Fehler, reagieren mit der richtigen Einstellung darauf und lernen daraus. Hinzu kommt die Geschwindigkeit, in der wir uns auf dem Platz entwickeln. Diese Entwicklung gibt uns weiterhin das nötige Selbstvertrauen und macht Lust auf mehr.
Besonders offensiv überzeugt der CFC unter Ihrer Regie. In vier der sieben Pflichtspiele erzielte Chemnitz drei Tore, zuvor hatte der CFC in der gesamten Saison nur einmal drei Treffer markiert. Woran machen Sie die größere Offensivgefahr fest?
Unsere Offensivspieler genießen den Schutz der Gemeinschaft. Verlieren sie den Ball, kann sich jeder sicher sein, dass alle anderen dafür sorgen, dass er schnellstmöglich wieder zurück erobert wird. Dies schafft Mut in den individuellen Aktionen und in der Präsenz im letzten Drittel. Hinzu kommt, dass unser Positionsspiel variabel angelegt und somit schwerer zu verteidigen ist. Unser Wille und unsere Mentalität, Aktionen zielstrebig zu Ende zu spielen, befeuern das Ganze noch.
"Ausrufezeichen an das Trainerteam senden"
Zuletzt gab es allerdings ein 0:0 gegen die Würzburger Kickers. Wieso klappte es diesmal nicht mit einem Torerfolg?
Der Gegner hat gut gestanden und diszipliniert verteidigt. Trotzdem ist es uns gelungen, sehr gute Torchancen herauszuspielen. Zur Halbzeit kann oder muss es bereits 2:0 stehen. In diesen Aktionen müssen wir eiskalt sein. Mehr als zwei bis fünf hochkarätige Torchancen bekommst du nicht oft in dieser Liga. Wichtig für uns war aber auch, dass die Null mal wieder stand und die Arbeit gegen den Ball genauso gut funktioniert hat.
In der Länderspielpause geht es für Ihre Mannschaft am Sonntag mit dem Achtelfinalspiel im Sachsenpokal beim Landesligisten FSV Krostitz weiter. Als wie gefährlich empfinden Sie solche Spiele gegen unterklassige Vereine?
Es ist eine Frage der Einstellung und Motivation. Unsere Spieler, die momentan noch nicht regelmäßig in der Startformation stehen, bekommen die Chance, sich zu zeigen. Ich kann nur jedem einzelnen Spieler raten, sich voll reinzuhängen und die Einsatzmöglichkeit zu nutzen. Nur so können sie ein Ausrufezeichen an das Trainerteam senden. Immerhin ist es ein wichtiges Pflichtspiel, welches wir gewinnen möchten.
Der CFC ist Ihre erste Station im Osten Deutschlands. Gab es irgendetwas, was für Sie komplett neu oder anders war?
Nein, überhaupt nicht. Wie bei meinen vorherigen Stationen bin ich in Chemnitz auf viel Sympathie gestoßen. Die Menschen hier sind sehr herzlich und gönnen einem nur das Beste. Das gefällt mir sehr gut, vergrößert den Spaß an der Arbeit und macht mir persönlich vieles leichter.