Horvat und die weiße Weste
3. Spieltag Samstag, 5. August, 14. 00 Uhr.
Es ist angerichtet. Das erste große Ost-Derby der neuen Saison und das durchaus schon mit sportlicher Brisanz. Vor allem ist aber auch ein Spiel der verkehrten Welten. Halle nach zwei Spieltagen die beste Ost-Mannschaft? Für den objektiven Betrachter eine fast unvorstellbare Konstellation. Zu hart das Auftaktprogramm, zu etabliert die direkte Konkurrenz aus Rostock, Erfurt und Chemnitz. Doch von der Euphorie getragen und mit dem nötigen Quäntchen Glück im Gepäck konnten die Saalestädter bisher 4 Punkte einfahren. Besonders der kroatische Torhüter Darko Horvat agiert bisher überzeugend. Ein kontrastierendes Bild im Vergleich mit den Hallensern geben derzeit die Thüringer aus Erfurt ab. Defensiv indiskutabel, Offensiv harmlos- das Torverhältnis (1:7) spricht Bände. Ein Punktgewinn beim Rivalen aus Halle schon fast überlebenswichtig, schließlich würde eine erneute Niederlage auch das letzte Selbstbewusstsein verschleißen.
Situation vor dem Spiel:
Der HFC ist derzeit auf dem 7. Tabellenplatz positioniert. Die Mannen von Cheftrainer Sven Köhler gehören zu den vier Teams, die bisher ohne Gegentor blieben. Am vergangenen Wochenende beim ersten Gastspiel in Karlsruhe überzeugte die Mannschaft durch viel Kampf und Leidenschaft, hatte allerdings auch Pfostenglück. Doch stößt der dünn besetzte Kader schon jetzt an seine Grenzen. Neben den beiden langzeitverletzen Abwehrspielern Sören Eismann und Pierre Becken fällt auch Andis Shala aufgrund muskulärer Probleme aus. Auch Sturmhoffnung Nils Pichinot und Mittelfeldmann Marco Hartmann gehen aufgrund von kleineren Blessuren angeschlagen in die Partie.
Erfurt hingegen hängt am Tabellenende fest. Ohne Zähler und mit dem schlechtesten Torverhältnis aller 20 Teams belastet bleibt den Thüringern nur die berühmt berüchtigte rote Laterne. Gerade in der Abwehr muss sich Cheftrainer Stefan Emmerling große Sorgen machen, die Leistung gegen Heidenheim entsprach schon fast einen sportlichen Offenbarungseid. Auch von Personalsorgen bleiben die Erfurter nicht verschont. Stürmerstar Morabit und Jovanovic drohen verletzungsbedingt auszufallen, Abwehrmann Oumari und Marius Strangl sind aufgrund von Platzverweisen gesperrt. Auch fehlt immer noch Stareinkauf Fillinger.
Teamvergleich:
Torhüter:
Darko Horvat vs. Andreas Sponsel
Halles Schlussmann wurde vor der Spielzeit schon ein wenig kritisch beäugt. Mit 39 Jahren schon selbst für einen Torhüter im hohen Fußballeralter angelangt und ohne wirklich höherklassigen Leistungsnachweis in den letzten Jahren. Im letzten Jahr lieferte der 1,90 m große Kroate mit nur 15 Gegentoren die besten statistischen Werte eines Torhüters im viertklassigen Fußball. Sein Gegenüber ist bisher vielleicht der unglücklichste Erfurter. Andreas Sponsel, im letztem Jahr zu Nummer 1 in Erfurt gereift, wurde bisher oft von seinen Vorderleuten im Stich gelassen. Auch wirkt der junge Schlussmann in einigen Situationen noch etwas zu unsicher.
Vorteil Halle
Abwehr:
Beide Teams haben mit enormen Abwehrproblemen zu kämpfen, die sich allerdings deutlich voneinander differenzieren lassen. Die Verteidigung der Hallenser steht derzeit wie eine Eins. Kompakt, sicher und bisher noch ohne Gegentreffer. Allerdings ist gerade dieser Mannschaftsteil schwer von Verletzungen gebeutelt. Gerade einmal 5 Verteidiger plus eine aufgerückte Nachwuchskraft stehen Sven Köhler zur Verfügung. Ersatzmann Nico Kanitz der gegen Karlsruhe in die Stammelf rutschte überzeugte aber auf ganzer Linie. Erfurts Abwehr ist ihrem Namen bisher noch nicht würdig. Trotz gestandener Profis wirkt der Abwehrverbund statisch und viel zu löchrig. Zudem gesellen sich durch Sperren Personalsorgen dazu.
Vorteil Halle
Mittelfeld:
In diesem Mannschaftsteil verbinden beide Mannschaften weitreichende Gemeinsamkeiten. Die Mittelfeldzentale ist am stärksten besetzt, das Hallenser Duo (Wagefeld, Hartmann) ist dem der Erfurter (Engelhardt, Pfingsten-Reddig) ebenbürtig. Auf den Außen hingegen fehlt die große individuelle Klasse bei beiden Teams. Ein klassischer Spielmacher fehlt ebenfalls auf beiden Seiten.
Unentschieden.
Sturm:
Die große Problemzone der Saalestädter ist der Sturm. Nils Pichinot ist ein Stürmer von maximal durchschnittlichem Drittliganiveau. Die Alternativen Andis Shala (fehlt verletzt) und Angelo Hauk wirkte selbst in der Regionalliga überfordert. Kurz um: Personale Veränderungen wären keines Wegs abwegig. Nicht umsonst konnten die Jungs von Cheftrainer Sven Köhler erst ein Tor erzielen. Bei den Erfurtern fehlt Stürmerstar Smail Morabit an allen Ecken und Kanten. Allerdings ist noch offen, ob der französische Stürmer die Saison bei den Erfurtern verbringen wird. Trotzdem besitzen die Mannen von Cheftrainer Emmerling mit Tunjic und Ötzürk gute Alternativen. Endet die Verletzungsmisere, hat Erfurt eine durchaus schlagkräftige Offensivabteilung.
Vorteil Erfurt
Prognose:
Vieles am morgigen Samstag ist unsicher- doch allen dürfte klar sein: Der Erdgas Sportpark wird brennen, natürlich im positiven Sinn. Den erwarteten 13.000 Fans erwartet bei Weitem kein Offensivspektakel, aber dafür kübelweise Leidenschaft und Kampfgeist. Halle geht aufgrund von den bisher gezeigten Leistungen als Favorit in die Begegnung. Doch das bedeutet nicht viel. Halle wird von der Euphorie getragen früh Druck machen, aber ob die Durchschlagskraft der Gastgeber für einen frühen Torerfolg ausreicht bleibt fraglich. Die Offensive der Erfurter wird gegen die starke Innenverteidigung der Gastgeber einen schweren Stand haben. Am realistischsten erscheint ein hart umkämpftes 1:1, doch werden sich die Gastgeber am Ende dank des frenetischen Publikum knapp durchsetzen. Erfurt scheint nicht stabil genug, um schon jetzt den Negativtrend zu stoppen. Das Märchen von der Saale geht in eine nächste Runde.
Tipp: 2:1 Halle
Voraussichtliche Aufstellung:
Halle: Horvat- Benes, Ruprecht, Mouaya, Kanitz- Wagefeld, Hartmann- Lindenhahn, Teixera, Mast- Pichinot (Hauk)
Erfurt: Sponsel- Czichos, Bertram, Rauw, Ofusu-Aseh- Möhwald, Pfingsten-Reddig, Engelhardt, Drexler- Öztürk, Tunjic