Das sind die Gewinner der Hinrunde 2019/20

Die Hälfte der Saison ist in der 3. Liga absolviert und vor allem im Aufstiegskampf deutet sich schon jetzt ein famoser zweiter Teil der Spielzeit an. Warum ist das so? Weil uns einige Mannschaften konstant überzeugt, einige sogar richtig überrascht haben. Sechs Gewinner-Teams sind uns besonders aufgefallen – und das sind sie:
Ehre, wem Ehre gebührt: Der Herbstmeister verdient die ersten Worte. Blicken wir zurück in den Sommer, denken wir an eine Zeit, in der die Zebras zum Trainingsauftakt mit Müh und Not eine Startelf auf den Platz gebracht hätten – es waren denkbar schlechte Voraussetzungen für den Zweitliga-Absteiger. Der Ertrag ist spitze: 38 Zähler bedeuten einen Zwei-Punkte-Schnitt und derzeit sechs Punkte Vorsprung auf die Nichtaufstiegsränge. 40 Tore bedeuten die beste Offensive der 3. Liga. Warum das so bemerkenswert ist? Wir erinnern uns zurück: In der Saison 2016/17 stieg der MSV letztmalig in die 2. Bundesliga auf, damals aber mit wenig spektakulärem Fußball. Erst am 34. (!) Spieltag knackten die Blauen-Weißen damals die 40-Treffer-Marke – heute fühlt sich die Spitzenposition viel verdienter an. Moritz Stoppelkamp (18 Torbeteiligungen), Lukas Daschner und Vincent Vermeij (je 12) gehören zu den Spielern der Hinrunde.
Fast vergessen wird, wie wichtig ein Aufstieg für die Meidericher wäre: Noch immer arbeitet der MSV Duisburg unter infrastrukturellen Bedingungen, die keine längere Drittliga-Phase zulassen. Der Verein braucht die höheren TV-Erlöse aus der Zweitklassigkeit, um zu überleben. Die Vorzeichen stehen gut: Zehn von elf Herbstmeistern der Drittliga-Geschichte sind am Ende auch aufgestiegen.
Hinter dem MSV Duisburg ist mit dem FC Ingolstadt ein weiterer Zweitliga-Absteiger ganz oben positioniert. Gänzlich unerwartet kam das zwar nicht, doch auch die Schanzer hatten im vergangenen Sommer einen gewaltigen Aderlass zu verkraften. 19 Spieler haben den Verein verlassen, ersetzt wurden sie zum Teil durch Spieler aus der eigenen Jugend. Ein durchaus gewagtes Unterfangen, das aber aufging. Talente wie Patrick Sussek und Thomas Keller konnten bereits erste Duftmarken setzen, Fatih Kaya sammelte in "nur" 849 Spielminuten (18 Einsätze) starke sieben Scorerpunkte. Für die nötige Erfahrung sortgen Kapitän Stefan Kutschke, mit acht Toren bester Torschütze, sowie Marcel Gaus. Ein echter Glücksgriff ist den Schanzern zudem mit Dennis Eckert Ayensa gelungen. Anfang September vom spanischen Erstligisten Celta Vigo verpflichtet, schlug der 22-jährige Stürmer voll ein: Mit sieben Toren und fünf Vorlagen ist der Angreifer der Top-Socrer beim FCI.
Gerade einmal drei Niederlagen kassierten die Audistädter in dieser Saison, allesamt hintereinander. Es war die einzige Schwächephase des FCI, der seit zehn Partien ungeschlagen ist. Es spricht somit einiges dafür, dass Ingolstadt nur ein Jahr nach dem Abstieg im kommenden Mai in die 2. Bundesliga zurückkehren kann – Trainer Jeff Saibene, seit Sommer an der Seitenlinie, hätte zweifellos großen Anteil daran.
Umgekehrt zum FCI und dem MSV verläuft die Entwicklung bei der Spielvereinigung Unterhaching, die dem Spitzenreiter kürzlich ein 2:2-Remis abgerungen und damit ein Stück weit auch seine Ambitionen untermauert hat. Statt Spektakel liefert die Mannschaft von Claus Schromm etwas solidere Kost, auch wenn der attraktivere Spielansatz dahinter nicht vergessen worden ist – die Effektivität stimmte noch nicht immer. Wie dem auch sei: Auch 29 Tore genügen bislang für einen zufriedenstellenden vierten Platz, Haching hat sich – mal wieder – in der geliebten Verfolgerrolle postiert.
Hinter den Kulissen wurde mit dem Börsengang zudem die Grundlage geschaffen, um im Großraum München wieder einen Zweitligisten anzusiedeln – am liebsten noch, bevor es die Münchner Löwen schaffen. Spieler der ersten Saisonhälfte ist weder Sascha Bigalke noch Stephan Hain, sondern ein Neuzugang: Moritz Heinrich steuerte sieben Tore und vier Vorlagen bei. Im Tor ist der 19-jährige Nico Mantl bislang die Entdeckung der Saison.
Furios unterwegs ist der SV Meppen dieser Tage: Anfang Oktober setzte es die letzte Liga-Pleite bei Hansa Rostock, zuletzt holten die Emsländer 14 Punkte aus sechs Spielen. Seitdem muss der SVM aufpassen, vor lauter positiven Schlagzeilen nicht die Konzentration auf das Wesentliche zu verlieren – so sehr werden die Niedersachsen in den Himmel gelobt. Einer, der sich auch im größten Erfolg einfach nicht zurücklehnen wird, ist Trainer Christian Neidhart. Zufrieden wird er feststellen, dass sich das mehr als sechs Jahre währende Vertrauen in seine Person ausgezahlt hat: Er hat aus einem Regionalligisten ohne die ganz große Perspektive einen sehr lebendigen Drittligisten gemacht, der in einer Überflieger-Saison – diese könnte zu einer werden – sogar in Richtung 2. Bundesliga schielen darf.
Problematisch könnte die Abhängigkeit von den Toren des Deniz Undav werden, der seit Wochen in Hochform ist und mit zwölf Toren sowie zehn Vorlagen Liga-Topscorer ist. Die zweite Sorge gilt aus Meppener Sicht dem auslaufenden Vertrag des 23-Jährigen, der nach dieser Hinrunde beim kommenden Arbeitgeber die Qual der Wahl haben dürfte.
Drei Aufsteiger stecken im Abstiegskampf, einer nicht – und das ist Waldhof Mannheim. Diesen Anspruch, sich sogleich im vorderen Mittelfeld zu etablieren, vermittelt der SVW seit Saisonbeginn kontinuerlich, allen voran in den Auswärtsspielen. Dort nämlich haben die "Buwe" seit 27 (!) Partien mindestens ein Remis geholt, saisonübergreifend, versteht sich. 20 Punkte sind es aus den zehn Gastspielen in dieser Saison, kein Drittligist kann eine bessere Bilanz vorweisen.
Und so mancher Anhänger der Mannheimer unkt bereits, wo die Mannschaft stehen könnte, wäre sie vor dem eigenen Publikum im Carl-Benz-Stadion besser, als es Rang 18 in der Heimbilanz treffend beschreibt. Schwieriger könnte es auf Dauer beim Tabellensiebten werden, weil Dorian Diring als Lenker im Mittelfeld mit einem Knorpelschaden auf unbestimmte Zeit ausfallen wird. Auch Max Christiansen und Innenverteidiger Marcel Seegert gehören zu den absoluten Leistungsträgern. Mit Valmir Sulejmani dürfte im Januar ein weiterer zurückkehren.
Für einen Kader, der im Sommer lange Zeit kaum verstärkt werden konnte, und das Heckmeck in der Vereinsführung lieferte 1860 München eine starke Hinrunde ab. Zwischendurch gab es zu Saisonbeginn heftige Tiefschläge, etwa das 0:4 in Mannheim, das 1:5 in Magdeburg. Dem entgegen wirkte die Heimstärke: Nur eines von neun Spielen ging an der Grünwalder Straße verloren, insgesamt 16 Punkte zeugen von der Kraft, die das meistens ausverkaufte Stadion in Giesing erwirken kann.
Erstaunlich ist, dass der freiwillige Abgang von Trainer Daniel Bierofka, der wie kein Zweiter für die Identifikation mit seinem Arbeitgeber stand, so problemlos kompensiert worden ist: Michael Köllner wurde ab dem ersten Tag mit dem Löwen-Virus infiziert, kommunizierte auf Augenhöhe mit den Fans und hat eine selbstbewusste Einheit geschaffen, die sich jüngst am Montagabend in Ingolstadt prächtig verkaufte. Spieler der Hinrunde ist einer, der sein Karriereende im Profifußball bereits angekündigt hat: Sascha Mölders kommt auf acht Tore und acht Vorlagen – der 34-Jährige könnte dabei wohl problemlos noch ein, zwei Jahre dranhängen.