Nach Trainingslager-Posse: Effenberg in der Kritik

Erst am Sonntag angereist, hat der KFC Uerdingen das Trainingslager in Italien am Dienstag nach nur zwei Tagen wieder abgebrochen – der Grund: schlechte Platzbedingungen im örtlichen Stadion. Manager Stefan Effenberg, der das Quartier vorgeschlagen hatte, steht bei vielen Fans nun in der Kritik.

Tolle Anlage, schlechter Platz

Keine Frage: Seit Effenberg im Oktober 2019 den Manager-Posten beim KFC Uerdingen übernommen hat, wurde im Hintergrund vieles in die richtigen Bahnen gelenkt, auch in der Tabelle ging es nach oben: Rangierten die Krefelder bei Effenbergs Amtsantritt noch auf Platz 16, belegt der ambitionierte Klub nach 17 Punkten aus den letzten neun Partien vor der Winterpause derzeit den achten Platz und liegt nur drei Zähler hinter Rang drei. Doch mit dem Trainingslager griff der frühere Bundesliga-Star nun daneben. Während es 18 der 20 Drittligisten in die Türkei oder nach Spanien und Portugal zog, entschied sich der 51-Jährige für ein Camp in Italien. Auf den ersten Blick eine gute Wahl.

Wie Fotos im Internet zeigen, ist das "Il Pelagone Hotel & Golf Resort" in der Toskana wunderschön zwischen Weinbergen und Olivenbäumen gelegen. Auch die Anlage selbst bietet gehobenen Standard und ist, das verdeutlichen Bewertungen auf einschlägigen Hotel-Portalen, bei den Reisenden beliebt. Problem nur: Das Anwesen wird eher als Golfhotel beschrieben. Über einen eigenen Fußballplatz verfügt die Anlage nicht, sodass es für den KFC in das sechs Kilometer entfernte "Stadio Comunale Romeo Malservisi" von Viertligist US Gavorrano ging.

Die Bedingungen dort? Mehr als schlecht: Die "Westdeutsche Zeitung" bezeichnete den Rasen als hart, sandig und mit vielen kleinen Unebenheiten übersät. Dass unter diesen Bedingungen kein Training eines Profivereins möglich ist, wurde schon nach der ersten Einheit am Montag deutlich. Mit der Entscheidung, das Trainingslager nach nur zwei Tagen abzubrechen, zog der KFC Uerdingen in der Nacht von Montag auf Dienstag schließlich die Notbremse, nachdem zuvor bereits Frust bei den Spielern aufgekommen war.

Reiseziel wirft Fragen auf

Die Frage ist: Warum überhaupt Italien, das sonst kein anderer Profiverein in Deutschland für sein Winter-Trainingslager wählte? Laut der "Rheinischen Post" soll ein guter Bekannter von Effenberg die Anlage im Jahr 2018 übernommen haben. Das Ziel: Neben Golfern sollten künftig auch Fußballvereine angelockt werden. Dem KFC Uerdingen kam dabei scheinbar eine Pionier-Rolle zuteil, sodass der Klub angeblich kostenfrei im Hotel übernachten durfte.

Doch was nützen die malerische Lage in der Toskana und die guten Witterungsbedingungen (Sonne und frühlingshafte Temperaturen), wenn das Wichtigste fehlt: ein vernünftiger Trainingsplatz. "Ein guter Rasen und anspruchsvolle Testspiele sind die wichtigste Voraussetzungen, um sich gut vorbereiten zu können", schreibt der KFC Uerdingen zur Absage des Trainingslagers. Dabei soll Effenberg den Platz zuvor nicht nur einmal persönlich vor Ort begutachtet haben, wie die "RP" berichtet.

Doch schon ein Blick bei Google hätte gereicht, um zu sehen: Dieser Rasen wird den Ansprüchen eines Profivereins kaum genügen – auch, wenn die aktuellsten Bilder aus dem Jahr 2018 stammen. "Wir sind doch keine A-Jugend oder ein Kreisligist", hatte sich etwa Selim Gündüz über die Platzbedingungen echauffiert. Nach Angaben des Klubs sollen "starke Regenfälle im November" und die "aktuellen nächtlichen Minustemperaturen" dem Rasen zusätzlich geschadet haben. So sei es auch dem Greenkeeper unmöglich gewesen, den Platz in einen "trainingstauglichen Zustand" zu bringen, wie der KFC schreibt.

Fans kritisieren Effenberg

Was bleibt, sind unzufriedene Spieler, unnötige Reisestrapazen, verlorene Zeit in einer ohnehin schon kurzen Winterpause, jede Menge Spott – und Kritik an Stefan Effenberg. In den sozialen Netzwerken des KFC Uerdingen wird der frühere Nationalspieler für seine Entscheidung, nach Italien zu reisen, in die Mangel genommen. "Dumm, Absolut dumm! Welcher Experte hat sich denn da soviel Mühe gegeben?", heißt es in einem Kommentar auf der Facebook-Seite des KFC. Nicht wenigen Anhängern ist es ein Dorn im Auge, dass ihr Klub schon zum zweiten Mal in Folge auf eine chaotische Wintervorbereitung zurückblickt. Vor einem Jahr hatten Kapitän Christopher Schorch und Tanju Öztürk im Trainingslager in der Türkei offenbar über die Stränge geschlagen und waren daher Ende Januar suspendiert worden. Die anschließende Rückrunde setzte der KFC völlig in den Sand und schwebte bis kurz vor Saisonende sogar in Abstiegsgefahr.

Nun schlägt der KFC sein Trainingslager im niederländischen Venlo auf und hofft, endlich mal unter guten Bedingungen trainieren zu können. Denn in der Grotenburg war das aufgrund schlechter Platzverhältnisse zuletzt nicht mehr möglich, sodass die Krefelder in die Nachbarschaft ausweichen mussten. Über das Italien-Fiasko werden die Verantwortlichen nun schnellstmöglich den Mantel des Schweigens legen wollen. Dabei hatte Effenberg zuletzt immer wieder betont, dass der KFC kein Chaos-Verein sei. Die Trainingslager-Posse liefert den Kritikern nun jedoch neues Material.

   

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