Preußen Münster: Zum Optimismus fehlt (noch) ein Stürmer

Aufbruchsstimmung – sie soll an der Hammer Straße so schnell wie möglich aufkommen. Fünf Punkte Rückstand auf den rettenden 16. Platz scheinen alles andere als unrealistisch aufzuholen, allerdings wartet für den neuen Trainer Sascha Hildmann schon am ersten Wochenende das, was im medialen Jargon gerne als "Endspiel" bezeichnet wird. Noch aber fehlt ein Transfer.

Hildmanns Premiere beim Schlusslicht

18 Spiele hat Preußen Münster noch vor der Brust. 18 Spiele Zeit, um dem zu entgehen, wovor sich bei den Schwarz-Weiß-Grünen viele (zurecht) fürchten: dem Absturz in die Regionalliga West nach neun Jahren. Zurück in die Provinz, auf Augenhöhe mit dem SV Rödinghausen und dem SC Verl, aber auch zahlreichen ebenso in der Tristesse versinkenden Traditionsklubs wie Wuppertal, Oberhausen, Aachen und Essen. Einmal drin gefangen, könnte es für lange Zeit keinen Ausweg mehr geben – was nach Schwarzmalerei klingt, ist nun einmal für viele jetzige Regionalligisten bittere Realität. Steht dann keine starke Wirtschaftskraft in Form von treuen Gönnern hinter dem Klub, droht weiteres Ungemach. Rot-Weiß Erfurt, aktuell wieder einmal in den Grundfesten erschüttert durch ausbleibende Zahlungen und Streit in der Führungsriege, ist ein mahnendes Beispiel.

Trainer Sascha Hildmann tut gut daran, nicht an diese Szenarien zu denken. Er ist eingestellt worden mit dem klaren Auftrag, irgendwie die 3. Liga zu halten. Großaspach, Zwickau, Jena, Köln, Bayern II, Chemnitz – vier von diesen sechs Gegnern muss er hinter sich lassen. Bei einem von ihnen feiert er am Samstag Premiere: Im Ernst-Abbe-Sportfeld gastiert Preußen Münster bei Carl Zeiss Jena, der Vorletzte fährt zum Letzten. Ein Sieg würde Schub geben und vieles einfacher machen in den zu erwartenden harten letzten Winterwochen, eine Niederlage darf noch nicht als Vorentscheidung interpretiert werden. Aber sie würde sich so anfühlen. Zehn Auswärtsspiele muss der SCP insgesamt noch in dieser Saison bestreiten, acht im eigenen Stadion. Wie viele Partien der Sportclub diese Spielzeit schon gewonnen hat in der Fremde? Überhaupt keines.

Warten auf Dadashov-Ersatz

Jan Löhmannsröben ist ein Typ, dem das Potenzial nachgesagt wird, mitreißen zu können. Der 28-Jährige soll die Komponente ins Spiel bringen, die Münster bei der Zusammenstellung des Kaders im Sommer völlig abgegangen war: eklig, abgezockt, gierig, bereit, sich dreckig zu machen. Von all diesen Fähigkeiten, die man vor allem dann benötigt, wenn es nicht so läuft wie erwartet, zeigte Münster im Herbst zu wenig. Beiläufig schwieriger machte es etwa ein Tempodefizit in der erfahrenen Innenverteidigung, das die Leihgabe Oliver Steurer (1. FC Heidenheim, zuletzt an Uerdingen ausgeliehen) beseitigen könnte. Es sind solide Transfers, doch noch fehlt ein "Kracher". Sponsoren, Fans und die Ablösesumme des erzwungenen Wechsels von Stürmer Rufat Dadashov in die USA hatten mutmaßlich rund 250.000 Euro generiert. Aufgebraucht ist diese zusätzliche Summe im ansonsten schmal gestrickten Etat noch nicht.

Längst ist klar, wohin das Geld fließen soll und muss: Dadashov überzeugte mit Einstellung und taktischem Verhalten zwar längst nicht immer, seine sechs erzielten Hinrunden-Tore sind jedoch nicht wegzudiskutieren und bedeuten den mannschaftsintern besten Wert. Der klassische Mittelstürmer mit Drittliga-Erfahrung fehlt den Preußen nun, wenige Tage vor dem so wichtigen Start. Benjamin Girth war der prominenteste Name in der Gerüchteküche – er hätte vom Rivalen VfL Osnabrück, "ausgerechnet" Osnabrück, ausgeliehen werden können. Der Verein nahm dazu keine Stellung, nun soll es den 27-Jährigen in die höchste schottische Liga ziehen. So bleibt weiter abzuwarten, welchen Torjäger Sport-Geschäftsführer Malte Metzelder noch aus dem Hut zaubert.

SCP braucht 29 Punkte

Bis dahin geben Münster zumindest die guten Testspiel-Ergebnisse (4:2 über Schalke 04 II, 2:0 über den SC Verl, 0:2 bei Schalke 04) Hoffnung darauf, die Kurve so schnell wie möglich zu kriegen. Rechnerisch bräuchte der SCP noch 29 Punkte aus 18 Spielen, um die 45-Zähler-Marke zu knacken – rund 1,6 Punkte pro Partie. Ein ambitionierter Schnitt, das ist im Umfeld allen bewusst. Aber Preußen Münster hat keine Wahl mehr.

   

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