Alles, was ihr zum 21. Spieltag wissen müsst

Auf ins Restjahr! Nach fünf spielfreien Wochen freuen wir uns riesig auf die Rückkehr des gepflegten Drittliga-Fußballs mit all seinen Stärken und Schwächen, seiner Emotionalität, seiner Stimmung in den Stadien und seiner unglaublichen Spannung. Wer beginnt das Jahr 2020 mit viel Schwung, wer erlebt einen Fehlstart? Lasst uns auf das kommende Wochenende schauen.
Die Ausgangslage
Seit fünf Wochen thront der MSV Duisburg knapp vor dem FC Ingolstadt an der Tabellenspitze, dahinter haben sich etwa zehn Vereine nahezu auf Augenhöhe versammelt, die um den dritten Rang kämpfen. Die Gefühlslage bei diesen Klubs ist aber, das Ende des Vorjahres als Grundlage genommen, ganz verschieden. Waldhof Mannheim etwa wurde gefüttert von der Euphorie rund um den Verein, während Eintracht Braunschweig nach einer Trainerentlassung im Herbst noch mit der selbst auferlegten Rolle zu kämpfen hat – hier wurde und wird weiterhin viel Geld investiert, hier gibt es zum Aufstieg kaum eine Alternative. Auch der HFC zeigte sich vor der Winterpause nicht mehr in Bestform, während der 1. FC Kaiserslautern in großen Schritten aufholte und auch der SV Meppen mit höchst spektakulärem Fußball ins vordere Drittel vordrang.
Unten kämpfen derweil nach jetzigem Stand sieben Mannschaften darum, nicht abzusteigen, vier von ihnen wird es erwischen. Gerade Jena muss angesichts von bereits neun Punkten Rückstand zügig in Fahrt kommen und in der zweiten Saisonhälfte wie ein Aufstiegsanwärter punkten, sonst geht es zurück in die Regionalliga.
Vier Spiele im Fokus
Der Auftakt: Hansa Rostock gegen den Halleschen FC
Damit die Leute ins Stadion strömen, braucht es bei Hansa Rostock nicht viel – die Menschen sind treu, sie stehen zu ihrem Verein, auch wenn es dieser seinen Fans zuletzt nicht leicht gemacht hat. Am Freitag genügt die besondere Terminierung zum Jahresauftakt gegen einen recht attraktiven Gegner aus dem Fußball-Osten – es werden stattlich viele Besucher kommen. Sie wollen jenen FCH sehen, der im Dezember ziemlich überraschend Viktoria Köln mit 5:1 aus dessen Stadion gefegt hat, nicht aber jenen FCH, der davor vier von fünf Ligaspielen verloren hatte. Nico Granatowski, der einst sein erstes Drittliga-Tor in herrlicher Manier für Meppen in Rostock schoss und nun die Offensive der Kogge beleben soll, und Daniel Hanslik heißen die offensiven Neuzugänge. Gegner Halle stärkte mit Anthony Syhre die Abwehr und wird nach drei sieglosen Partien vor dem Weihnachtsfest froh sein, sich einmal gesammelt zu haben. Unsere Tendenz: unentschieden!
Das Spitzenspiel: MSV Duisburg gegen den FC Ingolstadt
Es ist schon eine luxuriöse Ausgangslage, sich unabhängig vom Spielausgang auch nach dem Wochenende weiterhin auf einem Aufstiegsplatz wissen zu dürfen. Sowohl auf den MSV als auch auf den FCI trifft das zu. Umso mehr dürfen beide Klubs ihr Aufeinandertreffen primär als Chance verstehen, gleich zum Auftakt in harte vier Monate ein Zeichen, eine Duftmarke an den Gegner und alle Kontrahenten zu setzen. Wer diese Begegnung gewinnt, ist Tabellenführer, gewinnen die Zebras, würden sie ihren Vorsprung sogar auf fünf Punkte ausbauen. Schon im Vorfeld gab Duisburg bekannt, mit Sportdirektor Ivica Grlic über das Saisonende hinaus zu verlängern – ein Lohn für die geleistete Arbeit etwa im vergangenen Sommer, als er nach Abstieg binnen weniger Wochen die gegenwärtig beste Drittliga-Mannschaft geformt hatte.
Das Kellerduell: Carl Zeiss Jena gegen Preußen Münster
Wenn sich einige hundert Kilometer weiter westlich Glanz und Gloria begegnen, treffen sich die gebeuteltsten Drittligisten im Ernst-Abbe-Sportfeld, auch "Paradies" genannt. Welch bittere Ironie. Denn Carl Zeiss Jena, neun Punkte hinter Platz 16, und Preußen Münster, denen fünf Zähler zum Klassenerhalt fehlen, spielen zum Debüt von Preußen-Trainer Sascha Hildmann gleich zum Auftakt ein Endspiel aus – ein "Bis nächstes Jahr" brauchen sich die Verantwortlichen angesichts dieser Lage nach dem Spiel kaum wünschen. Dass Jan Löhmannsröben, der Ex-Jenaer, wahrscheinlich in der Startformation der Gäste stehen wird, ist ein pikantes Detail. Die Zweikampfstärke, die sich die Adler von ihm erhoffen, wünscht sich Carl Zeiss von Daniel Stanese, der kürzlich verpflichtet wurde. Aufgrund des Rückstandes haben beide Mannschaften gute Gründe, auf Sieg zu spielen. Jena muss, weil es ein Heimspiel ist. Und Münster muss, weil ihnen noch nicht ein Auswärtserfolg in dieser Spielzeit gelungen ist.
Relegation reloaded: SV Meppen gegen Waldhof Mannheim
Der Mann, der per Elfmeter den aus Mannheimer Sicht verfluchten linken Pfosten auf der Südseite der Meppener Hänsch-Arena traf und den SVM damit im Relegations-Drama in die 3. Liga beförderte, erholte sich nicht mehr davon: Sebastian Gärtner absolvierte danach weder für Waldhof noch für einen anderen höherklassigen Verein ein Spiel, in der Datenbank wird er als "vereinslos" gemeldet. Für Waldhof bietet sich zweieinhalb Jahre später die Möglichkeit auf Revanche für die zweite von drei verlorenen Aufstiegsrelegationen am Stück, ehe 2019 nach überarbeiteten Regularien prompt der direkte Aufstieg gelingen sollte. Sportlich ist das Duell hochattraktiv, beide Mannschaften können und wollen attraktiven Fußball liefern. Wir setzen auf alles, nur nicht auf ein 0:0 wie im Hinspiel.
Die mögliche Überraschung
FSV Zwickau in Magdeburg
In seinen zwei Jahrzehnten beim VfL Osnabrück hat Zwickaus Trainer Joe Enochs natürlich auch Claus-Dieter Wollitz kennengelernt: Als Trainer zur aktiven Zeit sowie als Kollegen, als Enochs die zweite Mannschaft übernommen hat. Es ist nicht das erste Wiedersehen der beiden und bleibt doch stets eine Begegnung mit viel Respekt, den der FSV auf dem Spielfeld aber ablegen will. Denn auch wenn Wollitz sein Stelldichein beim 1. FC Magdeburg gibt – und nach der umstrittenen Freistellung von Vorgänger Stefan Krämer nicht viel Eingewöhnungszeit bekommen wird – geht es nun einmal um Punkte für den Klassenerhalt. Stellt sich Zwickau in die eigene Hälfte und wartet ab, um dann nach Standards Nadelstiche zu setzen, könnte Magdeburg sein "Kreativitätsproblem" zum Verhängnis werden. Oder wird unter Wollitz ab erster Minute ein ganz neuer fußballerischer Ansatz verfolgt? Wir sind gespannt.