"Heavy Metal Konzert ist nichts dagegen": SCP schöpft Hoffnung

Was für ein wichtiger Sieg! Beim 2:1 gegen Schlusslicht Carl Zeiss Jena gewann der SC Preußen Münster erstmals in dieser Saison auswärts und schöpft neue Hoffnung im Kampf um den Klassenerhalt.

Brummschädel Löhmannsröben

Jan Löhmannsröben brummte nach dem Spiel ordentlich der Schädel. Der Neuzugang hatte in der 77. Minute den Fuß von Meris Skenderovic ins Gesicht bekommen und trug anschließend einen Turban davon. Damit stand Löhmannsröben sinnbildlich für die kämpferische Leistung der Preußen. "Ein Heavy Metal Konzert ist nichts dagegen", befand der 28-Jährige nach der Partie bei den "Westfälischen Nachrichten" und stellte gegenüber dem Vereins-TV in seiner unnachahmlichen Weise fest: "Das ist ein dicker Käfer, der jetzt gegen den Kopf haut. Vielleicht sind es auch ein paar Affen, die Schlagzeug spielen. Aber scheißegal. Wir haben gewonnen – und das zählt."

Wem schwerer Ballast von den Schultern fällt, der braucht sich nicht dafür zu interessieren, wie er das Gewicht losgeworden ist. Drei Punkte – das war die einzige Maßeinheit, die Preußen Münster am Samstag interessierte. Diese wurden erstmals in der 21 Spiele andauernden Saison auswärts eingefahren, beim Letzten in Jena. Dreckig, schmutzig, eklig fuhren die Westfalen den Sieg ein. Und durften das als Kompliment nehmen oder sogar als wichtige Weiterentwicklung betrachten. Denn genau in diesen Begegnungen hatten gleichwertige Gegner dem SCP während der frustrierenden Hinrunde zu oft den Schneid abgekauft.

Es war ein Erfolg von Sascha Hildmann, der sich anschickt, ein umgeschriebenes Gesetz in Münster fortzuführen: Benno Möhlmann, Marco Antwerpen und sogar der glücklose Sven Hübscher als dessen Trainer-Vorgänger hatten in ihren ersten paar Spielen stets eine mindestens ordentliche Bilanz eingefahren. Und diese braucht nun auch Münster. 19 Punkte lassen sich aus Sicht der Adlerträger für den Moment gut an, doch die Quote muss hoch bleiben: Mitte März wird die 30-Punkte-Marke angepeilt, Mitte April müssten es wieder zehn Zähler mehr sein.

Hildmann lobt die Einstellung

Dass die Preußen erstmals in dieser Saison in der Fremde jubeln durften, war Lukas Cueto zu verdanken, der die Adlerträger mit einem Doppelpack (33. / 68.) zum Sieg schoss. Nach Spielende zeigte sich der 23-Jährige "mega glücklich, dass wir die drei Punkte mitgenommen haben." Auch dass sich Cueto sogleich den Ball beim so wichtigen Elfmeter in der ersten Halbzeit schnappte, ist bemerkenswert. Überhaupt ist die Entwicklung des in Köln ausgebildeten Offensivmanns interessant: Mehrfach wurde Cueto beim SCP bereits zum Unterschiedsspieler, um nach wenigen Spielen nicht mehr nominiert zu werden. Schafft es Hildmann, seinem Schützling Konstanz einzuimpfen?

Derweil lobte der Trainer vor allem die Einstellung seiner Mannschaft: "Sie hat mit Herz verteidigt." Auch der zwischenzeitliche Ausgleich der Hausherren nach 61 Minuten brachten die Preußen nicht aus der Ruhe. "Meine Jungs haben das gut weggesteckt", so Hildmann nach seinem gewonnenen Pflichtspiel-Debüt als Trainer des SCP. Einziges Manko: "Wir hätten das Spiel früher entscheiden müssen." Die Chancen dazu waren fraglos vorhanden, doch am Ende überwog selbstredend die Freude über die drei Punkte.

Münster lebt

Entsprechend ausgelassen feierte die Mannschaft nach dem Spiel mit den mitgereisten Fans. Durch den Sieg im Kellerduell haben sich die Preußen vorerst auf Rang 18 vorgeschoben und den Rückstand zum rettenden Ufer auf drei Zähler verkürzt. "Was will man mehr?", fragte Löhmannsröben rhetorisch. Münster profitierte einerseits bei seinen Gegenstößen von kurios großen Lücken im Jenaer Abwehrverbund, andererseits musste selbst in Überzahl mächtig geschwitzt werden. Sattelfest war der Auftritt nicht, und vorne wurden einige Konter zu leichtfertig verspielt.

Wichtiger aber scheint: Preußen Münster lebt, hat eine intakte Mannschaft, die die Vorgabe ihres neuen Coaches zu Großteilen vernünftig umgesetzt hat. Die vom Verein öffentlichkeitswirksam befeuerte Aufbruchsstimmung hat sportliche Nahrung erhalten. Plötzlich blickt der SCP auch Spitzenreiter Duisburg, der am Samstag in Münster gastiert, nicht mehr ehrfürchtig entgegen. Das Stadion – die Haupttribüne ist bereits ausverkauft – könnte sein Übriges dazu tun, dass Münster im Jahr 2020 schon früh Fahrt aufnimmt.

   

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