Kein Investor gefunden: Erfurt muss Spielbetrieb einstellen

Doch keine Kehrtwende bei Ex-Drittligist Rot-Weiß Erfurt! Wie Insolvenzverwalter Volker Reinhardt am Mittwoch bekanntgab, sind die Gespräche mit neuen Investoren gescheitert. Damit ist RWE zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren pleite, zieht sich mit sofortiger Wirkung vom Spielbetrieb zurück und steht als erster Absteiger in die Oberliga fest.

Gespräche nicht erfolgreich

Um 15 Uhr teilte Reinhardt der Mannschaft das endgültige Aus mit, nachdem er zuvor erfolglos mit mehreren Investoren verhandelt hatte: "Die Spieler der Mannschaft haben große Geduld bewiesen. Die meisten von ihnen wollten bleiben und haben bis heute abgewartet." Reinhardt und die Spieler hatten zuvor einvernehmlich beschlossen, dass bis Mittwochnachmittag die Entscheidung fallen muss. "Sie müssen jetzt noch vor Ende der Transferperiode die Möglichkeit zu einem Vereinswechsel bekommen." Gleichzeitig dankte der Insolvenzverwalter "allen Spielern, dass sie diese auch für sie belastende Situation solidarisch mitgetragen haben. Ich wünsche ihnen allen eine erfolgreiche sportliche Zukunft." 

Eigentlich schien das Aus der Thüringer schon am vergangenen Freitag besiegelt, nachdem Verhandlungen mit einer neuen Investorengruppe kein Ergebnis gebracht hatten. Am Sonntagabend war jedoch plötzlich neue Hoffnung aufgekommen, da Reinhardt mit einem anderen Geldgeber in Gesprächen stand. Dieser hatte bereits eine schriftliche Absichtserklärung unterzeichnet, entsprechend war von einer "positiven Lösung" die Rede. Doch weil auch diese Gespräche keinen Erfolg brachten, ist das Aus der Thüringer nun besiegelt – und damit endgültig.

Abstieg in die Oberliga

Mit der Abmeldung vom Spielbetrieb steht Rot-Weiß Erfurt nur knapp eineinhalb Jahre nach dem Abstieg aus der 3. Liga als erster Absteiger in die Oberliga fest, zudem werden alle Partien der Thüringer mit sofortiger Wirkung annulliert. Das Spiel gegen Energie Cottbus am Samstag findet entgegen einer vorherigen Ankündigung von Reinhardt nicht statt, auch zum Halbfinale im Thüringen-Pokal wird RWE nicht antreten. Alle Spieler sind vorerst vereinslos und haben nur noch bis zum Ende der Transferperiode am Freitag Zeit, sich einem neuen Klub anzuschließen. Mehrere Akteure haben den Klub bereits in den vergangenen Tagen verlassen, darunter Morten Rüdiger (Lübeck), Rico Gladrow (Cottbus) und und Selim Aydemir (Menemenspor). 

Eine komplette Abwicklung des Vereins droht aber offenbar nicht. Die Nachwuchs- und Jugendmannschaften können ihren Spielbetrieb vorerst fortführen. In der kommenden Saison will RWE den Neustart in der Oberliga vollziehen. "Hierfür gibt es bereits Interessenten. Wir sind im Gespräch", sagte Reinhardt am vergangenen Freitag. "Jetzt sind die Vereinsgremien und Vereinsmitglieder gefordert, sich auf die Aufrechterhaltung des Nachwuchsbereichs zu konzentrieren." 

Ausgliederung war gescheitert

Doch wie konnte es zur erneuten Pleite kommen? Schon vor zwei Wochen war bekannt geworden, dass die Thüringer das Dezember-Gehalt an die Mannschaft nicht überweisen konnten. Hintergrund waren Streitigkeiten zwischen Reinhardt und den drei Investoren, die erst im vergangenen Oktober eingestiegen waren. Die Geldgeber beklagten, dass Reinhardt die zur Verfügung gestellten Gelder unsachgemäß verwendet habe. Dieser hingegen erklärte, "dass die eingezahlten Gelder sowohl dazu dienen, die Fortführung des Spielbetriebs abzusichern, als auch die ab dem 1. Januar 2019 entstandenen Verbindlichkeiten des RWE abzutragen." Das sahen die Investoren anders.

Zwei der drei Investoren stellten anschließend Strafanzeige gegen den Insolvenzverwalter. Zuvor war zudem bekannt geworden, dass die Ausgliederung der RWE-Spielbetriebs-GmbH gescheitert ist – das notwendige Kapital war nicht vorhanden. Über die Entscheidung des Amtsgerichts Jena soll Reinhardt laut den Investoren bereits vorab informiert gewesen sein, die Mitteilung aber nicht an die Geldgeber weitergegeben haben. Offenbar der Hauptgrund, warum die Investoren ihre Zahlungen einstellten: "Rechtsanwalt und Insolvenzverwalter Reinhardt hat zu keinem Zeitpunkt die Voraussetzungen zum Vollzug der Verträge mit den Investoren geschaffen. Die Zukunftspläne von Rot-Weiß Erfurt wurden durch Herrn Reinhardt zerstört", erklärten sie in einer Stellungnahme. Nun verabschiedet sich Rot-Weiß Erfurt, immerhin zweimaliger DDR-Meister und Gründungsmitglied der 3. Liga, nur drei Tage nach seinem 54. Vereins-Jubiläum in die Bedeutungslosigkeit. Wie lange, das ist völlig unklar. 

   

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