Großaspachs historisches Debakel: "Ein Schlag ins Gesicht"
Schlimmer hätten bei der SG Sonnenhof Großaspach die Premiere des neuen Stadionnamens und das Heimdebüt von Cheftrainer Mike Sadlo kaum verlaufen können: Die historische 0:6-Pleite des nun schon seit acht Spielen sieglosen Abstiegskandidaten gegen die Würzburger Kickers spottete der "WirmachenDruck-Arena" jeder Beschreibung und ließ dem Coach die neue Aufgabe geradezu als Himmelfahrtskommando erscheinen.
Sadlo fassungslos
"Von dem Feuer, das wir vergangene Woche beim 1. FC Kaiserslautern hatten, war nichts zu sehen“, schimpfte Sadlo nach der höchsten Niederlage in der sechsjährigen Drittliga-Geschichte des Dorfklubs auf der Pressekonferenz nach Spielende über den desolaten Auftritt seines Teams. Der 48-Jährige wirkte nach der achten Heimniederlage seiner Mannschaft nahezu fassungslos: "Ich hatte den Eindruck, als ob unsere Heimzuschauer für meine Spieler lähmend waren, und dass wir schwere Beine hätten."
Auch von Reife war nichts zusehen. Ein Doppelschlag der Gäste in der Mitte der ersten Halbzeit war praktisch schon entscheidend, und nach einer gelb-rote Karte gegen Mittelfeldspieler Onur Ünlücifci wegen Meckerns unmittelbar vor der Pause sowie dem dritten Gegentreffer kurz nach dem Seitenwechsel nahm das Unheil für die Platzherren seinen Lauf. Sadlo erlebte das Debakel nach dem ermutigenden 0:0 zum Wiederbeginn der Saison in Kaiserslautern völlig konsterniert. "Auswärts geben wir Vollgas, und zuhause verlässt uns der Mut“, meinte der gebürtige Thüringer ratlos.
Fans stellen Spieler zur Rede
Seine Mängelliste war auch entsprechend lang und musste seinen Spielern in den Ohren geklungen haben: "Wir laufen nicht an, stoppen vorher ab, als ob wir Angst hätten, es nicht zu schaffen.- Treffen mit dem Ball oft die falschen Entscheidungen, verzetteln uns im Eins gegen Drei, verpassen den richtigen Zeitpunkt zum Abspiel und bekommen dadurch keine Entlastung. Nach dem 0:3 ging es nur noch darum, den Schaden zu begrenzen, aber auch das ist uns nicht gelungen.“
Kapitän Julian Leist konnte sich den schwachen Auftritt nicht erklären: "Heute hat gar nichts gepasst, das muss ich erstmal sacken lassen. Es tut heute einfach weh", sagte er im Interview mit "Magenta Sport" und sprach von einem "Schlag ins Gesicht". Die Fans, die den Support in der Schlussphase bereits eingestellt hatten, stellten die Mannschaft nach Schlusspfiff vor dem Fanblock mit emotionalen Worten zur Rede.
Schon sieben Punkte Rückstand
Nach dem schon siebten Heimspiel in Serie ohne Erfolgserlebnis – der bislang einzige Sieg vor den eigenen Fans datiert schon vom 28. September (2:0 gegen den Chemnitzer FC) – ist Großaspachs Situation im Abstiegskampf prekärer denn je. Durch die Punktgewinne der meisten Rivalen im Rennen um den Klassenerhalt liegt Sadlos Mannschaft auf dem vorletzten Tabellenplatz schon sieben Zähler hinter dem ersten Nichtabstiegsrang und hat zudem eine erschreckend schwache Tordifferenz (-25).
Gleichwohl richtete Sadlo den Blick trotzig nach vorn auf das nächste Spiel beim KFC Uerdingen (Samstag): "Wir werden uns nicht abmelden, und wir werden auch nicht zuhause bleiben. Wir werden die Fehler klipp und klar ansprechen und wollen dann wieder ein anderes Gesicht zeigen." Dass die Partie auswärts stattfindet, kommt fast schon einem kleinen Hoffnungsschimmer gleich.