Washausen: "Höchste Zeit für ein Erfolgserlebnis"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Halle-Kapitän Jan Washausen über den Fehlstart ins Jahr 2020, seine Rolle als Spielführer und die kommende Partie beim FC Bayern II, der nach der Winterpause noch ohne Punktverlust ist.
"Daran hatten wir zu knabbern"
liga3-online.de: Vier Pflichtspiele, vier Niederlagen: Das Jahr 2020 begann für den Halleschen FC desaströs. Wie erklären Sie sich diesen Fehlstart, Herr Washausen?
Jan Washausen: Darauf eine plausible Antwort zu finden, ist nahezu unmöglich. Wir hatten uns nach einer guten Vorbereitung mit ansprechenden Ergebnissen natürlich deutlich mehr vorgenommen. Es war aber auch klar, dass wir nicht vor Selbstvertrauen strotzen. Schließlich hatten wir schon die letzten drei Partien 2019 nicht gewonnen. Wenn du dann auch das erste Spiel nach der Winterpause in Rostock 0:1 knapp verlierst, fängst du direkt wieder an zu grübeln.
Zur Winterpause waren Sie mittendrin im Aufstiegsrennen und standen im Viertelfinale des Landespokals von Sachsen-Anhalt. Jetzt ist der HFC Tabellenzehnter und nicht mehr im Pokal dabei. Es ist schon Wahnsinn, wie sich im Fußball das Blatt innerhalb weniger Wochen wenden kann!
Das ist wirklich extrem. Vor allem die 1:2-Pokalniederlage bei Nordost-Regionalligist Germania Halberstadt tat weh, weil wir das nicht mehr korrigieren können. Daran hatten wir zu knabbern. Nach dieser Partie gab es viele Gespräche, unser Präsident kam sogar in die Kabine. Auch sowas zeigt uns, dass die Situation alles andere als entspannt ist. Wir wussten, dass wir etwas verändern müssen und das haben wir zuletzt in Chemnitz auch getan. Mit einem Formationswechsel wollten wir defensiv stabiler stehen. Das ist uns lange gelungen, dann haben wir leider einen unberechtigten Elfmeter gegen uns bekommen. So mussten wir wieder einem Rückstand hinterherlaufen.
Wie ist nach dem 0:3 in Chemnitz die Stimmung im Team?
Grundsätzlich positiv. Es war insgesamt kein schlechtes Spiel von uns, das Matchglück hat leider gefehlt. So doof es auch klingen mag: Trotz der Niederlage können wir auf der Leistung aufbauen.
Was hat noch für ein Erfolgserlebnis gefehlt?
Wir müssen einfach mal wieder in Führung gehen, um Sicherheit reinzubekommen und das Selbstbewusstsein zurück zu erlangen.
"Chemie im Team stimmt"
Besonders in solchen Zeiten sind Sie als Kapitän besonders gefragt. Was haben Sie bereits für Maßnahmen ergriffen?
Ich habe mir gemeinsam mit einigen Mitspielern und Vereinsverantwortlichen Gedanken gemacht, was wir verändern können, um das Ruder herumzureißen. Vor dem Chemnitz-Spiel waren wir sehr optimistisch, dass wir die Niederlagenserie beenden. Das 0:3 war deshalb umso bitterer. Wir haben uns extrem bemüht, die Lage zu verbessern. Bislang vergeblich. Jetzt nehmen wir den nächsten Anlauf.
Was muss besser werden, um, wieder an die starken Leistungen in der Hinserie anknüpfen zu können?
Die Einstellung passt, die Chemie im Team stimmt weiterhin. Es ist aber wichtig, dass wir in der Defensive noch weniger zulassen. Mehr als zwei bis drei Möglichkeiten darf der Gegner nicht bekommen. Außerdem müssen wir vorne kaltschnäuziger und konsequenter werden. Wir vergeben teilweise unzählige Chancen und der Gegner geht dann mit seinem ersten Torschuss in Führung. Dass einen das herunterzieht – vor allem in der aktuellen Situation – ist nur menschlich.
Am Montagabend geht es mit der Begegnung beim FC Bayern II weiter, der 2020 noch ohne Punktverlust ist. Wie wollen Sie ausgerechnet bei einem Gegner mit diesem Selbstbewusstsein wieder in die Spur finden?
Wir stehen zwar in der Tabelle noch vor der U23 des FC Bayern, nehmen aber auf keinen Fall die Favoritenrolle ein. Was uns vielleicht entgegen kommt, ist, dass wir auf eine spielstarke Mannschaft treffen, die einen attraktiven und offensiven Fußball zeigen will. Mit einer energischen Arbeit gegen den Ball können wir hoffentlich Ballgewinne erzwingen. Dann haben wir bestenfalls kurze Wege zum Tor. Ich hoffe, dass wir endlich einmal wieder das Momentum auf unsere Seite ziehen können. Es wird höchste Zeit für ein Erfolgserlebnis.