"Ein paar Tränen": Enttäuschung bei Rödinghausens Spielern

Der SV Rödinghausen verzichtet wie schon im Vorjahr auf die Drittliga-Lizenz – diese Nachricht sorgte am Donnerstag für reichlich Aufsehen. Die Spieler des Tabellenführers der Regionalliga West reagierten enttäuscht. Vor allem Kapitän Daniel Flottmann findet deutliche Worte.

"Ein Vertrauensverlust"

53 Punkte aus 22 Spielen! Der SV Rödinghausen ist in der Regionalliga West das Maß aller Dinge und liegt voll auf Kurs 3. Liga. Doch weil die Drittliga-Anforderungen für den östwestfälischen Dorfverein aus der 10.000-Einwohner-Gemeinde nicht zu stemmen sind, verzichtet der Klub auf die Beantragung der Lizenz. Knackpunkt ist vor allem das Stadion. Mit derzeit lediglich 3.400 Plätzen ist das Häcker-Wiehenstadion deutlich zu klein für die 3. Liga – mindestens 10.001 Zuschauer müssen die Drittliga-Stadien fassen. 

Ein Ausbau sei nicht möglich, erklärte der Klub am Donnerstag. Ein Neubau, "und nur durch einen solchen wären die Bedingungen langfristig zu erfüllen", sei weder wirtschaftlich noch nachhaltig. Und ein Umzug in die benachbarten Stadien von Bielefeld, Osnabrück oder Lotte sei "keine wirkliche Option", wie Geschäftsführer Alexander Müller betonte. "Unsere Heimat ist hier in Rödinghausen und die Verbundenheit mit unserer Region und unseren Fans hier vor Ort ist uns sehr wichtig." Daher ist die Regionalliga vorerst das Höchste der Gefühle für den kleinen Verein aus der Nähe von Bielefeld und Osnabrück.

Für die Spieler war die Nachricht des Vereins am Donnerstag ein echter Schock: "Damit haben wir nicht gerechnet. Entsprechend fühlen sich viele von uns jetzt leer", berichtet Kapitän Daniel Flottmann in der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Als der Verein die Mannschaft um 14 Uhr informiert habe, "gab es bei uns Wut und auch ein paar Tränen." Flottmann spricht von einer "Riesenchance", die nun verpasst wird. "Das ist schon ein bisschen wie ein Vertrauensverlust". Zuletzt habe im Raum gestanden, in der 3. Liga in das rund 50 Kilometer entfernte Lotte auszuweichen. "Das hätte ich gut gefunden", so der 35-Jährige. Doch der Verein entschied sich dagegen. "Es war heute ein bisschen so, als ob die Freundin mit Dir Schluss gemacht hätte – und du versuchst sie zu überreden, obwohl es zwecklos ist." 

Konkurrenz überrascht

Die direkte Konkurrenz aus Verl, Oberhausen und Essen reagierte überrascht: "Ich muss sagen, dass ich mich sehr gewundert habe, als ich das hörte", so Raimund Bertels, sportlicher Leiter und Präsident des SC Verl im "RevierSport". Der SCV, der zuletzt im DFB-Pokal für Furore sorgte, würde nach aktuellem Tabellenstand anstellte des SV Rödinghausen an den Aufstiegsspielen gegen den Meister der Nordost-Staffel teilnehmen – sofern der Klub die Lizenz beantragt. Doch das ist fest eingeplant, wie Bertels erklärt: "Ich kann hier nur noch einmal betonen, dass wir alles daran setzen werden, um die Lizenz zu beantragen. Für einen Verein wie den SC Verl ist das auch nicht einfach, aber wir sind da auf einem sehr guten Weg. Wir werden die Unterlagen fristgerecht zum 2. März beim DFB einreichen." Doch auch die Verler würden im Aufstiegsfall vor einem Stadionproblem stehen, schließlich ist die heimische Sportclub-Arena mit 5.153 Plätzen ebenfalls deutlich zu klein.

Deutlich weiter ist da Rot-Weiß Oberhausen (44 Punkte), dessen "Stadion Niederrhein" über 17.000 Fans fasst. RWO-Präsident Hajo Sommers zieht den Hut vor der Entscheidung des SVR: "Glückwunsch an Rödinghausen. Es scheint im Fußball doch noch Vereine mit Vernunft und Verstand zu geben." Auch Rot-Weiss Essen, das mit einem Spiel mehr derzeit fünf Punkte hinter Verl liegt, weist mit dem 2013 völlig neugebauten "Stadion Essen" und seinen 20.650 Plätzen längst Profibedingungen vor. Vorstandsvorsitzender Marcus Uhlig hofft aber, dass durch die Entscheidung von Rödinghausen "der Wettbewerb nicht negativ beeinflusst wird. Wir haben als einzige Spitzenmannschaft bereits zweimal gegen den SV Rödinghausen gespielt." Doch ob sich die Spieler des SVR in den ausstehenden Spielen noch richtig motivieren können, ist fraglich: "Ich weiß nicht, ob wir am Samstag immer noch hundert Prozent unseres Leistungsvermögens abrufen können", gibt Flottmann im "RevierSport" ehrlich zu. Klar ist indes: Leistungsträger wie Trainer Enrico Maaßen sowie Top-Torjäger Simon Engelmann (19 Tore) dürften am Saisonende nicht zu halten sein – zumal sich an der Perspektive des Klubs kurzfristig nichts ändern dürfte.

   

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