Regionalliga-Report: Jenas Auftakt abgesagt – Tribüne sabotiert?
Zum Saisonauftakt der neu gegründeten Regionalliga Nordost am vergangenen Wochenende machte die vierthöchste deutsche Spielklasse direkt Schlagzeilen: Das Auftaktspiel des in der letzten Saison aus der 3. Liga abgestiegenen FC Carl Zeiss Jena beim FSV Zwickau musste abgesagt werden. Dieses Mal waren aber nicht etwa randalierende Fans Schuld, sondern die neue Gästetribüne im Zwickauer Stadion. Sie wies sicherheitstechnische Mängel auf, die aber erst bemerkt wurden, nachdem die Jena-Fans sie bereits betreten hatten. Zunächst wurde die Partie um eine halbe Stunde nach hinten verschoben, ehe sie letztendlich doch komplett abgesagt werden musste. Nun besteht sogar Verdacht auf Manipulation.
Einzelteile der Tribüne wurden abgeschraubt
Samstag, 11.08.2012, 12.30 Uhr: Eine Stunde noch, dann sollte die Regionalliga-Partie zwischen den beiden rivalisierenden Klubs FSV Zwickau und FC Carl Zeiss Jena angepfiffen werden. Rund 800 Fans hatten den in der letzten Saison aus der 3. Liga abgestiegenen FCC nach Zwickau begleitet und die dortige Gästetribüne, die für gut 840 Fans konzipiert wurde, erobert – doch dann mussten sie sie schon wieder räumen. Die gerade neu errichtete Gästetribüne wies Sicherheitsmängel vor, die erst nach ein paar Support-Einlagen der Jena-Fans bemerkt wurden. Nachdem alle Gästefans die Tribüne geräumt hatten, ging es an die Reparaturarbeiten. Schrauben waren gelockert oder fehlten ganz, wie FSV-Sportvorstand Gerhard Neef gegenüber dem MDR sagte: "Es handelte sich um Einzelteile der Tribüne, die wohl abgeschraubt wurden." Nachdem versucht wurde, die fehlenden Schrauben zu ersetzen, hatte das Bauordnungsamt aber noch etwas zu bemängeln: Die Tribüne entsprach nicht mehr den TÜV-Vorschriften, weswegen der FSV Zwickau nach Gesprächen mit Polizei und Sicherheitsverantwortlichen entschied, die Partie komplett abzusagen.
Manipulationsverdacht und Schadensersatzforderung von Jena
Die abgesagte Partie hat aber nicht nur sportlich für die beiden betroffenen Vereine Folgen. Thomas Freitag, Bauordnungsamtsleiter Zwickau, sprach gegenüber dem MDR von einer Manipulation unter der Tribüne. Sogar der Verdacht, dass Zwickauer Fans die Tribüne sabotiert haben könnten, kam auf. Daher hat sich das Sportgericht des Norddeutschen Fußball-Verbandes (NOFV) eingeschaltet, welches nun zu klären versucht, warum die neue Tribüne im Vorhinein überhaupt für regionalligatauglich erklärt wurde. Auch die Zwickauer Polizei ermittelt, sie rechnet aber nicht mit einem Ergebnis vor Ende dieser Woche. Außerdem hat Gastverein FC Carl Zeiss Jena im wahrsten Sinne des Wortes noch eine Rechnung mit dem FSV Zwickau offen: Der Drittliga-Absteiger fordert Schadensersatz und will erreichen, dass Ticketkosten rückerstattet und An- und Abreisegebühren vom FSV Zwickau übernommen werden. Laut Jenas Pressesprecher Andreas Trautmann prüfe man derzeit, "was möglich ist", wie er dem SID sagte. Über die Rückerstattung der Eintrittsgelder habe man sich bereits fast geeinigt. Zudem fordert der FCC die Austragung eines möglichen Wiederholungsspieles in Jena, um nicht noch einmal die 140 Kilometer lange Fahrt Richtung Zwickau antreten zu müssen. Ob ein Wiederholungsspiel aber überhaupt stattfindet, will der NOFV in dieser Woche aber erst noch klären. Möglich ist auch, dass das Spiel zugunsten von Carl Zeiss Jena gewertet wird.
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