Hosiner im Interview: "Zum FIFA-Profi reicht es nicht"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Philipp Hosiner, Torjäger des Chemnitzer FC, über die bisher starke Rückserie des CFC, seine vielen Saisontore und sein leidenschaftliches Hobby FIFA 20.
"Spielen mehr Männerfußball"
liga3-online.de: Die Hinserie beendete der Chemnitzer FC auf Platz 17, in der Rückserie gehört der CFC bisher zu den besten fünf Teams. Wieso läuft es im neuen Jahr so viel besser, Herr Hosiner?
Philipp Hosiner: Wir belohnen uns endlich für unsere harte Arbeit mit Punkten. Nachdem wir die Hinrunde im Trainingslager in der Türkei intensiv analysiert haben, sind wir stabiler und reifer geworden. Wir spielen mehr Männerfußball und gehen kompromissloser zu Werke. In der zweikampfbetonten 3. Liga ist das extrem wichtig.
Sie haben mit sieben Toren nach der Winterpause einen entscheidenden Anteil am Aufschwung. Mit insgesamt 16 Saisontreffern sind Sie einer der treffsichersten Stürmer der Liga. Es läuft bei Ihnen!
Ich kann mich nicht beschweren. (lacht) Letztendlich läuft es aber nur gut für mich, weil wir als Team hervorragend funktionieren. Ich profitiere davon, dass wir konstant gute Leistungen zeigen und defensiv deutlich sicherer stehen. So kann ich mich optimal auf meine Aufgabe, Tore zu erzielen, konzentrieren.
Nach Stationen beim SV Sandhausen, 1. FC Köln und Union Berlin scheinen Sie nun Ihr Glück in Deutschland endlich gefunden zu haben. Was ist in Chemnitz anders?
Ich spüre vollstes Vertrauen vom gesamten Verein. Das war in der Vergangenheit oft nicht so und ich musste ständig um Einsatzminuten kämpfen. In Chemnitz bin ich Stammspieler und ich kann jede Woche zeigen, was ich draufhabe. Allerdings muss ich dazu auch sagen, dass die Konkurrenz beispielsweise in Köln natürlich viel größer war. Es war nun einmal die 1. Bundesliga.
Was hatte Sie überhaupt im Sommer 2019 in die 3. Liga zum CFC verschlagen? Vorher waren Sie schließlich in Österreich beim Erstligisten Sturm Graz am Ball und kamen sogar in der Europa League Qualifikation zum Einsatz.
Ich hätte auch in höhere Ligen wechseln können. Mir war aber wichtig, zu einem Verein zu gehen, bei dem ich viel Spielpraxis bekomme. Bei Chemnitz hatte ich einfach insgesamt ein gutes Gefühl. Und mein Gefühl hat mich nicht getäuscht. Es macht extrem viel Spaß, Teil dieses Teams zu sein. Wir haben einen katastrophalen Saisonstart weggesteckt, uns zurückgekämpft und uns eine gute Ausgangslage im Rennen um den Klassenverbleib erarbeitet.
"Eine coole Ablenkung zum Fußball-Alltag"
Bleiben Sie denn bei einem Klassenverbleib in Chemnitz oder wollen Sie noch einmal in einer höheren Liga angreifen?
Aktuell gilt mein Fokus einzig und allein dem Abstiegskampf mit Chemnitz. Ich beschäftige mich nicht mit Eventualitäten nach Saisonende. Im Fußball ist ohnehin wenig planbar. Mal sehen, wie es im Sommer für mich weitergeht.
Möglich wäre auch eine Karriere als E-Sportler bei FIFA 20. Schließlich hatten Sie vor wenigen Wochen den amtierenden Weltmeister Mohammed "MoAuba" Harkous am Rande einer Niederlage! Jetzt mal im Ernst: Wäre das etwas für Sie?
(lacht) Ich spiele seit Ewigkeiten FIFA und es ist ein leidenschaftliches Hobby. Es macht mir Spaß und ich würde behaupten, dass ich ganz gut bin. Dennoch reicht es nicht zum Profi. Zunächst einmal wäre das zeitlich nicht vereinbar mit meiner Fußball-Karriere. Außerdem werde ich im Mai 31 Jahre alt. In der FIFA-Szene bin ich damit schon fast ein Opa. (lacht)
Wie viel Zeit investieren Sie in FIFA 20 und wie aktiv verfolgen Sie den FIFA E-Sport?
Wenn es die Zeit zulässt, spiele ich schon nicht wenig. Ich streame auch hin und wieder auf Twitch und lasse Zuschauer an meinem Spiel teilhaben. Das ist eine coole Ablenkung zum Fußball-Alltag. Allerdings werde ich dafür in den kommenden Monaten nicht so viele Kapazitäten haben. Es stehen einige Englische Wochen an und es geht in die entscheidende Saisonphase. Da muss ich körperlich und mental topfit sein.
Mit Chemnitz geht es jetzt gegen die direkten Abstiegskonkurrenten Carl Zeiss Jena und SG Sonnenhof Großaspach weiter. Bei zwei Siegen hätte der CFC 40 Zähler auf dem Konto. Das wäre ein großer Schritt in Richtung Klassenerhalt, oder?
Definitiv. Aber wir wissen, dass beide Spiele sehr schwer werden. Es gibt in der 3. Liga keine einfachen Gegner, es geht immer alles sehr eng zu. So eine ausgeglichene Liga habe ich vorher noch nie erlebt. Wir müssen jede Woche unsere Leistungsgrenze erreichen, um weiter konstant zu punkten.