Um Kosten zu sparen: Zwickau plädiert für Saisonabbruch
Die Ausbreitung des Coronavirus treibt viele Vereine vor allem finanziell in die Krise, es drohen hohe Verluste aufgrund ausbleibender Einnahmen. Der FSV Zwickau drängt daher auf eine schnelle Entscheidung – und fordert in Person von Vorstandssprecher Tobias Leege einen Abbruch der Saison.
Hohe Verluste drohen
Im Rahmen einer außerordentlichen Managertagung wollen die 20 Drittligisten am Montag über das weitere Vorgehen beraten. Im Raum stehen eine Verlängerung der Saison bis in den Juni hinein sowie ein sofortiger Abbruch. Geht es nach dem FSV Zwickau, soll letztere Option beschlossen werden. "Solange immer noch die Möglichkeit zu Geisterspielen besteht, sind die Voraussetzungen für Kurzarbeiter-Geld nicht geschaffen", erklärt Leege in einem ausführlichen Interview mit dem "MDR" und macht klar: "Wenn wir an das Kurzarbeiter-Geld ran wollen, muss die Entscheidung lauten: Abbruch der Liga."
Der Hintergrund: Der FSV Zwickau hat für diese Saison Zuschauereinnahmen in Höhe von 1,4 Millionen einkalkuliert. Sechs Heimspiele stehen allerdings noch aus, darunter die Ostduelle gegen Rostock, Halle und Chemnitz. Allein in diesen drei Partien würden die Westsachsen durch die Ticket-Verkäufe rund 350.000 Euro einnehmen. Sollten diese Partien ausfallen oder als Geisterspiele ausgetragen werden, würde das Geld im Etat fehlen.
FSV will Personalkosten senken
Leeges Plan: Bei einem Abbruch der Saison könnten die dadurch entstehenden Defizite durch die Reduzierung der Kosten für die erste Mannschaft über die Beantragung von Kurzarbeit ausgeglichen werden. Zum Problem könnte gleichzeitig jedoch werden, dass Sponsoren möglicherweise Gelder für nicht erbrachte Werbeleistungen zurückfordern. "Die Sponsoren hätten theoretisch Rückforderungsansprüche", weiß auch der Vorstandssprecher, hofft aber gleichzeitig, dass die Werbepartner ihre Gelder im Fall der Fälle nicht zurückziehen würden.
Vor allem der Faktor Zeit spielt für Leege eine große Rolle: "Wir können nicht erst warten, bis irgendwas passiert. Wenn wir sparen wollen, dann müssen wir auch an die Personalkosten der ersten Mannschaft ran." Denn solange keine Spiele ausgetragen werden, fehlen dem Klub wichtige Einnahmen – und das bei laufenden Kosten. "Das ist wirtschaftlich nicht machbar." Wartet man zulange, könnte die Gefahr bestehen, "dass wir wirtschaftlich nicht mehr in der Lage sind, die Spiele nachzuholen". Bis der Ball wieder rollen könnte, wird es wohl noch dauern: Durch eine Verfügung sind in Sachsen sämtliche Großveranstaltungen bis zum 30. April untersagt.
DFB plant finanzielle Hilfe
Was der FSV-Vorstandssprecher zum Zeitpunkt des Interviews am Freitagnachmittag noch nicht wusste: Der DFB hat angekündigt, den Vereinen im Form von Darlehen finanziell unter die Arme zu greifen. Mit diesen Geldern könnte der Zeitraum überbrückt werden, bis in einigen Wochen vielleicht wieder gespielt werden kann. Denn auf die Einnahmen aus dem Spielbetrieb können die Klubs eigentlich nicht verzichten. Allein dem MSV Duisburg könnten bei einem Abbruch der Saison 1,5 Millionen Euro an sicher geplanten Einnahmen aus dem Ticketing verloren geht. Auch Leege warnt: "Trotz der angegangenen Ausgliederung der Profiabteilung ist nicht auszuschließen, dass für den Verein aufgrund der Nachhaftung eine Insolvenzgefahr besteht." Hansa Rostock warnt deshalb vor einem voreiligen Saisonabbruch.
Aus sportlicher Sicht plädiert Leege im Falle eines Saisonabbruchs für eine Annullierung aller Spiele. Bei diesem Modell würde es keine Auf- und Absteiger geben, alle aktuellen 20 Teams würden in der kommenden Spielzeit erneut gegeneinander antreten. Dann würde auch der FSV Zwickau, derzeit auf dem ersten Abstiegsplatz stehen, sicher in der 3. Liga bleiben.
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